HauptversammlungUmweltschützer kritisieren die Munich Re

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Kohlekraftwerk im polnischen Belchatow mit Projektion der Umweltorganisation Greenpeace

Kohlekraftwerk im polnischen Belchatow mit Projektion der Umweltorganisation Greenpeace

  • Die Münchener versichern polnische Kohlekraftwerke - Konzern will Profit steigern

München –  Stellenabbau und mehr Risikobereitschaft - seit einem Jahr steht Joachim Wenning an der Spitze der Munich Re und hat seitdem für einige Änderungen gesorgt. In einem Punkt verspricht der Chef des Assekuranzriesen aber Konstanz. "Wir sind die Warner", erklärte er seinen Aktionären zur Hauptversammlung im Kongresszentrum der Münchner Messe. Er meint damit die seit den 70er Jahren unverminderten Warnungen seines Konzerns vor den Folgen eines globalen Klimawandels. Dieses grüne Image passt aber nicht zu den Versicherungspraktiken der Münchner. Das meinen zumindest die Umweltorganisation Urgewald, der ehemalige Grünen-Chef Reinhard Bütikofer und auch der polnische Umweltaktivist Jan Chudzynski.

Alle drei haben dem Assekuranzriesen vor seinen Anteilseignern vorgeworfen, speziell die polnische Kohleindustrie und deren Ausbau in großem Stil zu unterstützen, indem er Kohlekraftwerke und Kohleminen versichert. "Sie behindern die dringend nötige Energiewende in meinem Land", kritisierte Chudzynski.

Über ihre Tochter Ergo versichere die Munich Re in Polen nicht nur das Kohlekraftwerk Belchatow, das als das europaweit größte und dreckigste gilt, sondern mit Opole auch den größten Kohlekraftwerksneubau EU-weit. Als Rückversicherer teile die Munich Re auch mit ZE Pak als wichtigstem Versicherer der polnischen Kohleindustrie dessen Risiken.

Assekuranz-Rivalen wie Swiss Re oder Axa seien weiter in ihrer Strategie zur Kohlevermeidung, betonte Bütikofer und bemängelte das Fehlen eines eigenen Munich- Re-Ausstiegsszenarios. Mit seiner Forderung, die Munich Re möge wenigstens kein Neugeschäft zur Versicherung von Kohleindustrien mehr zeichnen und damit verbundene Reputationsrisiken vermeiden, erntete er Beifall unter den Anteilseignern. Wenning reagierte allerdings reserviert. Ohne globalen Komplettausstieg aus fossilen Energien sei eine Rettung des Klimas bis 2050 nicht möglich, betonte er. Die Munich Re unterstütze das durch Investitionen in erneuerbare Energien und deren Versicherung. Letzteres geschehe aber auch bei Kohlekraftwerken, räumte er ein - ohne einen Abschied von dieser Praxis auch nur vage in Aussicht zu stellen.

Das mag auch daran liegen, dass die Gewinne seines Konzerns seit Jahren unter Druck sind. 2017 sind sie unter der Last von Naturkatastrophen enormen Ausmaßes um satte 85 Prozent auf noch knapp 400 Millionen Euro eingebrochen. Selbst wenn man Belastungen durch teils vom Klimawandel befeuerte Naturkatastrophen herausrechnet, hätte der Jahresüberschuss aber nur 2,2 Milliarden Euro und damit weitere 300 Millionen Euro weniger betragen als 2016. Von einstigen Dimensionen des Jahresüberschusses mit Werten von drei Milliarden Euro und mehr sind die Münchner weit entfernt.

Zumindest eine Trendwende will Wenning 2018 erzwingen und rund 2,3 Milliarden Euro Jahresüberschuss schaffen. Dazu werden auch 900 Stellen gestrichen, die Hälfte davon in der Münchner Zentrale. Auch ihre Vorsicht lockert die Munich Re. "Wir werden unsere Bereitschaft, Risiken einzugehen, an ausgewählten Stellen gezielt erhöhen", kündigte Wenning an. Das und die laufende Ergo-Sanierung soll bis 2020 wieder 2,8 Milliarden Euro Jahresüberschuss erlauben.

Dividende konstant

Aktionäre bleiben indessen hinsichtlich der Ergo skeptisch und empfehlen ihren Verkauf. "Das ist am wertsteigerndsten", meinte ein Fondsmanager. Erfreut zeigten er und andere Aktionärsvertreter sich dagegen, dass die Dividende trotz Gewinneinbruchs bei 8,60 Euro je Anteilsschein konstant bleibt. Die Anregungen zu Ergo sowie die Kritik an der Versicherung der Kohleindustrie stießen indessen auf taube Vorstandsohren. So wie es aussieht, bleibt die Munich Re sowohl Ergo als auch Kohleversicherungen treu.

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