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Kommentar

Warum die KVB-Chefin in die Kölner Verkehrsgeschichte eingehen wird

Ein Kommentar von
3 min
27.07.2022
Köln:
Vorstellung eines 1:1-Modells der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen im Strßenbahn-Museum Thielenbruch
Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende KVB 
Foto:Martina Goyert

Die scheidende KVB-Chefin Stefanie Haaks steht im Juli 2022 vor der einem Modell der neuen Generation von Niederflur-Stadtbahnen, die immer noch nicht in Köln angekommen sind. Foto: Martina Goyert

Vor dem vorzeitigen Ruhestand, ist ihr noch ein Coup gelungen: Der Schweizer Hersteller hat sogar Zahnradbahnen im Portfolio. Unser satirische Wohenüberblick.

Manchmal erkennen die Kölner viel zu spät, welche außergewöhnliche Persönlichkeiten sie in ihrer Stadt beherbergen. Die Sängerin und Schauspielerin Trude Herr zum Beispiel. Die Rotlichtgröße „Dummse Tünn“, den Rapper Xatar oder den Fußballer Florian Wirtz, der erst unter dem Bayer-Kreuz so richtig durchstarten konnte. Der ersten Frau an der Spitze der KVB könnte es genauso ergehen, wenn sie im Frühjahr vorzeitig in den Ruhestand geht.

Für alles hat man Stefanie Haaks verantwortlich gemacht: Personalmangel, Verspätungen, die marode Fahrzeugflotte, das Lieferchaos bei den neuen Bahnen. Am liebsten hätte man ihr das Drunter und Drüber bei der Ost-West-Stadtbahn auch noch angehängt. Zuletzt war sie so geschafft, dass sie eingestand, das Fahren mit der KVB könne man manchmal durchaus als Zumutung empfinden.

Das könnte sich alles ändern. In den 2030er Jahren. Weil Stefanie Haaks auf ihren letzten Metern ein Coup gelungen ist, der ihr zumindest die Ehrenpräsidentschaft des hauseigenen Karnevalsvereins „Pänz vun d’r Päädsbahn 1956 e.V.“ einbringen wird. Das ist die Truppe, die sich Rosenmontag immer noch als Schaffner verkleidet.

Wer die Robustheit der aus den 1980er Jahren stammenden Stadtbahnwagen Kölner Bauart kennt, die bis heute sogar noch im noblen Düsseldorf unterwegs sind, weiß, dass jede Nachfolge-Generation noch in hundert Jahren an diesen Legenden des Gleisbetts gemessen werden wird.

Genau das hat die KVB-Chefin bei der Beschaffung der nächsten Generation ins Kalkül gezogen und ist in der Schweiz fündig geworden. Der Hersteller Stadler ist nicht nur dafür bekannt, pünktlich wie ein Uhrwerk zu liefern, sondern hat ein Portfolio zu bieten, das sogar Zahnradbahnen umfasst.

Neue Quetschebüggel-Bahnen

Jetzt lachen Sie nicht. Einer Stadtverwaltung, die Wassertaxis und Zick-Zack-Seilbahnen über dem Rhein plant, ist es durchaus zuzutrauen, Linien einzuführen, die über den Mont Klamott oder zum Monte Troodelöh führen.

Allen Imis sei an dieser Stelle erklärt: Der Mont Klamott, auch Monte Scherbelino genannt, ist der Herkulesberg und besteht vor allem aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieg. Der Monte Troodelöh ist der höchste Punkt und damit ein beliebtes Ausflugsziel im Königsforst.

Zahnradbahn hin oder her. Fest steht: Die Schweizer werden die neuen Straßenbahnen pünktlich ab 2029 liefern. Der neue einsetzbare Mittelteil, mit dem sich jeder Zug auf 70 Meter verlängern lässt, dürfte im Volksmund sehr schnell als Quetschebüggel, auf Hochdeutsch Akkordeon, geliebkost werden.

Ganz nebenbei wird die Stadler-Truppe auch die berühmte KVB-Minute, in der Bahnen vom Bildschirm verschwinden oder von Geisterzügen überholt werden, in den Griff kriegen. Wer sonst? Schließlich sind die Schweizer weltweit auch für ihre Präzisionsuhrwerke bekannt.

Und weil nach 2030 bei den Verkehrs-Betrieben endlich alles perfekt läuft, wird man nach Stefanie Haaks zumindest eine Straßenbahn benennen. Oder die Bergstation der neuen Zahnradbahn auf dem Mont Klamott. Weil das eine Herkulesaufgabe war, das alles hinzukriegen.