GeflüchteteWer neben 1400 Ukrainern noch in Leverkusen Schutz suchen könnte

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LEV-Geflüchteten-Container

Anastasia und ihre Tochter waren zunächst im Containerdorf an der Merziger Straße untergekommen.

Leverkusen – Aus dem „Infopoint Ukraine“ in den Luminaden ist ein Anlaufpunkt für Migranten aller Länder geworden. Damit reagiert die Stadtverwaltung darauf, dass zuletzt weniger Menschen aus dem osteuropäischen Kriegsgebiet geflüchtet sind. Anfang der Woche waren 1394 Ukrainer – das sind 117 mehr als vor zwei Monaten – in Leverkusen registriert. 460 von ihnen leben derzeit in städtischen Unterkünften.

918 sind Frauen und Mädchen, 473 Männer und Jungen. Drei Geflüchtete machten keine Angabe. Die Altersaufteilung ist ziemlich gleichmäßig, Menschen über 68 Jahre stellen mit 71 indes die kleinste Gruppe. Zwischen 0 und 16 Jahre alt sind insgesamt 452 Zugewanderte.

Die Sporthallen sind wieder frei

Was die Unterbringung angeht, hat die Stadtverwaltung nach einem Bericht vom Mittwoch ihre wichtigsten Ziele erreicht: Die drei Sporthallen, die im März zu Notunterkünften umfunktioniert werden mussten, können nach den Ferien wieder für den Unterricht genutzt werden. Speziell in der Halle an der Heinrich-Brüning-Straße müssen dafür Umbauten organisiert werden.

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Umgezogen sind dafür je 80 Geflüchtete in den von Bayer angemieteten Bau an der Olof-Palme-Straße unweit des Wasserturms und die Container an der Heinrich-Lübke-Straße. Das Ensemble an der Lübke-Straße soll noch weiter umgebaut werden, so dass dort am Ende 160 Geflüchtete eine provisorische Bleibe finden können. Gedacht ist an diejenigen, die derzeit in der „Demenz-WG“ wohnen, die „Im Dorf“ in Lützenkirchen eingerichtet wurde. Weitere 50 Personen seien in private Wohnungen gezogen, heißt es im Rathaus.

Etwas weniger Zeitdruck herrscht an der Merziger Straße in Schlebusch. Dort stehen jene Container, die ursprünglich als Ausweichquartier der Grundschule zur Verfügung gestellt werden sollten, aber dann von 70 Geflüchteten belegt wurden. Für sie will die Stadtverwaltung bis Ende September andere Möglichkeiten finden. Ab Januar sollen die Container für die Schülerinnen und Schüler umgerüstet werden, damit diese nach den nächsten Osterferien dort unterrichtet werden können.

Die Auermühle bleibt ein Schwerpunkt

Eine zentrale Bedeutung hat weiterhin das Grundstück am früheren Freibad Auermühle in Schlebusch. Nachdem sich die Stadtverwaltung von der Idee verabschiedet hat, dort eine Gemeinschaftsunterkunft einzurichten, die unter Regie des Landes steht, wird dort nun Platz für 480 Menschen geschaffen. Das sind wiederum Container. Die ersten sollen ab Mitte September bezugsfertig sein.

Fast genau so viele Personen können in dem früher von Bayer genutzten Bürogebäude an der Olof-Palme-Straße unterkommen. Bisher sei mit den gerade eingezogenen Menschen lediglich das Erdgeschoss belegt, heißt es im Bericht der Stadtverwaltung. Schon nächsten Monat könnten dort weitere 150 Personen einziehen, womit es zunächst einmal gut sein soll. Theoretisch wäre dort aber Raum für 450 Menschen. Ein drittes, kleineres Containerdorf entsteht gerade an der Heinrich-Claes-Straße in Bürrig. Es soll ab Mitte September 80 Personen Platz bieten.

Wer kommt aus Afghanistan?

Sozialdezernent Alexander Lünenbach rechnet nämlich nicht damit, dass die Zahl der Zuwanderer abnimmt. Er verweist darauf, dass Leverkusen nach dem einschlägigen Schlüssel verpflichtet sein wird, knapp 600 afghanische Ortskräfte aufzunehmen, die dort vor dem Taliban-Regime fliehen. Dazu kommt: „Mittelfristig sind Kapazitäten für die dringend notwendige Sanierung des Altbaus Sandstraße vorzuhalten“, also Leverkusens älteste Flüchtlingsunterkunft am Rande Opladens.

Lünenbach kalkuliert zudem mit weiterem Platzbedarf, weil auch in den Häusern für Geflüchtete Corona-Infektionen ausbrechen können und Infizierte dann isoliert werden müssen. Von einer Entspannung könne also keinesfalls die Rede sein – auch wenn gerade weniger Menschen vor den russischen Angriffen nach Leverkusen fliehen.

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