Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Drei Filialen in KölnSo geht es Galeria ein Jahr nach der Insolvenz

4 min
21.07.2025 Köln. Der Warenhauskonzern, der früher unter dem Namen Galeria Karstadt Kaufhof bekannt war, heißt jetzt nur noch Galeria. Langfristig sollen deshalb auch die Kaufhof-Schriftzüge am Traditionssitz an der Schildergasse entfernt werden. Foto: Alexander Schwaiger

Der Warenhauskonzern, der früher unter dem Namen Galeria Karstadt Kaufhof bekannt war, heißt jetzt nur noch Galeria. Langfristig sollen deshalb auch die Kaufhof-Schriftzüge am Traditionssitz an der Schildergasse entfernt werden.

Zwölf Monate nach Ende des Insolvenzverfahrens äußert sich das Unternehmen zur eigenen Lage – und zu möglichen weiteren Filialschließungen.

Rund ein Jahr ist es her, dass die 140 Galeria-Mitarbeiter ihr Glück kaum fassen konnten. Eigentlich hatte die ehemalige Karstadt-Filiale in der Breite Straße auf der Schließungsliste gestanden. 16 von bundesweit 92 Filialen sollten im Zuge der vergangenen Insolvenz dichtgemacht werden. Doch die Breite Straße schaffte es in letzter Minute – der Eigentümer des Gebäudes, das Unternehmen Aroundtown, war Galeria mit dem Mietpreis entgegengekommen.

Ende Juli 2024 endete das Insolvenzverfahren der Warenhauskette, es war das dritte innerhalb von vier Jahren. Neun Warenhäuser wurden letztlich im Zuge des Verfahrens geschlossen. Die drei Kölner Filialen in der Hohe Straße, Breite Straße und in Nippes blieben geöffnet. Kurz darauf übernahmen neue Eigentümer die Führung, die US-Investmentgesellschaft NRDC und eine Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz.

In den Kölner Häusern soll es gut laufen

Mit der aktuellen Entwicklung zeigt sich das Unternehmen zufrieden. „Galeria hat 83 Filialen, die profitabel laufen. Das ist ein großer Erfolg“, sagt eine Sprecherin. Auf die Frage, ob in absehbarer Zeit erneut eine finanzielle Schieflage drohe, antwortet sie: „Galeria steht auf einem stabilen bilanziellen Fundament, vor diesem Hintergrund sehen wir weiterhin positiv in die Zukunft.“ Weitere Filialschließungen seien derzeit nicht geplant.

Alles zum Thema Schildergasse

Auch in den Kölner Häusern soll es gut laufen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Mitarbeiterkreisen erfuhr. Wirklich sicher fühle man sich zwar nicht, aber man sei gespannt, ob das neue Konzept aufgehe. 

Zuletzt hatte Galeria bekanntgegeben, dass der Sportartikelhändler Decathlon und der Lebensmitteldiscounter Lidl in einige Filialen einziehen würden. Weitere Kooperationen sollen folgen. Von Marken wie Snocks und Copenhagen Studios verspricht man sich, mehr junge Kunden anzuziehen. Eine Anfrage zu den Kölner Häusern blieb von Galeria unbeantwortet.

Van den Bossche sorgte wohl für zu viele Kosten

In der Kölner Belegschaft hatte der überraschende Abgang von Geschäftsführer Olivier van den Bossche im April für Aufregung gesorgt – doch Berichten zufolge hatte seine Kündigung an Unstimmigkeiten mit dem Galeria-Management gelegen.

Das „Manager Magazin“ berichtete mit Verweis auf Unternehmenskreise, dass van den Bossche bei einer Dienstreise in den USA nicht nachvollziehbare Kosten produziert habe. Auch Verträge mit externen Dienstleistern seien beim Management nicht gut angekommen, etwa mit einer Anwaltskanzlei und einem Logistikunternehmen. Im August startet van den Bossche bei Mediamarkt, wo er künftig das Geschäft in den Benelux-Staaten leitet. Inzwischen leitet der ehemalige Galeria-Vertriebschef Tilo Hellenbock das operative Geschäft der Warenhauskette.

„Wir performen besser als viele Mitbewerber“

Wie es konkret um die wirtschaftliche Lage von Galeria steht, lässt sich nur vermuten. „Wir performen besser als viele Mitbewerber“, sagte die Galeria-Sprecherin. Angesichts der Konsumflaute sei das bemerkenswert. Das „Handelsblatt“ berichtete vergangene Woche, dass Umsatz und Gewinn im Mai und Juni im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen seien. Galeria äußerte sich nicht zu diesem Bericht.

Branchenkenner werten aber vor allem die Personalien der vergangenen Wochen als Krisenzeichen. Nicht nur van den Bossche hat den Konzern verlassen, auch die Einkaufschefin und der Controlling-Leiter haben ihren Hut genommen.

Eigentümer Bernd Beetz hatte im Januar im „Handelsblatt“ angekündigt, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr von zwei auf knapp 2,5 Milliarden Euro steigern zu wollen. Inzwischen heißt es, diese Zahl sei „eine mittelfristige Vision“, die in zwei bis fünf Jahren erreicht werden soll. Die Ergebnisse lägen „über den Erwartungen“ und sollen noch deutlich steigen. Konkrete Zahlen nennt Galeria auf Nachfrage nicht.

Experte: „Die Luft ist weiterhin dünn“

Fortschritte vermeldet Galeria bei der Modernisierung seiner Warenhäuser. 20 von ihnen wurden seit dem vergangenen Sommer bereits umgebaut, vier weitere sollen 2025 noch folgen. Künftig sollen jährlich fünf bis zehn Standorte modernisiert werden. Wie viel und in welche Häuser investiert wurde, verrät Galeria nicht.

Für Carsten Kortum, Handelsexperte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, reicht das nicht. „Der Investitionsstau wäre erst nach zehn Jahren aufgelöst, dann wären die ersten umgebauten Geschäfte aus 2024 schon fast wieder dran“, sagt er. In vielen Häusern fehlten attraktive Bedingungen für Kundschaft und Beschäftigte. Der Handelsexperte schätzt den Investitionsbedarf auf 20 Millionen Euro pro Filiale. „Die Luft ist weiterhin dünn und die Investoren versuchen wie in der Vergangenheit aus dem Unternehmen eher Geld herauszuziehen.“

Auch Immobilieneigentümer Aroundtown, der die Rettung der Kölner Karstadt-Filiale durch Zugeständnisse möglich gemacht hatte, ist eine unsichere Variable. Das Gebäude auf der Breite Straße soll teilweise zurückgebaut, aufgestockt und umgebaut werden, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete. Nur im Erdgeschoss und in einem Teil des ersten Obergeschosses seien noch Flächen für Handel eingeplant. In den Rest sollen ein Hotel, Gastronomie und ein Fitnessstudio einziehen.

Die konkreten Pläne stammen aus einer Information der Stadtverwaltung an die Bezirksvertretung Innenstadt, darin sind auch erste Skizzen zu sehen. Die Planungen sind noch im Abstimmungsprozess, es ist also unklar, ob und wann sie umgesetzt werden. (mit dpa)