Kunst und Kultur 2017Diese Termine dürfen Sie 2017 in Köln nicht verpassen

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„Emil Otto Hoppé – Unveiling a Secret“

„Emil Otto Hoppé – Unveiling a Secret“

Theater

Der Revisor

Düsseldorfs neuer Schauspiel-Intendant Wilfried Schulz und sein Kölner Gegenpart Stefan Bachmann kennen sich schon seit Jahren. Mit der folkloristischen Feindschaft zwischen den beiden Rheinstädten haben sie nichts am Hut. Weshalb sie beschlossen haben, zukünftig jeweils ein Stück im Austausch über die Benrather Linie zu schicken.

In Düsseldorf feiert Bachmanns „Geschichten aus dem Wiener Wald“ seine zweite Premiere, in Köln kann man Gogols „Der Revisor“ in der Regie des Schweden Linus Tunström  erleben.  Der setzt in seiner Inszenierung ganz auf Geschwindigkeit und Slapstick, präsentiert einen trudelnden Reigen der Korruption. Das ist allemal amüsant, eine neue Sicht auf Gogols oft gespielte Komödie ergibt sich freilich nicht.

In Düsseldorf musste Christian Friedel für Moritz Führmann in der Titelrolle des Hochstaplers einspringen, der Schauspieler hatte sich während der Proben verletzt. Im Kölner Depot 1 kann Führmann am 10. Januar jetzt endlich seine Premiere nachfeiern, als echter falscher Revisor.

Alles zum Thema Gerhard Richter

Die Möglichkeit einer Insel

Im vergangenen Februar feierte Edgar Selge im Deutschen Schauspielhaus mit Karin Beiers Inszenierung von Michel Houellebecqs Erfolgsroman „Unterwerfung“ einen Triumph. Höchste Zeit also, weitere Werke des französischen Skandalautoren für die Bühne zu adaptieren.

Am 9. Februar 2017 wird Jörg Fürst mit seinem Kölner A.Tonal.Theater Houellebecqs drastische Zukunftsvision „Die Möglichkeit einer Insel“ in der Alten Feuerwache zeigen, als crossmediales Theaterprojekt über den Traum vom ewigen Leben  und den Alptraum vom Ende der Menschheit – mit einem gemischten Ensemble aus neun „Experten des Alters“, einem Countertenor und fünf professionellen Schauspielern. Weitere Termine: 10., 11., 12. Februar;  23., 24., 25., 26. März, jeweils 20 Uhr.

Der siebte Kontinent

Der Regisseur Jan-Christoph Gockel hat sich bereits für das Africologne-Festival mit dem Abbau von Coltan-Erz im Kongo beschäftigt.  Zur gleichen Zeit hat er mit seiner freien Adaption von Joseph Conrads Kongo-Roman „Das Herz der Finsternis“ einen der besten und brisantesten Abende am Theater Bonn inszeniert.   Für das Theater im Bauturm wird er 2017 den Weg des beständigsten doch am häufigsten weggeworfenen Materials unserer Zeit verfolgen, des Plastiks. Der „Siebte Kontinent“ des Stücktitels bezeichnet den riesigen, unter der Wasseroberfläche treibenden Strudel  aus Plastikresten, der mittlerweile die Fläche Indiens überschritten hat. „Der siebte Kontinent. Reise zur größten Mülldeponie der Erde“ feiert am 21. April Premiere.

Bilder deiner großen Liebe

 „Tschick“, Robert Koalls Dramatisierung von Wolfgang Herrndorfs Bestseller ist derzeit das meistgespielte Stück auf deutschsprachigen Bühnen. Auch im Theater der Keller sorgt es regelmäßig für ausverkaufte Vorstellungen. In seinem letzten, erst nach seinem Tod veröffentlichten Romanfragment  „Bilder deiner großen Liebe“ hat Herrndorf die Geschichte des Mädchens Isa weitererzählt, dem die beiden jugendlichen Helden aus „Tschick“ auf ihrer Irrfahrt durch den Osten begegnen.

Es ist ein grausam schönes Road Movie ohne fahrbaren Untersatz, sehr viel düstererer als der Vorgänger. Auch diese Geschichte hat Koall für die Bühne adaptiert, im Keller inszeniert sie Bastian Kabuth, in einer Koproduktion mit dem Theater Oberhausen. Premiere ist am 16. März.

