InitiativeDie Südstadt wird zur Bananenrepublik

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Ecke Bonner Straße/Teutoburger Straße (Bild: Wessendorf)

Ecke Bonner Straße/Teutoburger Straße (Bild: Wessendorf)

Innenstadt – In der Südstadt gibt es einen neuen Lieblingsort: Der Kreisverkehr an der Ecke Bonner Straße / Teutoburger Straße. „Es ist noch nicht lange her, dass hier nur Schutt abgeladen wurde. Jetzt treffen sich hier die Anwohner zum Plaudern, mitten auf der viel befahrenen Kreuzung“, erzählt Andreas Moll vom Internetportal meinesuedstadt.de. Die Besucher kommen nicht nur zum Reden, sie haben auch eine Aufgabe zu erfüllen: 16 Bananenstauden und eine Kohlrabipflanze müssen gepflegt werden.

Alles begann im vergangenen Herbst mit einer zu groß gewordenen Bananenpflanze, die nicht mehr auf den Balkon passte. Die Freundin des Hobby-Gärtners drängte den Mann, die ungeliebte Staude aus der gemeinsamen Wohnung zu entfernen - egal wohin, nur aus den Augen. Der Mann gehorchte, trug seine Pflanze zum nahen Kreisverkehr und setzte sie mitten im Kreisel aus. Obwohl erst der kühle Herbst und dann der ganz kalte Winter kamen, überlebte die verstoßene Südfrucht trotzig in der - immerhin - Südstadt. Die Anwohner hatten sich so an ihren Anblick gewöhnt, dass sie ihr sogar einen Namen gaben: Nana. Doch einen Tag vor Weihnachten verschwand Nana. Die Anwohner waren enttäuscht.

Ein Kopfgeld ausgesetzt

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Große Reue zeigte Nanas einstiger Besitzer, der nach ihrem Verschwinden als Erinnerung ein Schild mit der Aufschrift „Banane“ auf dem Kreisverkehr verankerte. Gleichzeitig wurde der Platz als „autonome Bananenrepublik“ ausgerufen, mit dem ehemaligen Bananen-Besitzer als „El Presidente“ genannten Präsidenten, der seinen wahren Namen nicht verraten möchte.

Doch ohne Banane konnte es natürlich keine richtige Bananenrepublik geben. Also setzte „El Presidente“ ein Kopfgeld auf den Entführer aus, um Nana zurückzuholen. Tatsächlich kam bald eine Reaktion per Email. Ein „Freund exotischer Pflanzen“ gestand, dass er Mitleid mit der halb erfrorenen Banane bekommen habe, sie ausgegraben, mit in seine warme Wohnung genommen, umgetopft und aufgepäppelt habe. Er schickte sogar Fotos von ihr. Der Präsident und die anderen Anwohner freuten sich. Nana war aber zunächst noch nicht so stark, um wieder draußen alleine leben zu können. Deshalb pflanzten Unbekannte in einer Nacht und Nebel-Aktion vier Bananenstauden auf dem Kreisverkehr. „Das reichte aber noch nicht, um den Platz lebendig zu machen“, sagt Andreas Moll. Vor kurzem setzten Geschäftsleute und Anwohner deshalb die Begrünungsaktion fort und pflanzten weitere elf winterharte Bananenstauden und einen Kohlrabi ein. Für alle Pflanzen gibt es jeweils einen Paten, der sich besonders kümmern muss. Auch Nana ist zurückgekehrt und macht den Platz vollständig. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen: „Ich finde es unverantwortlich, in der Südstadt Bananen anzupflanzen. Wenn die im Winter kaputt gehen, sieht das nicht mehr gut aus“, sagt eine Frau, die die „Bananenrepublik“ von einem Restaurant aus beobachtet.

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