Köln – Äußerst dramatisch hätten die Schilderungen des angeblichen Kommissars am Telefon geklungen. Von einer Geiselnahme in der unmittelbaren Nachbarschaft in Lindenthal habe der Anrufer am vorigen Sonntagabend gesprochen. „Haben Sie den Polizeieinsatz eben nicht mitbekommen?“, fragte er Angelika Schneider (Name geändert). Zwei Täter habe man inhaftiert, drei seien noch auf der Flucht. „Er hat mich mit dieser Geschichte völlig in seinen Bann gezogen“, erzählt Schneider.
Bei den beiden Festgenommenen habe man einen Zettel gefunden, berichtete der Anrufer weiter. Darauf stünde Schneiders Name und ihre Adresse. Die Täter planten wohl einen Einbruch bei ihr, warnte der vermeintliche Kommissar. Und nicht nur das, sogar die Uhrzeit hätten die Täter auf dem Zettel notiert: 24 Uhr – also in einer Stunde.
Mehr als 200 Anrufen falscher Polizisten bei Kölnern
Als der Anrufer fragte, ob Angelika Schneider sich erklären könne, warum die Täter es ausgerechnet auf sie abgesehen hätten und Schneider antwortete, sie hätte keine Ahnung, „Bilder oder Wertsachen haben wir nicht zu Hause“, wurde ihr Ehemann hellhörig, der das Telefonat im Hintergrund verfolgte. Er ließ sich den Hörer geben und bat den Mann am anderen Ende um dessen Namen und um seine Rückrufnummer im Präsidium. Daraufhin legte der Betrüger auf.
Es war einer von mehr als 200 Anrufen falscher Polizisten bei Kölnern in den vergangenen acht Tagen – 200, von denen die Polizei weiß. Die Dunkelziffer liegt vermutlich viel höher. Derzeit scheinen die Trickbetrüger, die meist aus türkischen Callcentern anrufen, wieder vermehrt Opfer in Köln zu suchen.
Falsche Polizisten bei 75-jähriger Kölnerin erfolgreich
Bei einer 75-jährigen Frau in Buchforst waren die Täter am Dienstag erfolgreich: Sie machten der Rentnerin weis, ihr Vermögen sei durch einen bevorstehenden Einbruch in Gefahr, und brachten sie dazu, mehrere tausend Euro in einer Plastiktüte vor ihre Haustür zu legen; Zivilpolizisten würden das Geld gleich abholen und in Sicherheit bringen. Kurz darauf war die Tüte verschwunden, mitsamt der Ersparnisse.
Das könnte Sie auch interessieren:
In Bilderstöckchen dagegen gelang der Polizei am selben Tag ein Fahndungserfolg: Ein Komplize der Anrufer, ein so genannter Abholer, hatte gerade eine Tüte mit Geld eingesammelt, als Polizisten ihn überwältigten. Die Opfer, ein älteres Ehepaar, hatten den Trick am Telefon schnell durchschaut, das Spiel aber mitgespielt und im Hintergrund unbemerkt die Polizei alarmiert. Der 21-jährige Iraker wurde vorläufig festgenommen.
Auch das Ehepaar Schneider aus Lindenthal rief nach dem Telefonat am vorigen Sonntag sofort die Polizei. Streifenbeamte seien auch schnell gekommen und hätten den Sachverhalt aufgenommen. Die Polizei empfiehlt dringend, sofort aufzulegen, sobald sich ein fremder Anrufer nach dem Vermögen erkundige. Erscheine beim Angerufenen überdies die 110 im Display, sei das ein sicherer Hinweis auf einen Betrugsversuch. „Die richtige Polizei ruft niemals mit der 110 an“, stellte ein Sprecher klar.