Urlaub in der StadtDieses Kölner Veedel ist ganz anders als sein Klischee

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Das Zentrum in Chorweiler.

  • Urlaub in der eigenen Stadt ist in diesem Jahr besonders gefragt. Wir stellen während der Sommerferien Kölner Veedel vor. Auch solche, in denen man vielleicht noch nie war.
  • Wir verraten, was besonders sehenswert ist und warum es sich lohnt, auch mal neue Ecken der Stadt zu entdecken. Ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
  • Dieses Mal geht es nach Chorweiler. Nach der Umgestaltung ist das Zentrum nun ein richtiger urbaner Hotspot geworden.

Köln – Zum Urlaub gehört die Entdeckung eines Ortes, den man noch nicht kennt. Oder ein Ort, von dem man ein Klischee im Kopf hat, das man dann mit der Wirklichkeit abgleicht.

Von daher war klar: Mein Fahrradausflug geht nach Chorweiler. Der Stadtteil, bei dem vor meinem inneren Auge triste Hochhaus-Trabanten auftauchen und eine ganze Reihe Klischees aufploppen: sozialer Brennpunkt, hohe Suizidrate und Tristesse.

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Die Zahlen passen zum Klischee: 80 Prozent sozialer Wohnungsbau, jedes zweite Kind in Chorweiler lebt in einer Familie, die Sozialleistungen bezieht. Es gibt einen ursprünglichen Teil mit Einfamilienhäusern und bürgerlichem Charakter. Aber was den Stadtteil prägt, ist das Zentrum. Und das hat ein Imageproblem: In den 70ern sollte hier auf engem Raum die moderne „Neue Stadt“ entstehen, in der am Ende aber keiner wohnen wollte und mit Hilfe von Mietzuschüssen der Zuzug von neuen Mietern gefördert wurde.

Umgestaltung des Zentrums

Wer aber in diesen Tagen über den Pariser Platz flaniert, reibt sich die Augen: Sogar die Chorweiler bewegen sich fast staunend durch ihre neue Mitte: Für 13 Millionen Euro wurde das Zentrum – bestehend aus Pariser Platz, Liverpooler Platz, Lyoner Passage und Oxfordpassage – umgestaltet. „Lebenswertes Chorweiler - ein Zentrum im Wandel“ hieß das Programm, zu dem die Chorweiler ihre Ideen beisteuern konnten. Bis zum Sommer 2020 sollte das 13 Millionen teure Projekt fertig werden, das das Image des Stadtteils aufpolieren soll.

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Wahrzeichen „Chorweiler Tomate“.

Abgesehen davon, dass in Köln ein Großprojekt termingerecht fertig geworden ist, ist auch das Ergebnis bemerkenswert: Der farblich changierende Klinkerbelag auf dem Pariser Platz wird flankiert von langen Sitzstufen und Bänken aus Massivholz. Auf einer Länge von 450 Metern sind auf beiden Plätzen hölzerne Sitzflächen entstanden – eine Art Rheinboulevard ohne Rhein. In der Mitte sind Wasserfontänen im Boden eingelassen, die coronabedingt erst nächsten Sommer sprudeln sollen, damit sich die Kinder abkühlen können.

Platz für gemeinsames Picknick

Am zehn Meter langen „Tisch der Nationen“, der mit roten Keramik-Mosaik versehen ist, sollen die Menschen aus 130 Nationen, die in Chorweiler Heimat gefunden haben, Platz nehmen zum gemeinsamen Picknick. 150 dem Klimawandel angepasste Bäume sind gepflanzt worden.

Freizeitmöglichkeiten gibt es viele: ein überdimensionales Schachbrettfeld, eine Outdooranlage mit Fitnessgeräten und ein Streetballfeld. An der Lyoner Passage entsteht eine Boulderwand, an der anderen Seite eine Tribüne aus Holz, damit auch Kleinkultur geboten werden kann. Vor der Kirche Hl. Johannes XXIII. prangt als Wahrzeichen die „Chorweiler Tomate“, die aktuell von dem Künstler Puya Bagheri umgestaltet wurde, und an den im Januar verstorbenen Basketballer Kobe Bryant erinnert.

Ein riesiges Veedels-Wohnzimmer

Immer wieder lassen sich Grüppchen auf den neuen Holzelementen nieder. An warmen Sommerabenden geht das Konzept mit dem öffentlichen Raum als riesiges Veedels-Wohnzimmer schon jetzt auf. Dann herrsche hier eine urbane, bunte Stimmung, erzählt eine Mitarbeiterin des Bezirksrathauses. Das erstaunliche ist: Bei blauem Himmel, Sonne und diesem lebendigen Platz, entfalten die Hochhäuser, die seit der Übernahme von 1200 Wohnungen durch die städtische GAG instandgesetzt werden, plötzlich ein ganz anders urbanes Flair. Wo es so überraschend anders ist in Chorweiler, möchte man sich gerne in einem gemütlichen Café niederlassen.

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Der „Tisch der Nationen“

Eigentlich war das Café Olko bis Ende dieses Jahres die Institution des Veedels. Aber gerade wird renoviert und bald soll wieder eröffnet werden. Also lohnt ein Abstecher ins Einkaufszentrum, wo das Eiscafé Cristallo mit italienischem Eis lockt.

Tipps

Aqualand Chorweiler mit 7 spektakulären Rutschen, Merianstraße 1.

Einkaufszentrum City Center , Liverpooler Platz.

Eisdiele Cristallo mit original italienischem Eis und

das längste Sushi-Band in NRW - beides im Einkaufszentrum City Center.

Canyon Chorweiler, Kletter- und Boulderhalle, Weichselring 6a.

Fühlinger See mit Blackfootbeach, Stallagsbergweg 1.

Vor lauter Begeisterung über das neue Zentrum fehlt nun der Platz für all das, was Chorweiler sonst noch an Freizeitwert zu bieten hat: Neben der beliebten Kletterhalle „Canyon Chorweiler“ ist das natürlich jede Menge Wasser: Fußläufig liegt das Aqualand mit seinen sieben Wasserrutschen.

Ein paar Minuten weiter mit dem Fahrrad lockt – genau auf der Grenze zu Fühlingen – die Südsee im Kölner Norden: Am Strand des Fühlinger Sees gibt es weißen Sand und Urlaubsfeeling beim Schwimmen, Tauchen, Rudern oder Kanufahren. Und als Geheimtipp für Wanderer: ein Abstecher in die einzigartige Auenlandschaft des Worringer Bruchs.

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