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Ausstellung mit KonzertenKölner Künstlerin hält Momente der Musikgeschichte in Gips fest

Lesezeit 3 Minuten
Ute Krafft umgeben von weißen Hand-Skulpturen.

Ute Krafft hat Skulpturen von Hunderten von Bands und Solo-Musikern erstellt.

Ute Krafft hat bereits die Hände vieler bekannter Musiker in Gips verewigt, darunter etwa Chilly Gonzales, Gentleman oder die Donots.

Mal ineinander verflochten, zum Peace-Zeichen geformt, mit Perlen-Armband oder Totenkopfring: Die Kölner Künstlerin Ute Krafft hat die Hände von mehr als 300 Bands und Solo-Musikern in Gips verewigt. Rund 1800 Hände seien das insgesamt. Diese Skulpturen sind jetzt bis zum 18. August im Bunker K101 in Ehrenfeld ausgestellt.

Gestiken verraten Musikgenre

Es sind Momentaufnahmen: Meist trifft Krafft die Künstlerinnen und Künstler vor ihren Konzerten, dann tauchen sie ihre Hände in die Formmasse aus mit Wasser vermischten pulverisierten Algen – bekannt vom Zahnarztbesuch – und schon nach dem Soundcheck, bevor das Konzert richtig losgeht, ist der synthetische Gips getrocknet. Die Musikerinnen und Musiker dürfen dann selbst Hand anlegen und die Zahnarztmasse vom Gips entfernen. Was dabei herauskommt, ist ein individuelles Kunstwerk und Zeugnis der Musikgeschichte. „Es zeigt immer etwas von ihrem Wesen und ihren Beziehungen zueinander“, sagt die Künstlerin.

Skulptur von drei Händen, eine zeigt den Mittelfinger.

Die Hände des Kölner Trios Ok Kid fallen durch eine leicht obszöne Geste auf. Sie sind nicht die einzigen damit.

Chilly Gonzales beispielsweise steckt seinen Zeigefinger in seine Faust, bei der Skulptur des Kölner Trios Ok Kid streckt sich dem Betrachter ein Mittelfinger entgegen und zwischen den Händen der Musiker von Sondaschule steckt eine Bierflasche. Die Mitglieder der US-Punkband NOFX, die sich trennt und gerade auf Abschiedstour ist, wollten ihre Hände nicht gemeinsam verewigen, erzählt Ute Krafft. Es ist die einzige Band-Skulptur, bei der die Hände nicht gemeinsam in einen Eimer getaucht wurden, sondern alle einzeln. Sänger Mike Burkett alias Fat Mike nahm sich dafür Fan-Hände dazu, auch das ein Einzelfall.

Alles zum Thema Tanzbrunnen

Der Sänger von TV Girl hat spontan eine Banane mit in den Eimer geschoben – „die musste ich dann rauspulen“ – sonst wäre sie schließlich irgendwann vergammelt. So hält der Sänger nun eine Gips-Banane. Die Skulpturen sind nach Genre sortiert ausgestellt – um welches Genre es sich gerade handelt, ist teils schon durch die Gesten und Accessoires erkennbar. Bei den Punkrockern finden sich etwa sehr viele Totenkopfringe an den Händen.

Skulptur der Hände von Chilly Gonzales

Die Hände von Chilly Gonzales

Neben den Skulpturen liegt jeweils ein Foto der Künstler mit ihren Händen in dem Eimer mit der Formmasse, dazu der Name, Ort und das Datum mit der genauen Minute, in der der Abdruck entstand. Gloria, Lanxess-Arena, Gebäude 9, Kantine, Tanzbrunnen, MTC, Philharmonie, Bumann und Sohn, Palladium – Ute Krafft hat schon in nahezu jeder großen wie kleinen Konzertlocation in Köln Musikerhände in Gips verewigt.

Unter den gesammelten Namen sind auch viele bekannte: Die Donots, Kettcar, Giant Rooks, Gentleman, In Extremo, Die Prinzen und Fury in the Slaughterhouse sind etwa vertreten. Auch die Macher kölscher Musik haben ihre Hände schon in Ute Kraffts Eimer mit Formmasse gesteckt, Gerd Köster, Miljö und Rolly Brings etwa. Wen Ute Krafft noch gerne ihrer Sammlung hinzufügen würde, ist die Band Tocotronic: „Ich gebe nicht auf.“

Die Ausstellung ist vom 2. bis 4., 9. bis 11., 16. und 17. August jeweils von 16 bis 19 Uhr und am 18. August von 15 bis 18 Uhr kostenlos zugänglich. An den Abenden dieser Tage gibt es außerdem von 20 bis 21 Uhr verschiedene Konzerte (18. August, 19 bis 21 Uhr). Die Hände der auftretenden Künstler wie etwa der Kölner Grunge-Punk-Band The Red Flags wird Ute Krafft vor Ort in Gips verewigen. Tickets für die Konzerte kosten sechs Euro und können online vorab gebucht werden.