Unfallstatistik im Rhein-Sieg-Kreis und BonnZahl der Radunfälle ist zurückgegangen

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Radunfall Symbolbild

Nach einem Fahrradunfall liegt ein Rad auf der Straße. (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Aus dem Leichtsinn, den ein 54 Jahre alter Mofafahrer am Freitagabend vor den Augen der Polizei in Bornheim-Roisdorf unter Alkoholeinfluss an den Tag legte, entsteht oft Schlimmes: „95 Prozent aller Unfälle sind personenbezogen, also vermeidbar“, sagte Polizeipräsident Frank Hoever als er an diesem Montag die Unfallstatistik für die Direktion Bonn vorlegte. Die Zahl der Unfälle kletterte 2021 auf 15 515 und liegt somit 211 über der Zahl von 2020. „Die prozentuale Steigerung liegt etwas unter dem Landesschnitt und hat sicher damit zu tun, dass im zweiten Corona-Jahr wieder mehr Menschen auf der Straße sind“, erklärte der Leiter der Bonner Verkehrsdirektion, Michael Brockmann.

Polizeipräsident Hoever kündigte weitere Kontrollen wie im Fall von Roisdorf an – Kontrollen, bevor ein Unfall entsteht. Anders als im ersten Corona Jahr, in dem es laut Hoever „gewisse Einschränkungen beim Personal“ gegeben habe, sei 2021 viel stärker kontrolliert worden. Hoever: „Es schwebt mir vor, dass die Kollegen ein gewisses Maß an Maßnahmen vornehmen.“ Das bedeutet: mehr Anzeigen schreiben.

45.432 Geschwindigkeitsverstöße ahndete die Polizei Bonn im Jahr 2021 und knapp 27 000 „folgenlose Verkehrsverstöße“, also wenn jemand die Vorfahrt missachtete, ohne, dass es krachte, oder keinen Gurt anlegte, irgendwo anhielt, wo es nicht erlaubt ist, oder das Licht nicht funktionierte.

Alkohol und Drogen am Steuer sind Hauptunfallursache

Der Mofa-Fahrer in Roisdorf fiel im Rahmen dieser neuen Wachsamkeit der Bonner Polizei auf. Er zählt zudem zu den sieben Fahrzeugführern, gegen die nach den Kontrollen vom Wochenende ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Mit Fahrrad, Mofa, Pkw oder E-Scooter waren sie unterwegs, und alle mussten zur Blutentnahme. Der Mann in Roisdorf hatte 2,7 Promille Alkohol im Atem. Anlass ihn anzuhalten, bot jedoch sein abgelaufenes Versicherungskennzeichen. Gegen 18.20 Uhr stoppte ihn die Polizei auf der Bonner Straße – und da rochen die Beamten gleich den zweiten Grund, warum der 54-Jährige auf keinen Fall weiterfahren durfte.

Bonner Polizei warnt rücksichtlose Radfahrer

Die Bonner Polizei hat „rücksichtslosen Radfahrern“ den Kampf angesagt. Es wäre schön, wenn Radfahrer nicht nur wüssten, dass Autofahrer von ihnen 1,5 Meter Abstand halten sollten, sondern wenn sie denselben Abstand auch von Fußgängern einhielten, sagte Polizeipräsident Frank Hoever.

Ganz viele Selbstverständlichkeiten seien wohl unter Radfahrern in Vergessenheit geraten: Etwa, dass man nicht über einen Fußgängerüberweg fahre, sondern schiebe, dass man an der Ampel warte, sich möglichst nicht vor einer roten Ampel rechts an einer Fahrzeugschlange vorbeiquetsche und Gefahren eben auch durch Zurückstecken aus dem Weg gehe.

