KirchengeschenkWenn Glocken auf die Reise gehen

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Gruppenbild mit Glocke: Der Konvent des Klosters Agiou Nikodimou mit Archimandrit Chrysostomos ( weißer Bart) und Panagiotis Kouzoulidis (Sonnenbrille) bei der Ankunft des Schlebuscher Geschenks. (Bild: privat)

Gruppenbild mit Glocke: Der Konvent des Klosters Agiou Nikodimou mit Archimandrit Chrysostomos ( weißer Bart) und Panagiotis Kouzoulidis (Sonnenbrille) bei der Ankunft des Schlebuscher Geschenks. (Bild: privat)

Schlebusch – "Wer rastet, der rostet", heißt es ja im Volksmund. Und auch bei Gegenständen ist es meist nicht gut, wenn sich nichts mehr bewegt. Ein Auto, das ausgedient hat, landet in der Regel auf dem Schrottplatz. Und als der stadtbekannte Schrotthändler Bender aus Küppersteg im Sommer mit seinem Verladekran neben der Pfarrkirche St. Andreas in Schlebusch die seit den 70er Jahren dort liegenden Glocken auf einen Lastwagen hievte, argwöhnte eine Passantin schon, dass ihnen bald das letzte Stündlein schlagen dürfte und sie mit ihrem Schwergewicht von gut drei Tonnen Eisen bald eingeschmolzen würden.

Aber wie wir bereits berichteten, sind die Glocken mit der Zustimmung des Kirchenvorstands nach Griechenland verschenkt worden. Und von dort gibt es nun neue Nachrichten. Josef Donner, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Andreas in Schlebusch, erhielt jetzt Post aus dem Kloster Agiou Nikodimou in Pentalofu in der Nähe von Giannitsa. Dort ist die größere, mehr als zwei Tonnen schwere St.-Andreas-Glocke wohlbehalten angekommen. Das Kloster baut dafür nun einen eigenen Glockenturm. Die große Glocke soll exklusiv an den hohen Feiertagen der Orthodoxie geläutet werden.

Glocke für das Frauenkloster

Die kleinere, 1390 Kilo schwere St.-Josephs-Glocke erhält ihren neuen Bestimmungsort in einem Frauenkloster in der Nähe von Thessaloniki, das noch im Aufbau ist. Der Vorsteher des Klosters Agiou Nikodimou, der Archimandrit Chrysostomos, bedankt sich im Namen seiner Mitbrüder für das Geschenk der mehr als zwei Tonnen wiegenden Glocke. Aus dem Kirchenvorstand von St. Andreas heißt es, er bringe seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die nun begonnene Beziehung zwischen der St. Andreas-Gemeinde und dem Kloster fortgesetzt werde. "Und zu einer neuen, spirituellen Suche auf den Spuren des genuinen Christentums führen wird."

Rafael Kouzoulidis aus Leverkusen erklärte nun, wie der Kontakt überhaupt zustande kam. Sein Vater Panagiotis pendelt zwischen Griechenland und Deutschland. Regelmäßig besucht er die Gottesdienste im Kloster. Und da fiel ihm auf, dass es keine gescheite Glocke gab. Zurück in Leverkusen nahm er vor drei Jahren Kontakt zur Gemeinde von St. Andreas auf, die die ausrangierten Stahlglocken zur Zierde in der Grünanlage aufgestellt hatte. Zwar gab die Gemeinde grünes Licht, die Glocken zu verschenken. Doch Kouzoulidis brauchte noch zwei Jahre, um den Transport zu organisieren. "Ich habe meinem Vater gleich gesagt, dass das nicht so einfach wird, aber er hat mir erst nicht geglaubt", sagt Rafael Kouzoulidis. Sie nahmen Kontakt zu Vasilios Vasilakos auf, dem Vorstand der griechisch-orthodoxen Gemeinde, die in der einstigen Kapelle in Dürscheid ihr Gotteshaus eingerichtet hat. Vasilakos wiederum vermittelte den Kontakt zu Bender, der mit dem Verladekran aushalf, und in Schlebusch wurden die Glocken auf die Pritsche eines Burscheider Lkw-Fahrers geladen, der sie nach Griechenland fuhr.

"Dort angekommen, war es sehr schwer, sie wieder abzuladen", sagt Vasilakos. "Aber sie sind dort glücklich über die Glocken." Wann der neue Glockenturm fertig wird, konnte er noch nicht sagen. "Die Statik muss stimmen." Rafael Kouzoulidis, der beim Frauenkloster den Popen Chrysostomos traf, erfuhr, dass ein großes Fest zur Einweihung geplant sei. Sein Vater, der ja die ganze Glockenreise ins Rollen brachte, dürfe als erster läuten.

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