22 Events in 27 TagenKölner Lanxess-Arena steht vor beispiellosem Umbau-Marathon

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Ruhe vor dem Sturm: Der Marathon an Umbauarbeiten in der Arena hat bereits begonnen.

  • In der Lanxess-Arena finden in 27 Tagen 22 Events mit 120000 Besuchern statt.
  • Insgesamt erwartet die Arena rund 120 000 Besucher – ohne einen Tag Pause.
  • Ein planerischer Aufwand, den es so in der Arena noch nicht gegeben hat.

Köln – Es ist eine Premiere – und logistische Herausforderung: Ganze 27 Tage am Stück ist die Lanxess-Arena seit Donnerstag gebucht, 22 davon sind Veranstaltungstage. Noch nie zuvor war die Halle so lange am Stück von verschiedenen Veranstaltern belegt. Für die Verantwortlichen beginnt eine Zeit des Stresses und der Anspannung.

Noch flimmert ein buntes Testbild über die gerade erst aufgebaute LCD-Leinwand. Ein durchdringendes Rauschen erfüllt die Arena, als ein Mitarbeiter eine Konfettikanone an einem Bühnenrand auflädt. Um ihn herum wuseln im Bühnenraum Dutzende Techniker in Gabelstaplern, mit Rollkisten, mit langen Kabeln in der Hand durch den Innenraum der Arena. Rund 100 Mitarbeiter sind an diesem Donnerstagmorgen seit drei Uhr in der Nacht mit dem Aufbau der Haupt- und Zweitbühne für den spanischen Popsänger Enrique Iglesias beschäftigt. Bis zu seinem Auftritt am Abend müssen außerdem Leinwand und Technik stehen. Gerade noch beladen Arbeiter mehrere Netze mit großen Ballons – sie sollen später bei Iglesias Show von der Decke regnen.

Es ist der Auftakt einer Serie, die in der Lanxess-Arena ihresgleichen sucht: Bis zum Beginn des Junis werden André Rieu, Paul Panzer, David Garrett, Mark Knopfler, George Ezra, Mumford & Sons, Hugh Jackman, Schiller, Rod Stewart, Luke Mockridge, The Eagles, Maroon 5 und Jamiroquai aufgetreten sein, dazu kommt die mehrtägige Jahreshauptversammlung des Kölner Namensgebers und Chemiekonzerns Lanxess sowie die Handball-Champions-League.

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Bühnenarbeiter und Techniker bereiten die Lanxess-Arena für das Konzert von Enrique Iglesias vor.

120 000 Besucher – ohne einen Tag Pause

Insgesamt erwartet die Arena rund 120 000 Besucher – ohne einen Tag Pause. „Natürlich bedeutet das einen wesentlich höheren Stresspegel als sonst, da schwingt dann auch etwas Nervosität mit“, sagt Arenasprecher Tomasz Grenke, der den Eventmarathon gar als „Buchungsparadies“ bezeichnet, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Alles, was direkt mit dem Aufbau der Technik zu tun hat, machen in den meisten Fällen zwar die Veranstalter selbst. Wir sind aber als Problemlöser für alles verantwortlich, was Drumherum passiert.“

Während hinter ihm bereits weitere mit Bühnentechnik und Material gefüllte Lkw im Backstage-Bereich vorrollen – manche Künstler kommen mit bis zu 25 Lastwagen –, hat Stephan Dembowski nur einen Moment Zeit für ein kurzes Gespräch. Im Sekundentakt klingelt das Handy des 45-jährigen Produktionsmanagers der Arena. Er ist Ansprechpartner für die Veranstalter in der Halle – und dafür verantwortlich, dass der Wechsel zwischen den verschiedenen Showacts reibungslos verläuft.

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Der planerische Aufwand des Eventmarathons ist in allen Abteilungen zu spüren.

Eben noch hat er mit dem Management des Geigers André Rieu letzte Details der Bestuhlung des Konzertes am Freitag besprochen, dann mit den Tourverantwortlichen von Popsänger George Ezra vor seinem Konzert am Dienstag letzte Kostenabsprachen getroffen. „Natürlich ist es aufgrund dieser Vielzahl von Acts in kurzer Zeit ziemlich anstrengend. Die Veranstaltungen werden ja ohnehin immer größer und aufwendiger, das Zeitfenster jetzt ist knapp“, sagt er, bevor er wieder einen Anruf annimmt.

Zusätzliche Scheinwerfer für Enrique Iglesias

Gerade haben die Techniker von Iglesias kurzfristig angemeldet, dass sie gern zusätzliche Scheinwerfer anbringen wollen. „Wenn solche Wünsche erst kurz vorher kommen, macht das keine Laune“, meint Dembowski noch, dann ist er auch schon wieder in den Gängen hinter der Bühne verschwunden.

Dabei haben die meisten Arenamitarbeiter ihre Arbeit bereits im Vorfeld erledigt: Schon Monate im Voraus stimmen Künstler mit den Buchungsmitarbeitern den Termin des Auftritts ab, dann fragen die Eventplaner die Wünsche der Veranstalter ab, bevor Produktionsmitarbeiter letzte Details klären: „Das beginnt mit der Frage, an welchen Stellen der Halle Strom für die Technik bereit stehen muss, bis zu Abstimmungen wie der Entscheidung, wo Feuerlöscher platziert werden müssen“, erklärt Arenasprecher Grenke. Der planerische Aufwand des Eventmarathons sei in allen Abteilungen zu spüren gewesen.

Dass die Arena gerade jetzt einen bisher nie dagewesenen Veranstaltungsreigen erlebt, soll übrigens vor allem dem Zufall geschuldet sein – im Gegensatz zu der Frage, ob man den Marathon organisatorisch auch tatsächlich stemmen kann. „Das mussten wir auch erst intern diskutieren, denn das schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel“, sagt Grenke. „Aber wir hätten gern noch in diesem Stil weitergemacht. Wir sind ja über jeden Tag, an dem die Halle gebucht ist, froh.“ Noch gibt es übrigens für alle Events Tickets – nur das Final Four der Handball-Champions-League ist ausverkauft. Und das, obwohl alle deutschen Teams raus sind.

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