Der Kinderfußballverein wünscht sich einen eigenen Pachtvertrag für die „Kampfbahn“ am Fort Deckstein.
Nach Ratsentscheid zum GeißbockheimBallfieber Colonia sorgt mit Antrag gegen den 1. FC Köln für Unruhe

Blick auf den als „Kampfbahn“ bezeichneten Rasenplatz in der Nähe des Fort Deckstein am Decksteiner Weiher mit dem Haus am See.
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Am Donnerstag bekamen das Sportamt der Stadt Köln und einige Mitglieder des Kölner Stadtrates ein Schreiben des Kinderfußballvereins Ballfieber Colonia in ihr Email-Postfach, das auch dieser Redaktion vorliegt. Demnach beantragte der Vereinsvorstand den „Abschluss eines Miet-/Gestattungsvertrags über die Sportanlage ‚Kampfbahn‘ Fort Deckstein – tägliche Nutzung 16 bis 20 Uhr“. Keine 24 Stunden später, am Freitagmorgen, zog Ballfieber Colonia diesen Antrag zurück. Sein Versand sei ein internes Missverständnis gewesen.
Neuerliche Unruhe in einem seit einem halben Jahr schwelenden Konflikt um Fußballplätze im Kölner Westen war damit aber gesät. Der 1. FC Köln, der vor seinem entscheidenden Spiel um die Rückkehr in die Erste Liga am Sonntag gegen Kaiserslautern steht, reagierte „irritiert“, so formulierte es Geschäftsführer Philipp Türoff. Wäre der Antrag überlegt und ernst gemeint gewesen, hätte der FC ihn als Affront verstanden, sagte Türoff. Denn in dem zurückgezogenen Antrag wird die Stadt auch aufgefordert, dem 1. FC Köln, seit Jahren Pächter des „Kampfbahn“ genannten Naturrasenplatzes am Decksteiner Weiher, den Vertrag wegen Nichtnutzung der Wiese zu kündigen.
Der 1. FC Köln als Pächter überlässt Ballfieber Colonia seit Jahren kostenlos die „Kampfbahn“
Das ist deshalb pikant, weil der FC den Platz seit fünf Jahren umsonst dem Verein Ballfieber Colonia überlässt, der dort im Sommer mit seinen Fußballkindern trainiert. Bei aller Irritation äußerte Türoff aber auch Verständnis, denn im Ringen um eine Neuverteilung der Trainingsflächen am Grüngürtel, das neben Ballfieber und dem FC noch die Vereine Blau-Weiß Köln und DJK Südwest betrifft, gebe es für Ballfieber „die am wenigsten konkreten Ideen“.
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Der Hintergrund: Das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt im Kölner Stadtrat hatte vor einem halben Jahr beschlossen, dass der 1. FC Köln am Geißbockheim auf einem seiner Trainingsplätze ein neues Leistungszentrum bauen, aber keine neuen Trainingsflächen auf der Gleueler Wiese erschließen darf. Weil der Profiklub aber Ersatz für den dann bebauten Platz und ohnehin weitere Trainingsflächen benötigt, soll er anderweitig drei Trainingsplätze zur Verfügung gestellt bekommen, so genannte Satellitenplätze. Den Auftrag, das zu realisieren, erteilte der Rat mit seinem Beschluss der Stadtverwaltung.
Woher die Stadtverwaltung diese drei Plätze in einem ohnehin mit Trainingsflächen unterversorgten Gebiet nehmen soll, legte der Stadtrat nicht fest – und so wird seither diskutiert, verhandelt und bei den Breitensportvereinen auch gebangt. Einen Platz hat der FC in Hürth gebaut, bleiben noch zwei, die fehlen. Als ein weiterer ist ein Ascheplatz am Fort Deckstein vorgesehen, den der FC auf eigene Kosten in einen Kunstrasenplatz umwandeln würde. Allerdings ist dieser Platz mit Blau-Weiß, der DJK Südwest und Ballfieber Colonia als Mietern voll ausgelastet.
Die Stadt Köln will nun offenbar in Weiden neue Fußballplätze für die Breitensportvereine schaffen
Die neueste Idee ist wohl, den Breitensportvereinen eine Alternative auf der Bezirkssportanlage Weiden zu bieten, damit der FC den Ascheplatz übernehmen kann. Ob, wann und zu welchen Kosten dort Plätze geschaffen werden können, ist bislang allerdings völlig unklar. Und für Ballfieber Colonia kommt es ohnehin nicht infrage, seine Fußballkinder aus Sülz und Klettenberg bis nach Weiden fahren zu lassen.
Deshalb sagte selbst Philipp Türoff: „Die Kampfbahn könnte eine ideale Heimat für Ballfieber sein.“ Der FC könne die Wiese ohne Drainage und Flutlicht nicht bedarfsdeckend nutzen. „Aber für Ballfieber ist das genau der richtige Platz.“ Warum also überlässt der FC seinen Pachtvertrag dann nicht den Breitensportkollegen? „Wir können die Kampfbahn nicht loslassen, wenn man uns dafür nicht die benötigten Trainingsplätze gibt“, sagte Türoff.
Hendrik Sämisch, Vorsitzender von Ballfieber Colonia, gab sich am Freitag deutlich versöhnlicher als es in dem Schreiben des Vereins klang. Dieses sei nicht vom Vorstand erarbeitet oder autorisiert worden, betonte er: „Wir sind keine Gegner des FC.“ Die wenig professionellen Kommunikationsstrukturen im eigenen Klub taten ihm sichtlich leid. Aber so sei das nun mal in einem kleinen Verein. Dem gehe es allerdings auch um mehr als die Nutzung der „Kampfbahn“, denn diese sei nur in den Sommermonaten möglich. Für den Winter brauche man einen Ersatz für die Trainingszeiten auf dem Ascheplatz am Fort.
Die Stadt wolle ihre Ideen rund um die Bezirkssportanlage Weiden in Kürze präsentieren, deuteten alle Beteiligten an. „Wir müssen sehen, ob darin eine gute Lösung für uns skizziert wird“, erklärte Sämisch. „Wenn nicht, werden wir uns dann laut zu Wort melden.“ Aber eben nicht jetzt. Und nicht mit einem Affront gegen den 1. FC Köln.
Dass der Stadt in dieser Sache noch der große Wurf gelingt, kann sich aktuell allerdings niemand der Beteiligten so recht vorstellen. Oliver Seeck (SPD), der Vorsitzende des Sportausschusses, forderte am Freitag sogar: „Die Stadtverwaltung sollte einfach klarstellen, dass der Beschluss des Ratsbündnisses in die falsche Richtung geht und das Thema zurück an den Rat verweisen.“ Die Politik müsse gemeinsam mit den Vereinen eine tragfähige Lösung finden, damit diese nicht anfangen, gegeneinander zu agieren.