Knapp ein halbes Jahr nach der Debatte um den Muezzinrufs äußerten sich verschiedene Religionsvertreter beim traditionellen Fastenbrechen.
Beim FastenbrechenReligionsvertreter ziehen Fazit zum Muezzin-Ruf in Köln – „eine weise Entscheidung“
Ein „herzliches Dankeschön“ hat Muharrem Kuzey, Vorsitzender des Ditib-Bundesverbands, der Stadt Köln und „namentlich Oberbürgermeisterin Henriette Reker“ dafür ausgesprochen, dass Muezzine öffentlich zum Freitagsgebet rufen dürfen, wenn die Erlaubnis dazu erteilt worden ist.
Muezzinruf in Köln: Muslime fühlen sich „stärker beheimatet“
Seit Mitte Oktober wird dies an der Ehrenfelder Zentralmoschee der Ditib nach den Vorgaben des Modellprojekts praktiziert, zu denen zählt, dass der Ruf über Lautsprecher nicht länger als fünf Minuten dauert und eine bestimmte Lautstärke nicht überschreiten darf.
Die Ditib, mit deutschen Namen Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, ist der größte muslimische Dachverband Deutschlands. Es sei eine „weise Entscheidung“ der Stadt und der Oberbürgermeisterin, den Muezzinruf zuzulassen, sagte Kuzey am Sonntag beim traditionellen Fastenbrechen im Ramadan, zu dem zahlreiche Gäste in den Konferenzsaal der Zentralmoschee gekommen waren.
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Dank des Projekts würden sich gerade junge muslimische Menschen in Köln „stärker beheimatet“ und sich als „natürlicher Teil der Gesellschaft fühlen“. Andere Gemeinden in der Stadt haben bisher keine Erlaubnis beantragt.
Ditib-Vertreter nennt Kölner Zentralmoschee „Highlight“
Zur Debatte vor der Einführung des Rufs sagte Kuzey: „Viel Lärm um wenige Dezibel.“ Die Zentralmoschee, religiöses Zentrum und zugleich „architektonisches Highlight“, sei zum „Zeichen der Heimat, Hoffnung und Zuversicht“ geworden, sagte der Ditib-Vorsitzende.
In den zurückliegenden Jahren ist vielfach Kritik daran laut geworden, dass die meisten Imame der deutschen Ditib-Gemeinden aus der Türkei entsandt werden, wo das der Ditib übergeordnete und dem Ministerpräsidenten unterstellte Amt für religiöse Angelegenheiten sitzt.
Dazu sagte Kuzey, den Islam in Deutschland zu bewahren gelinge nur, wenn „die Wurzeln nicht beschädigt“ würden; die Pflege der Beziehung zum Herkunftsland und die Entsendung der „sehr zu Unrecht gescholtenen“ Imame aus der Türkei sei wichtig für die „Verwurzelung“.
Auch jüdische und christliche Vertreter äußern sich positiv
Die Ditib stehe für einen maßvollen, friedlichen Islam, und ihre Moscheegemeinden seien „viel heterogener“, als sie von außen wahrgenommen würden.
Mit Blick auf die Erdbeben in der Türkei und Syrien dankte Kuzey für die weltweite Solidarität, speziell für die Hilfe aus Deutschland. „Wir sind dazu berufen, einander Bruder und Schwester zu sein, füreinander einzustehen, aufeinander achtzugeben“, zitierte Alexander Kalbarczyk, Referent beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, aus der Ramadan-Grußbotschaft von deren Vorsitzendem Georg Bätzing.
Dass in den Schriftfeldern des Kuppelsaals der Moschee der Name Jesu auftaucht, zeuge von der „tiefen Verbundenheit zwischen Christen und Muslimen“.
Oberkirchenrat zeigt sich von muslimischen Bräuchen beeindruckt
Wie Kalbarczyk ging auch Oberkirchenrat Andreas Herrmann, Referent für den interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche in Deutschland, auf die Gemeinsamkeit des Fastens in unterschiedlichen Religionen ein.
Ihn beeindrucke die „Konsequenz“, mit der die Mehrheit der Muslime es tue. Der Ramadan biete die Möglichkeit, „Brücken zu bauen“, indem Menschen zum Fastenbrechen zusammenkämen.
Rafi Rothenberg, Vorsitzender der Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln, sprach an, dass unter den Rettungskräften im Erdbebengebiet israelische Helfer waren; es habe ihn bewegt, „wie herzlich die Israelis von der Bevölkerung empfangen wurden“.
Er sei davon überzeugt, „dass wir als Religionsgemeinschaften und gottgläubige Menschen die wichtige Aufgabe haben, die Schöpfung Gottes zu bewahren“, und bete für eine „gute Nachbarschaft“ der Religionen in Köln und auf der ganzen Welt.