Nach langer HängepartieDeutsche Post verkauft Streetscooter-Produktion

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Streetscooter

Der Elektro-Transporter Streetscooter der Deutschen Post DHL ist ein Erfolgsmodell. 

Bonn – Eigentlich hatte die Deutsche Post DHL die Suche nach einem Käufer für die Produktion des Elektrotransporters Streetscooter bereits vor zwei Jahren ergebnislos eingestellt – nun hat sie doch noch einen gefunden: Der Bonner Logistikkonzern verkauft die Rechte und das Know-How zur Fertigung der E-Scooter an das Luxemburger Firmenkonsortium Odin Automotive.

Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, umfasst der Verkauf das geistige Eigentum für die Fahrzeugmodelle D17 und D20 sowie die beiden hundertprozentigen Tochtergesellschaften in der Schweiz und Japan.

300 Beschäftigte bleiben bei der Post

Im Post-Konzern verbleibt derweil die Streetscooter GmbH mit 300 Beschäftigten, die zunächst als Zulieferer von Fahrzeugteilen und Batterien agieren soll. Später werde sich die hauseigene Gesellschaft „auf die Wartung und Pflege der Bestandsflotte konzentrieren“.

In Deutschland direkt vom Verkauf betroffen sind nach Angaben eines Sprechers nur eine Handvoll Mitarbeiter, die zu Odin wechseln. Zum Verkaufspreis machte die Deutsche Post keine Angaben. Bekannt ist nur, dass sie mit zehn Prozent als Minderheitseigner bei Odin einsteigt.

Verlustreicher Ausflug endet

Mit dem Verkauf endet der verlustreiche Ausflug des Bonner Logistikkonzerns in die E-Fahrzeugbranche. Er hatte das Unternehmen Streetscooter, das an der Aachener Uni von den Professoren Günther Schuh und Achim Kampker gegründet wurde, 2014 gekauft.

Anfang 2020 kündigte die Deutsche Post nach Verlusten und Pannen an, die Produktion der Fahrzeuge einstellen zu wollen und sich nur noch auf den Betrieb der Bestandsflotte zu konzentrieren.

Kosten in Millionenhöhe

Verkaufssondierungen würden nicht weiter verfolgt. Allein die Kosten der Transformation bezifferte der Konzern damals auf 300 bis 400 Millionen Euro. Im April 2021 verschob er dann den geplanten Produktionsstopp noch einmal auf Ende 2022. Grund dafür war die eigene Nachfrage: Die Deutsche Post will ihre Flotte auf 21.500 Streetscooter ausweiten und betonte stets, es gebe keinen besseren E-Transporter am Markt.

Auftrag an Odin

Mittlerweile sind von diesen 21.500 Streetscootern rund 17.000 gebaut. Auch deshalb bekommt Odin mit der Übernahme einen Mindestauftrag der Post über den Bau von 3500 Fahrzeugen, die wie gehabt am bisherigen Standort in Düren produziert werden. Dort fertigt schon heute nicht die Deutsche Post selbst, sondern der Autozulieferer Neapco die Fahrzeuge. Der ehemalige Produktionsstandort Aachen dient heute nur noch zur Wartung und Aufbesserung der Wagen.

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Der Streetscooter-Käufer Odin Automotive ist ein noch junges Unternehmen. Hauptgesellschafter ist Stefan Krause, ehemaliger BMW- und Deutsche-Bank-Vorstand sowie Gründer des Elektrofahrzeug-Unternehmens Canoo.

„Diese Akquisition verschafft uns einen enormen Vorsprung vor dem Rest der Branche bei unserer Mission, eine bewährte, ganzheitliche Elektrifizierungslösung von Flotten zu liefern“, sagte er laut Mitteilung. Das Unternehmen plane weitere Käufe im Bereich Mobilität, die Streetscooter-Übernahme sei nur die erste von einer Reihe von Transaktionen, die 2022 abgeschlossen werden sollen.

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