Mit zwei kostbaren Teeschalen im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst hat es eine ganz besondere Bewandtnis.
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Teeschale im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst
Copyright: Alexander Schwaiger
Tee – kein anderes Genussmittel verbinden wir so sehr mit Ostasien. Ob Indien, China oder Japan, überall dort ist Tee viel mehr als ein Getränk, er ist ein Kulturgut. Das Teetrinken wird zelebriert und hat immer auch zeremoniellen Charakter. Das Ostasiatische Museum zeigt im südlichen Gang zwei anmutige, formvollendete flache Schalen, aus denen man in China und Japan seit Jahrhunderten Tee zu trinken pflegt.
Eine der beiden stammt aus dem 13. Jahrhundert. In die hochglänzende Glasur dieser wunderbar erhaltenen „Tenmoku“-Schale aus Keramik wurde bei der Herstellung ein Laubblatt gelegt und eingebrannt. Der Kontrast ihres leuchtenden Gelbs zum Schwarz des Untergrunds ist von besonderem ästhetischem Reiz. Und wenn der Blick in die Schale fällt, soll die typische Blattkontur dem Teetrinker die Verbundenheit des Menschen mit der Natur bewusst machen. Hinter dem Dekor steht hier auch die geistige Tradition des Zen-Buddhismus.
Blattdekor aus Gold
Die zweite Schale sieht der ersten zum Verwechseln ähnlich, ist aber nicht nur 800 Jahre jünger, sondern auch die Nachahmung einer Keramik durch eine kunstvolle japanische Lackarbeit. Ihr Holzkern wurde geräuchert, danach mehrere Monate gelagert und dann geschliffen und mit Naturlack aus dem harzigen, grau-weiß milchigen Rindensekret des Lackbaums (Rhus verniciflua) veredelt. Das mehrlagige Auftragen und Polieren lässt eine schimmernde Oberfläche entstehen, für die auch noch farbiger Lack verwendet und Mineralpulver eingestreut wurde. Die Unterseite der Schale wurde mit Silberpulver bearbeitet, das Blattdekor mit teils mit Goldfarbe aufgemalt, teils mit Goldpulver eingesprenkelt. Ihre aufwändige Herstellung und Bearbeitung machen solche Lackarbeiten sehr kostbar und teuer.
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Die im Museum gezeigte Schale ist die perfekte Anverwandlung einer uralten ostasiatischen Praxis der Material-Imitation. Üblicherweise wurden ursprünglich aus Jade, Bronze gefertigte Stücke oder tatsächlich auch Lackarbeiten in Keramik nachgebildet. Hier ist es nun genau andersherum: Die zeitgenössische Teeschale aus einer japanischen Lackwerkstatt nimmt Bezug auf ein Original aus Keramik.
Museumsdirektorin Shao-Lan Hertel hat mir erklärt, warum sich das Museum für diese Präsentation entschieden hat: Die Kunst der Lackarbeit wird in Japan vor allem in den angestammten Werkstätten von Wajima in der japanischen Präfektur Ishikawa gepflegt. Doch sie sind in ihrer Existenz bedroht. Die Hälfte wurde im vorigen Jahr das große Erdbeben an der Westseite Japans 2024 zerstört, viele andere schwer beschädigt. Ob sie sich davon erholen können, ist fraglich. Ihr Verschwinden wäre auch das Ende einer großen Tradition meisterlichen Kunsthandwerks.
Aufgezeichnet von Joachim Frank
In unserem Adventskalender stellt Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten
Das Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, 50674 Köln, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Verlängerte Öffnungszeit bis 22 Uhr am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat. Geschlossen ist das Museum montags sowie an Heiligabend, am ersten Weihnachtstag (25.12.), Silvester, Neujahr – und am Tag des Köln-Marathon. Eintritt: 9,50 Euro (ermäßigt 5,50 Euro). Am „Köln-Tag“ freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner.