Kleinkunst

20 Jahre Atelier Theater

20  Jahre ist es her, dass Rosa K. Wirtz (Bild) das 1979 von Mehmet Fistik gegründete Theater in der Roonstraße übernommen und gründlich entrümpelt hat. Seitdem hat sich die Kleinkunstbühne zu einer der ersten Adressen für vielversprechende Nachwuchskünstler entwickelt, die Hausherrin selbst hat sich von ihrer Karriere als Kabarettistin verabschiedet und damit Platz für frisches Blut und neue Ideen geschaffen.

Doch der Reihe nach: Erst einmal hieß es, den Laden zu renovieren. Geradezu revolutionär erschien der Gedanke, eine neue Kleinkunst-Reihe in den Sommerferien zu etablieren: „Gratis und nicht umsonst“ heißt der Versuch, jungen Künstlern von Montag bis Donnerstag  ein Forum zum Sichausprobieren zu bieten. Oder die Auftritte im mit himbeerroter Farbe veredelten Wirtzhaus, in dem eine Mini-Bühne von Mittwoch bis Samstag  zu kostenloser Begutachtung der stetig nachwachsenden Newcomer einlädt. Oder die Spiele-Abende, die die Wirtz-Tochter Viva-Marie initiiert hat – oder oder oder. 

Fast das Beste an der Bühne: Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Ständig wird neu dekoriert, ein Freundinnen- und Fördererkreis wurde ins Leben gerufen, Ehrenamtler für die Kasse rekrutiert und Wände gestrichen. Unebenheiten werden mit Bildern und kleinen Kunstwerken kaschiert und unbekannte Künstler eingeladen, um ihre Namen endlich publik werden zu lassen. Vorbilder wie Helge Schneider, Harald Schmidt, Tom Gerhards und Dirk Bach lassen grüßen. Ihre Plakate schmücken bis heute den Eingangsbereich.    ateliertheater.de

Pantheon Bonn

Nach nervenaufreibenden Zeiten – dem Tauziehen mit den hohen Herrschaften der Stadt Bonn – haben Hausherr Rainer Pause und Martina Steimer, die künstlerische Leiterin des Theaters, ein kleines Wunder vollbracht.

Dem Eingangsbereich der neuen Spielstätte an der Siegburger Straße 42 in Beuel wurde mit Hilfe von viel goldener Farbe zu neuer Pracht verholfen. Der große Theatersaal mit seinen 420 Plätzen ist noch längst nicht fertig, wird aber vom Publikum jetzt schon geliebt. Wie auch die Geschwister Pfister (17.3.), Tobias Mann (19.3.) oder Simon & Jan (Bild), die sich im Rahmen des Liedermacher-Sommers ihre bislang streng geheim gehaltenen Lieblings-Kollegen eingeladen haben (30.5.). www.pantheon.de

Senftöpfchen

Hanns Dieter Hüsch nannte das Senftöpfchen einmal das verruchteste, aber wichtigste Theater Kölns. Die Travestieshows, mit denen Alexandra Kassen den Laden in die Höhe katapultiert hatte, sind längst kalter Kaffee.

Stattdessen hat ein Newcomer-Format wie die Kabarettbundesliga Einzug gehalten. Als da 2017 wären : am 19.1. die Hengstmann-Brüder vs. Frankfurter Klasse; am 16.2. Liese-Lotte Lübke vs. Olaf Bossi; am 16.3. Don Clarke vs. Peter Fischer; am 27.4. Helmut Sanftenschneider vs. Christine Schütze; am 25.5. Nektarios Vlachopoulos vs. Falk. Am Ende stimmt das Publikum ab, wer als Sieger  nach Hause gehen – und sich am Ende der Saison  Hoffnungen auf den Titel „Kabarettmeister“ machen darf. www.senftoepfchen-theater.de

Hazel Brugger

In der Schweiz ist sie ein Star mit eigener Fernsehsendung und kann sich vor Fans kaum retten. Umso mutiger ist es, dass Hazel Brugger nun nach Köln gezogen ist. Hier  muss sie bei Null anfangen, um das Publikum  zu überzeugen. 

Brugger kommt aus der Poetry-Slam-Ecke, entsprechend ungeglättet sind ihre Geschichten. Etwa die von den hoch gefährlichen Automaten, wie man sie auf Bahnhöfen findet. In ihnen verschwinden – laut Brugger – jährlich rund ein Dutzend Menschen. Auf Nimmerwiedersehen. Vom komplett abgefahrenen Humor der sympathischen Schweizer Künstlerin sollte man sich selbst überzeugen – solange  sie hierzulande noch ein Geheimtipp ist. Gelegenheit dazu besteht am 17. März in der Comedia. www.comedia-koeln.de

Kunstausstellungen

Emil Otto Hoppé

Hoppé (1878–1972) galt als einer der bedeutendsten Porträtfotografen seiner Zeit, gleichzeitig nimmt das Thema der Industrie im Gesamtwerk eine zentrale Rolle ein. Hoppé sah die Industrie, ihre Produktionsformen und Mechanismen als ein zukunftsweisendes Moment an, wobei er aber nicht unkritisch ihre enorme Relevanz hinsichtlich wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Belange reflektierte.