Ein ausdrückliches Lob zollte der Polizeipräsident den Radfahrern aus dem Bonner Umland, speziell dem Vorgebirge und der Voreifel: „Es fällt auf, dass Radfahrer, die eine längere Strecke fahren, vor allem Pendler, meist ein intaktes Rad mit funktionierendem Licht fahren und auch sicher gekleidet sind, während viele Gelegenheitsfahrer in Bonn mit Katzenlicht oder gar ohne Bremse unterwegs sind.“ 

Ein 17-Jähriger auf einem E-Scooter Am Propsthof in Endenich mit rund 1,5 Promille, ein 17-Jähriger mit 1,6 Promille, den eine rote Ampel auf der Johann-Link-Straße in Beuel nicht interessierte, ein 30 Jahre alter E-Scooter-Fahrer mit abgelaufenem Kennzeichen auf der Kölnstraße, der laut Test Cannabis und Opiate intus hatte – so setzte sich die Liste fort.

Ein Streifenteam sah in der Nacht zu Sonntag in der Rathausgasse, im Bonner Zentrum, zufällig, wie ein 61-Jähriger vom Fahrrad fiel. Mit 1,8 Promille wurde er ins Taxi gesetzt. Am nächsten Morgen schlug bei einem 29 Jahre alten Mercedes-Fahrer in Godesberg der Drogentest auf Amphetamin und Kokain an. Die Bonner Polizei warnt: „Wer betrunken oder berauscht am Steuer sitzt, geht nicht nur ein hohes Risiko für Leib und Leben ein. Es drohen auch empfindliche Strafen bis hin zum Führerscheinentzug.“

Zahl der Unfallopfer in etwa gleich hoch

„Wir wollen nicht die Staatskasse füllen, sondern die Unfallzahl senken“, betonte Hoever und verweist auf die Statistik: 2109 Menschen kamen im vorigen Jahr bei Unfällen zu Schaden. Das sind 18 mehr als im Jahr zuvor, wenn auch 152 weniger als im Jahr vor Corona. Unfallschwerpunkte sind die Bonner Innenstadt und der Bereich Godesberg: „Überall dort, wo der Raum eng ist“, erklärte Brockmann. Rang 1 der Unfallursache: Vorfahrtsmissachtung und Fehler beim Abbiegen. Zu geringer Abstand und Geschwindigkeit rangieren noch vor Alkohol und Fehlern beim Überholen. Dass die Zahl der Schwerverletzten im Jahresvergleich um 35 auf 265 zurückging, wertet Brockmann als „sehr positiv“, allerdings gab es 2019 noch acht Schwerverletzte weniger.

Von den acht Toten sind sechs Fußgänger. Ansonsten starben ein Auto- und ein Motorradfahrer. Insgesamt sank die Zahl der verunglückten Fußgänger jedoch um 37 auf 199. „Das ist wirklich sehr schön, denn es ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren“, findet Brockmann.

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Gerade weil Bonn eine Fahrradstadt sei, und immer mehr Menschen Fahrräder nutzten, sei das Stagnieren der Zahl von verunglückten Radfahrern eine „kleine Trendwende“. 731 Unfälle stehen für 2021 in der Statistik, 2020 waren es 744, erstmals seit mindestens zehn Jahren kein Toter. Doch ohne Pedelec-Fahrer würde die Statistik viel besser aussehen. „Das sind unsere Sorgenkinder“, sagte Hoever, und Brockmann erläuterte die „wie an der Schnur hochgezogene Kurve in der Unfallstatistik für diese stromgetriebenen Zweiradfahrzeuge.

151 Unfälle gab es mit diesen Fahrzeugen 2021. 31 Fahrer wurden schwer verletzt. 2019 waren die Zahlen noch halb so hoch. „Ich habe es an meinen eigenen Eltern gesehen. Ungeübt sind sie los, und es hat nicht lange gedauert, da haben sie sich mit der Bremse verschätzt und sind gestürzt“, berichtet Brockmann. „Viele verletzen sich sogar im Stehen, weil sie das Fahrzeug nicht halten können. Mit dem ADFC bietet die Polizei Vorbereitungskurse für Pedelec-Fahrer an. Die E-Scooter verdoppelten im zweiten Jahr ihrer statistischen Erfassung gleich den Wert von 33 auf 73 Unfällen.

Auch Unfallflucht will Hoever bekämpfen: „Melden Sie so etwas , selbst wenn Sie nur Wagenfarbe oder Teile des Kennzeichens wissen, an die 110 oder an: unfallflucht-ist-unfair@ polizei.nrw.de .“

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