Jubiläum700000 Mark ins Netz investiert

Lesezeit 4 Minuten
In der Festschrift sind auch viele eindrucksvolle historische Fotografien enthalten. Diese Aufnahme dokumentiert den Wasserleitungsbau um 1900.

In der Festschrift sind auch viele eindrucksvolle historische Fotografien enthalten. Diese Aufnahme dokumentiert den Wasserleitungsbau um 1900.

Kreis Euskirchen – Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hat die Verbandswasserwerk GmbH ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt gefeiert. Die Geschichte des Unternehmens beleuchtet jetzt eine ausführliche Chronik, die der Historiker Hans-Gerd Dick verfasst hat. Das 160 Seiten starke Buch enthält zudem viele historische Fotos sowie Daten und Fakten zum Verbandswasserwerk.

Der Autor lässt den Blick dabei bis zurück in die Römerzeit schweifen. Denn das 1908 gegründete Verbandswasserwerk verfolgte das Ziel, den Euskirchener Raum zwischen Nordeifel und Vorgebirge durch den Bau einer Wasserleitung mit einwandfreiem Trinkwasser zu versorgen. Wie Dick ausführt, hatten die Römer vor zwei Jahrtausenden bereits vergleichbare Anstrengungen unternommen. In den römischen Provinzen gehörten Wasserleitungen zum zivilisatorischen Standard. Eine annähernd vergleichbare Technik blieb im Mittelalter nur einer adeligen Oberschicht vorbehalten. Eine Tendenz, die sich bis in die Neuzeit verlängerte: Im ländlichen Raum war die breite Masse der Bevölkerung bei der Wasserversorgung vielfach bis ins 20. Jahrhundert auf Brunnen, Bäche und Weiher angewiesen.

Zülpicher Zeitung

Alles zum Thema Zülpicher Straße in Köln

Besonders gesund war das nicht, wie der Festschrift zu entnehmen ist. Zitiert wird ein Bericht der „Zülpicher Zeitung“ aus dem Jahr 1893. Damals vermutete man, dass „viele Magenbeschwerden, Diarrhöen, typhöse Fieber und sonstige lästige Krankheitserscheinungen“ auf den Genuss schlechten Wassers zurückzuführen sind. Das Verbandswasserwerk wollte Abhilfe schaffen und den unteren Bevölkerungsschichten rings um die Kreisstadt höhere Versorgungsstandards verschaffen, so Hans-Gerd Dick.

Die Gründungsversammlung fand am 18. Dezember 1908 im Euskirchener Kreishaus statt, das sich damals an der Kölner Straße befand. Das Amt des Geschäftsführer übernahm Armand Bodarwé, erster Aufsichtsratsvorsitzender war Landrat Dr. Karl Kaufmann. 21 Gemeinden unterzeichneten den Gesellschaftervertrag: Hauptsächlich handelte es sich um Ortschaften, die heute zu Zülpich, Weilerswist und Erftstadt gehören. Derzeit sind 55 Ortschaften an das Netz des Verbandswasserwerkes angeschlossen, zwischen Bliesheim im Norden und Wachendorf im Süden werden rund 15 000 Haushalte versorgt.

Doch zurück zur Gründungszeit: In das Rohrnetz und mehrere Hochbehälter investierte man damals rund 700 000 Mark. Dass man dabei auch Wert auf Ästhetik legte, zeigt der Wasserturm, der am Swister Berg entstand: Mit der ornamentalen Gestaltung beauftragte man den Kölner Bildhauer Wilhelm Faßbender. Er stattete das Wasserreservoir mit einer Schmuckfassade im antikisierenden Stil aus.

Das neugegründete Verbandswasserwerk verfügte über keine eigenen Wasservorräte, wie Dick ausführt. Sicherheitshalber hatte man zwar Quellen bei Eicks und Glehn erworben; sie durften allerdings vorerst nicht erschlossen werden. Die Stadt Zülpich, die über ein eigenes Wasserwerk und große Vorräte verfügte, nutzte die Gelegenheit und verpflichtete sich als alleiniger Lieferant. „Für die stolzen Besitzer eines Hausanschlusses war eine neue Zeit angebrochen“, schreibt Dick: „Anstelle der oft nahe der Jauchegrube stehenden Wasserpumpe gab es nun einen Wasserhahn, der nur geöffnet werden brauchte.“

Wassernot

Doch es nahten düstere Zeiten: Unter dem Ersten Weltkrieg hatten auch die Wasserversorger zu leiden. Im extrem trockenen Sommer 1921 kam es auch noch zu einer Wassernot, betroffen waren vor allem Lommersum, Derkum, Weilerswist und Bliesheim. Das Verbandswasserwerk entschloss sich, selbst in die Trinkwasserförderung einzusteigen: Eine Million Reichsmark investierte man in ein Pumpwerk bei Lommersum, das 1922 fertiggestellt wurde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Leitungsnetz des Verbandswasserwerks stark beschädigt, insbesondere im Zuge der Ausweitung des Luftkrieges. Nach dem Krieg musste Wasser für Flüchtlinge, später für die „Häuslebauer“ her. Es folgten die Wirtschaftswunderjahre, die Zeichen standen auf Expansion. Man hatte mit Grundwasserabsenkungen zu kämpfen, verursacht durch den Tieftagebau, und man erschloss neue Quellen bei Glehn und bei Bleibuir.

Am 27. Juni 1967, einem heißen Sommertag, kam es in der Gemeinde Kommern zu einem kompletten Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung. Gemeinsam mit weiteren umliegenden Gemeinde trat Kommern in der Folge dem Verbandswasserwerk bei.

Die Geschäfte der Verbandswasserwerk GmbH führt seit 1991 Alois Pütz. Aufsichtsratsvorsitzender ist Hans-Josef Engels aus Weilerswist. Er übernahm dieses Amt im Jahr 1999.

KStA abonnieren