Seine vielfach spannungsreichen fotografischen Aufnahmen industrieller Architekturen, von Maschinen und denjenigen Arbeitern, die diese bedienen, führen eine prägende Zeitepoche vor Augen, deren Errungenschaften bis heute nachwirken.

„Emil Otto Hoppé – Unveiling a Secret“, Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur Köln, 6.4.-30.7.

Stefan Diez

Zeitgleich zur Möbelmesse gibt das MAKK einen detaillierten Einblick in die Werkstatt des Münchners Stefan Diez, der zu den bedeutendsten deutschen Designern der jüngeren Generation gehört. Die konsequente, oft radikale Suche nach neuen Wegen ist charakteristisch für seine Arbeit. 

Die Ausstellung deckt Diez’ Entwurfshaltung auf und erklärt die entscheidenden Schlüsselmomente im Rahmen des Entwicklungsprozess von Möbeln, Leuchten, Accessoires und anderen Alltagsgegenständen. Dadurch, dass sich Diez und sein Studio Herausforderungen stellen, entdecken sie auch neue Spielräume für die Gestaltung von Alltagsgegenständen.

„Full House – Design by Stefan Diez“, Museum für Angewandte Kunst Köln, 17.1.-11.6.

Jacopo Tintoretto

„Tintoretto – A star was born“ nennt das Wallraf seine Tintoretto-Ausstellung im nächsten Jahr. Das passt ganz gut, denn sie ist die erste von zahlreichen internationalen Ausstellungen zum 500. Geburtstag des Ausnahmemalers. Wie der Titel vermuten lässt, widmet sie  sich dem Frühwerk des venezianischen Malers, der zu den produktivsten und einflussreichsten Künstlern aller Zeiten gehört.

Religiöse, allegorische, erotische Gemälde sowie Porträts des jungen Tintoretto kommen in der Kölner Ausstellung nicht nur erstmals zusammen, sondern begegnen auch verwandten Werken seiner Vorbilder und Konkurrenten wie zum Beispiel Andrea Schiavone und Paris Bordone.

„Tintoretto – A star was born“, Wallraf-Richartz-Museum Köln, 6.10.2017-28.1.2018

Otto Dix

Dix (1891-1969), berühmter Maler und berüchtigter Bürgerschreck, verbrachte von 1922 bis 1925 intensive Schaffensjahre in Düsseldorf. Mit großem Ehrgeiz und noch größerer Arbeitswut entwickelte er sich in den folgenden drei Jahren vom expressiv-veristischen Dadaisten zum neusachlichen Porträtisten: Schonungslos fixierte er seine Mitmenschen auf der Leinwand.

Als er 1925 – charakterlich und künstlerisch gereift – nach Berlin ging, eilte ihm sein gesellschaftskritischer Ruf voraus. Die Ausstellung widmet sich dieser künstlerisch wie menschlich prägenden Phase und zeigt etwa 200 Gemälde, Aquarelle und Grafiken aus nationalen und internationalen Sammlungen.

„Otto Dix – Der böse Blick“, K20 Düsseldorf, 11.2.-14.5.

Gerhard Richter

Gerhard Richter ist der vielleicht bekannteste Bildende Künstler unserer Zeit. Seit mehr als 50 Jahren arbeitet der Wahl-Kölner an der fulminanten Erneuerung der Malerei: Sein weites Œuvre fasziniert durch das Spannungsverhältnis von Figuration und Abstraktion, von Bedeutung und Banalität. Seit den späten 1970er Jahren dominieren abstrakte Bilder das Werk.

In dieser Ausstellung zeigt das Museum Ludwig seine ganz neuen, im Jahr 2016 entstandenen Gemälde. Die Materialität der Farbe, die Einbeziehung des Zufalls beziehungsweise des Kontrollverlustes im Entstehungsprozess spielen wie so oft in Richters abstrakten Gemälden eine große Rolle.

„Gerhard Richter – Neue Bilder“, Museum Ludwig Köln, 9.2.-1.5.

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