Verbesserung für Radverkehr geplantSo liefen die ersten zwei Wochen mit Einbahnstraße auf der Venloer Straße

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Radfahrer und ein Auto vor der Sperrung an der Kreuzung zur Piusstraße, wo die Venloer Straße zur Einbahnstraße wird

An der Kreuzung zur Piusstraße sind Autofahrer immer wieder überrascht von der Einbahnstraße. Dahinter verläuft der Verkehr nun ruhiger.

Zwei Wochen nach Beginn des Verkehrsversuchs zieht Verkehrsdezernent Ascan Egerer eine erste Bilanz. Und kündigt Anpassungen an.

Eigentlich sind es nur 700 Meter Straße, an denen die Stadt bastelt. Aber der Verkehrsversuch auf der Venloer Straße hat eine enorme Bedeutung für Verkehrsdezernent Ascan Egerer; nicht nur, weil die zentrale Ehrenfelder Achse seit Jahrzehnten ein Unfallschwerpunkt der Stadt, sogar des Landes Nordrhein-Westfalen ist. Sondern auch, weil der Abschnitt zwischen Ehrenfeldgürtel und Piusstraße, auf dem seit dem 23. Oktober eine Einbahnstraßenregelung in Richtung Innenstadt gilt, symbolisch für eine Frage steht: Gelingen der Stadt endlich echte Schritte bei der Verkehrswende oder scheitert sie vor Ort – wie in der Tempo-20-Phase des Versuchs – mal wieder an der Realität?

Egerer zieht nach rund zwei Wochen ein positives Zwischenfazit. „Ich freue mich, dass es gut angelaufen ist“, sagt er am Mittwochmittag auf dem Barthonia-Forum vor dem 4711-Wohnhaus mitten im Versuchsgebiet. Und ergänzt ein Versprechen für den Radverkehr: „Wir planen die Verbreiterung der Radfahrstreifen.“ Zuletzt sind die Markierungen, die die Radspuren in der ersten Phase des Versuchs ungültig gemacht hatten, entfernt worden. Es gelten also wieder die alten Radstreifen der zweispurigen Venloer Straße – obwohl eine Autospur weggefallen ist. Eine Entscheidung, die schnell für Kritik sorgte, auch weil die Bezirksvertretung sich eigentlich für breitere Radstreifen ausgesprochen hatte.

Verkehrsdezernent Ascan Egerer blickt zufrieden auf die Venloer Straße.

Bislang zufrieden: Verkehrsdezernent Ascan Egerer auf der Venloer Straße.

„Der Aufwand für die Verbreiterung ist groß, wir konnten das nicht sofort umsetzen“, sagt Egerer nun. In der ersten Jahreshälfte 2024 sollen die Streifen doch noch breiter werden. Wie genau, wird noch geprüft. Offenbar hängt die Entscheidung auch davon ab, wie die Venloer Straße langfristig gestaltet werden soll. Diese Entscheidung trifft der Stadtrat im kommenden Jahr auf Grundlage einer Empfehlung der Verwaltung. Und die könnte, so die ersten Eindrücke, in Richtung Einbahnstraße gehen.

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Köln-Ehrenfeld: Auto fährt mit 91 km/h über Einbahnstraße

Die Befürchtung, angesichts der großen Autospuren würden Autofahrer regelmäßig zu schnell fahren, ist bislang nicht eingetreten. Laut Stadt sind in den vergangenen zwei Wochen 64.000 Autos über den Versuchsbereich gefahren, davon waren 200 zu schnell – ein Anteil von 0,3 Prozent. Die schnellste Messung: Ein Auto mit 91 Stundenkilometern, mitten in der Nacht.

Katharina Pitko, Ascan Egerer und Christian Dörkes am „Meinungsmobil“ auf der Venloer Straße

Katharina Pitko, Ascan Egerer und Christian Dörkes am „Meinungsmobil“ auf der Venloer Straße

Die enge Begleitung und genaue Beobachtung des Versuchs ist Egerer wichtig. In der Piusstraße, an der die Spur in Richtung Ehrenfeld endet und viele enttäuschte Fahrer abbiegen, hat die Stadt eine Kamera installiert, um den Verkehr präzise zu erfassen. Christian Dörkes, stellvertretender Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, sagte über die Situation vor Ort: „In den ersten Tagen hatten wir auf der Piusstraße größere Probleme, die jetzt aber nachlassen. Falls erforderlich werden wir hier nachsteuern.“

Konkrete Pläne für mögliche Verbesserungen auf der Piusstraße gebe es noch nicht. Man werde sich aber mit den eingebrachten Ideen der Anwohner beschäftigen. Zwei gibt es schon: Das Befahren der Straße mit einem „Anlieger frei“-Schild beschränken oder die Richtung der gesamten Piusstraße umdrehen, sodass von der Venloer Straße nicht mehr eingebogen werden kann.

Kölner Verkehrsdezernent: „Es ist schon viel ruhiger geworden“

Die kleinteiligen Diskussionen, die auf dem Teilabschnitt entstehen, sind von der Stadt durchaus gewollt. Immer wieder steht ein „Meinungsmobil“ auf der Venloer Straße, daneben Katharina Pitko, Leiterin des Büros für Öffentlichkeitsbeteiligung, die Anregungen einsammelt. Hier will sie die Vorschläge besonders ernst nehmen, Vorschläge für Straßenmöbel oder kleinere Verbesserungen für den Radverkehr, für die nicht umgebaut werden muss, sollen sofort umgesetzt werden – nach zwei Monaten Anlaufphase.

Zunächst aber soll der Versuch laufen, wie er konzipiert worden ist. „Es ist schon viel ruhiger geworden“, sagt Egerer. In der Tat: Der Wind, die Gesprächsfetzen von Vorbeispazierenden und das Frittierfett aus dem Imbiss neben der Presserunde sind am Mittwochmittag auf der Venloer Straße wesentlich dominanter als dröhnende Motoren, Hupen und der Geruch nach Abgasen.

Auf der Venloer Straße selbst berichtet Egerer, er selbst fahre hier regelmäßig mit dem Fahrrad entlang, schaue gerne vorbei, wenn er Termine in der Nähe habe. Auch für die Wahrnehmung seiner Person ist entscheidend, dass sich die Situation auf der Venloer Straße verbessert. Egerer ist bemüht, transparenter zu kommunizieren als während der Tempo-20-Zone. 20.000 Schreiben an Anwohner, das sei eine Größenordnung, „die es überhaupt noch nicht gab“, sagt er.

Angekommen an der Piusstraße beobachtet er die sich gegenüberstehenden Autos, in denen auch Fahrer zu sitzen scheinen, die nichts von der neuen Regelung wissen. Zwei Lkws, dem Anschein nach Lieferwagen, biegen in die enge Piusstraße ein. „Die werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie hier nicht mehr durchkommen“, sagt der Verkehrsdezernent. Überfüllt ist die Piusstraße trotz einiger Verwirrung an der Kreuzung am Mittwochmittag nicht. Die erste echte Bilanz will Egerer im kommenden Mai vorlegen. Mit Werbung für die Einbahnstraße fängt er schon vorher an.

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