Werks-Aus in SaarlouisBeschäftigte bei Ford-Zulieferern nehmen Abfindungen an

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Das große Logo von Ford, das auf dem Parkplatz des Werks Saarlouis steht, mit einem Durchfahrt Verboten Schild davor.

Das große Logo von Ford, das auf dem Parkplatz des Werks in Saarlouis steht.

Nach dem viertägigen Streik gibt es in Saarlouis eine Lösung für die Beschäftigten. Ältere erhalten besondere Konditionen.

Mehr als 100 Stunden wurde verhandelt, nun gibt es für die Beschäftigten der Ford-Zuliefererbetriebe in Saarlouis endlich Klarheit. Die Gewerkschaft IG Metall und die Unternehmen haben sich auf Sozialtarifverträge geeinigt. „Wir haben mit den fünf Betrieben Verträge geschlossen“, sagte der Zweite Bevollmächtigte und Verhandlungsführer der IG Metall Völklingen, Ralf Cavelius. „Und für alle haben wir ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann und sich deutlich von normalen Sozialplanthemen abhebt.“

Am Montag stimmten die Belegschaften der einzelnen Betriebe über das Ergebnis ab. Vor rund zehn Tagen hatte die Gewerkschaft die rund 500 Beschäftigten zu einem unbefristeten Streik aufgerufen. Nach vier Tagen im Ausstand wurde dann eine Streik-Pause eingelegt, um am Wochenende neu zu verhandeln.

Focus-Produktion wurde verlängert

Zuletzt liefen Gespräche für 70 Beschäftigte von Benteler, 40 von Tenneco, 12 von Lear, 160 von Magna und 220 von Rhenus. Nicht betroffen sind die Beschäftigten von Adient, die eine eigene Vereinbarung mit Ford haben. Anlass für die Verträge ist das vom US-Autobauer Ford angekündigte Ende der Produktion in Saarlouis im November 2025.

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Für die Beschäftigten im Ford-Werk gilt seit Ende Februar ein Sozialtarifvertrag. Die Vereinbarungen beinhalten die Weiterbeschäftigung von 1000 der insgesamt 3750 Ford-Mitarbeiter bis Ende 2032, hohe Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme. Außerdem wurde das Ende der Produktion des Ford-Focus um ein halbes Jahr auf November 2025 verschoben.

„Wir wollten eigentlich Arbeitsplätze, die kriegen wir nicht“, sagte Cavelius. Denn mit dem Ende des Ford-Werks ist auch für die Zulieferer, die für den Bau des Focus produzieren, endgültig Schluss im Industriepark. „Also wollen wir die zweitbeste Lösung. Das ist immenses Geld.“ Es gebe Abfindungsbeträge, Transfergesellschaften und Übergangsregelungen für ältere Mitarbeiter. „Wir haben deutlich mehr gefordert. Aber wir sind deutlich an unser Ziel herangekommen“, sagte er. Für jedes Unternehmen sind die Verträge unterschiedlich.

20.000 Euro Sockelbetrag

Laut IG Metall gibt es in jedem Betrieb einen Sockelbetrag von 20 000 Euro. Hinzu kommen in jedem Unternehmen nochmals Zahlungen, die nach einer Formel als Faktor berechnet werden. Dieser Faktor als Grundlage für die Zahlungen ist nach Recherchen der Saarbrücker Zeitung dreimal höher als sonst üblich. Ausschlaggebend für die finanzielle Höhe ist dabei etwa die Zeit der Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten. Zudem gibt es für zwölf Monate eine Transfergesellschaft, in der die Belegschaften für einen Job-Wechsel vorbereitet werden.

Eine besondere Regelung gilt dabei für die Jahrgänge 1961 bis 1966. Sie können für die Dauer von 24 Monaten in die Transfergesellschaft wechseln, bekommen dann aber keine Abfindung. In diesen Fällen geht es eher darum, einen verlustfreien Übergang in die Rente zu ermöglichen.

Damit ist nun ein Schlussstrich unter die langen Verhandlungen zum Ende der Ford-Historie an der Saar gezogen. Ford wird damit künftig nur noch ein deutsches Werk am Standort Köln haben, wo auch die Führungsspitze von Ford-Deutschland und Ford of Europe sitzt. Die Produktion wurde komplett auf E-Mobilität umgerüstet. In den kommenden Monaten soll hier dann das erste reine E-Auto von Ford in Europa – der Explorer – gebaut werden.

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