Einzelne Tickets für das längst ausverkaufte Spiel gegen Kaiserslautern am Sonntag werden im Internet für mehr als 1000 Euro gehandelt.
Endspiel um den FC-AufstiegSo rüsten sich Wirte, Vereine und Polizei für den Fan-Ansturm in Köln

Die Fans des 1.FC Köln fiebern dem letzten Saisonspiel entgegen.
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Diesem Sonntag fiebern nicht nur Zigtausende Fans des 1. FC Köln entgegen. Ganz Fußball-Deutschland wird ab 15.30 Uhr auf das Spiel der Geißböcke gegen den 1. FC Kaiserslautern schauen. Denn: Aufstieg, Zweitliga-Meisterschaft, Relegation oder selbst Platz vier, der einer Tragödie gleichkäme – an diesem Nachmittag ist für den FC alles möglich.
Mehr als 300.000 Tickets hätte der 1. FC Köln für sein letztes Saisonspiel im Rhein-Energie-Stadion verkaufen können. Da dieses aber „nur“ 50.000 Zuschauer fasst, und auch der 1. FC Kaiserslautern noch den Relegationsplatz erreichen kann, der die Chance auf den Aufstieg wahrt, steht der Stadt möglicherweise auch ein Ansturm von Fußball-Fans aus Rheinland-Pfalz bevor. Mehr als 100.000 FCK-Fans waren in der Warteschlange für das begrenzte Kartenkontingent im Rhein-Energie-Stadion.
Gerne alles anbieten, ich zahle das Doppelte
Wie viel beiden Lagern dieses Spiel bedeutet, zeigt ein Blick auf Ticketbörsen im Internet: „Egal welcher Block, egal welche Reihe, beim Preis werden wir uns zu 100% einig“, verspricht ein FC-Fan aus Zülpich, der eine einzelne Karte sucht und gleich mal 100.000 Euro als Verhandlungsbasis anbietet. Ein anderer sucht zwei Tickets und schreibt dazu: „Gerne alles anbieten, ich zahle das Doppelte.“ Ein dritter versucht es eher auf die emotionale Tour: „Es ist ein großer Wunsch meiner Tochter ins Stadion zu gehen, da sie absolut FC-jeck ist. Wenn jemand noch 2 Karten über hat, bitte sofort melden. Meine Tochter würde sich riesig darüber freuen.“
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Fest steht: Wer jetzt noch keinen Platz im Stadion hat, muss wohl tief in die Tasche greifen. Auf einer einschlägigen Ticketplattform kostete die günstigste Karte am Montagnachmittag 290 Euro, ein Stehplatz in der Südkurve. Das teuerste Ticket wurde für 1280 Euro angeboten, ein Logen-Sitzplatz auf der Westtribüne.
Köln: Polizei mit „verstärkten Kräften“ unterwegs
Beim 1. FC Kaiserslautern dagegen blickt man betont gelassen auf den kommenden Sonntag. 4800 Tickets habe man für den Gästebereich im Stadion verkauft, viel mehr als 5000 FCK-Fans würden vermutlich nicht nach Köln reisen, heißt es aus der Pressestelle des Vereins. Von einem erwarteten Massenansturm an Fans, die ohne Karten kommen wollten, wisse man jedenfalls nichts.
Die Kölner Polizei hat ihre Einsatzplanung für den Sonntag noch nicht abgeschlossen. Bislang stehe nur fest, dass man „mit verstärkten Kräften“ in der Stadt unterwegs sei, sagte ein Sprecher. Auch die Bundespolizei plant — Stand jetzt – einen Einsatz „wie bei jedem anderen Spiel des 1. FC Köln auch“.
Köln: Sicherheitsbesprechung mit FC, Polizei und Ordnungsamt
Bereits am gestrigen Montag fand eine Sicherheitsbesprechung in Köln statt, nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Fanvertretern beider Vereine und Abgesandten von Polizei, Vereinen, Ordnungsamt und KVB. Demnach rechnet die Polizei mit der Gefahr von Auseinandersetzungen beider Fangruppen in der Stadt auch während des Spiels zwischen Stadionverbotlern und Fans ohne Ticket.
Auch Kölns Wirte rüsten sich für dieses besondere Spiel. Bei Lutz Nagrotzki vom „Piranha“ an der Kyffhäuserstraße gingen bereits zahlreiche Reservierungswünsche ein – allerdings auch aus Kaiserslautern. Das Lokal gilt nämlich ebenso als Lauterer Fan-Kneipe, da dort auch die Spiele der „Roten Teufel“ gezeigt werden.

Lutz Nagrotzki ist der Wirt der Kneipe Piranha, in der auch Lautern-Fans seit Jahren ihre Spiele sehen.
Copyright: Michael Bause
„Ich bin vor Jahren von ein paar in Köln wohnenden Lautern-Anhängern gefragt worden“, erzählt Nagrotzki. Seitdem gehören die Mitglieder des Fanclubs „Kölnteufel“ zu seinen Stammgästen. Von ihnen würden auch am Sonntag einige erwartet. Aber ansonsten habe er viele Absagen erteilen müssen. „Ganze Busladungen hatten angefragt, aber ich will ja, dass hier nicht nur Lauterer trauern“, sagt der Gastronom lachend. Als FC-Fan hofft Nagrotzki natürlich auf jubelnde Kölner in seinem Laden.
Volles Haus vermeldet ebenso das „Gaffel am Dom“. Wie ein Sprecher der Brauerei mitteilte, werden dort keine Reservierungen mehr angenommen. Man habe nur einige Tische nicht vergeben, damit auch noch einige spontane Besucher Platz finden.
Sonderangebote im FC-Online-Fanshop – Extra-Personal im Supermarkt
Der Großhändler Lekkerland, der für den „Rewe to go“-Markt im Kölner Hauptbahnhof verantwortlich ist, teilt mit, an FC-Spieltagen setze man immer zusätzliches Personal ein und halte vor allem mehr Getränke vor als üblich. Am kommenden Sonntag werde man aber „sowohl beim Personal als auch bei den Waren noch eine Schippe drauflegen“, sagt eine Sprecherin –, „damit wir im Fall des Aufstiegs auch nach dem Spiel alle Wünsche der FC-Fans bedienen können“.
Auch im FC-Online-Fanshop dreht sich alles um den letzten Spieltag der Saison. Schon auf der Startseite wird mit Sonderangeboten auf die Partie gegen Kaiserslautern hingewiesen, und passend zur Farbe des Kölner Heimtrikots lautet die Devise „Alle in Weiß“ und „Mach mit“.
Zusätzliche Brisanz erhält die Partie dadurch, dass es sich beim Gegner der Geißböcke ausgerechnet um den ehemaligen Club von Kölns Neu-Coach Friedhelm Funkel handelt. Der 71-Jährige hatte Kaiserslautern in der vergangenen Saison vor dem Abstieg in die dritte Liga gerettet. Nun braucht Funkel am Sonntag mindestens einen Punkt, sodass der FC den Aufstieg sicher hat.
Die Aussichten stehen also nicht schlecht, auch was das Wetter anbetrifft: Erwartet werden 19 Grad, Sonne und etwas Wolken – und das ist definitiv kein „Fritz-Walter-Wetter“, wie Fußball-Nostalgiker wissen. Die Kaiserslauterner Vereins-Legende spielte am liebsten auf schwerem, nassem Boden, wie im Weltmeisterschafts-Finale 1954. Dennoch hofft man in der Pfalz auf ein „Wunder von Köln“ – hier am Rhein dagegen auf eine „Superjeilezick“ und „Nie mehr zweite Liga“.