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Streit um Deutzer KirmesKölner Schausteller soll Konkurrenten mit Schlägern eingeschüchtert haben

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Wenn es um Millionenumsätze geht, wird im Schaustellermilieu mitunter offenbar mit harten Bandagen gekämpft. Ein Schuldspruch wäre das nächste Kapitel in einer seit Jahren ausgetragenen Schaustellerfehde um die Organisation der größten Kölner Kirmes mit etwa 100.000 Besuchern je Frühjahrs- und Herbstsaison.

Wenn es um Millionenumsätze geht, wird im Schaustellermilieu mitunter offenbar mit harten Bandagen gekämpft. Ein Schuldspruch wäre das nächste Kapitel in einer seit Jahren ausgetragenen Schaustellerfehde um die Organisation der größten Kölner Kirmes mit etwa 100.000 Besuchern je Frühjahrs- und Herbstsaison. (Symbolbild)

Otto Ernst Weber, Vorstand der Gemeinschaft Kölner Schausteller, ist wegen Körperverletzung angeklagt. Der Prozess beginnt im Dezember.

Die Drohgebärden ließen keine Fragen offen: Mit zwei mutmaßlichen Schlägern und seiner Frau im Schlepptau soll Otto Ernst Weber, Vorstand der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), versucht haben, an jenem frühen Abend des 23. Februar 2024 am Wiener Platz seine Mitbewerber um die Ausrichtung der Deutzer Kirmes einzuschüchtern. So steht es in der Anklage der Staatsanwaltschaft, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ einsehen konnte.

Der Angriff begann demnach, als der Schausteller Wilfried Hoffmann nahe der Mülheimer Kirmes am Wiener Platz sein Auto bewegen wollte. Einer der beiden mutmaßlichen Schläger Webers stellte sich laut Staatsanwaltschaft vor seinen Wagen. Mit grimmiger Miene trat der Fremde an die Fahrerseite, hämmerte gegen die Fensterscheibe: „Steig aus Du F…. Du bekommst eine Abreibung.“ Der Leverkusener Unternehmer Hoffmann verschanzte sich in seinem Pkw, bis der Mann wieder abzog. Danach fuhr er zur Polizeiwache und erstattete Anzeige.

Auch der Hoffmann-Sohn soll im Streit um die Kirmes-Ausrichtung bedrängt worden sein

Eine Stunde später tauchte der Angreifer erneut auf. Dieses Mal in Begleitung zweier Männer und einer Frau. Dabei handelte es sich unter anderem um GKS-Vorstand Weber sowie seine Ehefrau. Zielstrebig steuerte man den Autoscooter auf der Mülheimer Kirmes an. In einer Kabine saß Gilbert Hoffmann, der Sohn des Leverkusener Schausteller-Unternehmers und verkaufte Fahrchips.

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Wie die Staatsanwaltschaft später herausfand, ließen die Besucher den Hoffmanns eine deutliche Warnung zukommen. Der Anklage zufolge soll etwa die Frau des GKS-Vorstands den Hoffmann-Sohn gedrängt haben, auf den Vater einzuwirken, dass dieser die Bewerbung zur Ausrichtung der lukrativen Deutzer Kirmes zurücknehmen solle. Andernfalls würde Vater Hoffmann auf „die Fresse“ bekommen. Auch er, der Sohn, würde etwas abbekommen, sollte er sich dazwischen stellen.

Gilbert Hoffmann ließ sich nicht einschüchtern. Er lehnte das Ansinnen ab. Daraufhin soll einer der Begleiter der Webers versucht haben, ihm die Faust ins Gesicht zu schlagen. Anschließend warfen die Angreifer Schilder am Autoscooter um, während ihr Opfer sich in der Kabine verbarrikadierte. Ein Freund Gilberts versuchte, die Lage zu beruhigen. GKS-Vorstand Weber soll dem Helfer laut Staatsanwaltschaft per Fausthieb aufs rechte Auge eine blutende Platzwunde zugefügt haben.

Strafvorwürfe: Beleidigung, versuchte Nötigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung

Drei Tage nach der Attacke entschied die Stadt Köln per Losentscheid, dass die Hoffmanns 2024 an Ostern und im Herbst das Volksfest an der Deutzer Werft ausrichten durften.

Inzwischen hat eine Amtsrichterin die Anklage zugelassen, der Prozess soll im Dezember beginnen. Die Strafvorwürfe reichen von Beleidigung, versuchter Nötigung, über Bedrohung bis hin zu gefährlicher Körperverletzung (wir berichteten).

Einen wichtigen Beweis dürften Aufnahmen durch Überwachungskameras liefern, die ausgewertet wurden. Der Verteidiger des GKS-Vorstands wollte sich auf Anfrage nicht zu den Anklagepunkten gegen seinen Mandanten äußern.

Schaustellerfehde wird seit Jahren mit harten Bandagen ausgetragen

Ein Schuldspruch wäre das nächste Kapitel in einer seit Jahren ausgetragenen Schaustellerfehde um die Organisation der größten Kölner Kirmes mit etwa 100.000 Besuchern je Frühjahrs- und Herbstsaison. Wenn es um Millionenumsätze geht, wird im Schaustellermilieu mitunter offenbar mit harten Bandagen gekämpft.

Jahrzehntelang hatte die GKS den Zuschlag für die Deutzer Kirmes erhalten. Schließlich aber traten die Hoffmanns mit einem neuen Konzept als Mitbewerber auf den Plan. 2024 entschied das Losglück für die Leverkusener Konkurrenten. Im neuen Jahr votierte die Stadt bei der Vergabe der Verträge zwischen 2025 bis 2030 allerdings wieder für die Platzhirsche der GKS. Konkurrent Wilfried Hoffmann klagte gegen den Entscheid vor der Vergabekammer Rheinland und unterlag.

Er hatte unter anderem die Zuverlässigkeit seiner Mitbewerber wegen ebendiesem Vorfall auf der Mülheimer Kirmes in Zweifel gezogen. Die Kammer schloss sich dieser Auffassung aber nicht an, Hoffmann legte erneut Beschwerde ein.

Der Vergabe-Fall liegt nun beim Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf. Der Senat will aber erst im April 2026 verhandeln. Nach jetzigem Stand der Dinge wird bis dahin keine Kirmes in Deutz stattfinden. Unklar ist, ob eine eventuelle Verurteilung eines GKS-Vorstands Auswirkungen auf die künftigen Vergaben haben könnte.