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Kritik an Plänen der StadtEhrenfelderinnen wollen Baumbeete auf Vogelsanger Straße

Lesezeit 4 Minuten
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Ingrid Schulte-Kellinghaus (l.) und Lisa Schopp sind erfreut über den Wandel der Vogelsanger Straße. Doch sie wollen noch viel mehr. 

Ehrenfeld – Schon jetzt ist die Vogelsanger Straße in ihrem Abschnitt zwischen Innerer Kanalstraße und Gürtel grüner geworden. Menschen aus dem Quartier beiderseits der Ausfallstraße wollen, dass es noch mehr grünt und blüht. Bis es dazu kommt sind jedoch – im Wortsinn – noch einige Steine aus dem Weg zu räumen. „Eine lebenswerte Straße mit deutlich mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer“, versprach Andrea Blome im Oktober 2019 anlässlich des ersten Spatenstichs zur Sanierung der Vogelsanger Straße.

Die Petition „Grün statt Grau“

Die Verkehrsdezernentin wurde in dieser Einschätzung von Bezirksbürgermeister Josef Wirges und Straßenbauamtsleiter Klaus Harzendorf bestärkt, denn sie konnten ergänzen, dass es mehr Bäume, weniger geparkte Autos und langsameren Autoverkehr auf schmaleren Fahrbahnen geben würde.

Seitdem hat sich vieles geändert. Blome ist inzwischen Stadtdirektorin, Wirges nicht mehr im Amt und vielen Menschen im Stadtteil reicht das, was für die Vogelsanger Straße geplant ist, schon nicht mehr aus. Bereits kurz nach Beginn der Arbeiten, die neben dem Komplettumbau von Hauswand zu Hauswand auch die Verlegung einer Fernwärmeleitung umfassen, kam Kritik auf. „Grün statt Grau“ war der Titel einer Petition für noch mehr Grün in der Straße. 2700 Menschen unterstützten das Anliegen, das von Ingrid Schulte-Kellinghaus auf den Weg gebracht wurde.

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Rankpflanzen an Straßenlaternen

Sie lebt mit ihrer Familie in einer Seitenstraße der Vogelsanger Straße. Sie empfand die Pläne für die Straße als „nicht mehr zeitgemäß und ausreichend“. 2013 wurden sie präsentiert – und fanden damals breite Zustimmung. „Inzwischen haben wir aber den Klimanotstand in der Stadt. Deswegen muss mehr getan werden“, argumentiert Schulte-Kellinghaus. Eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen ihrer Überzeugung nach Begrünungen. Dazu erarbeitete sie mit Lisa Schopp ein Konzept.

Zusätzlich zu den 75 neu gesetzten Bäumen, die der Straße künftig Allee-Charakter geben, will sie Beete rund um die Stämme anlegen lassen. Außerdem schlagen die Frauen vor, die Verkehrsinseln im Straßenverlauf zu begrünen und an den Straßenlaternen Rankpflanzen wachsen zu lassen. Am Fröbelplatz könnte laut Konzept ein Teil der Platzfläche nahe der Vogelsanger Straße ökologisch aufgewertet werden.

Gegenwind aus der Stadtverwaltung 

Dies liegt der Bezirksvertretung inzwischen als Bürgereingabe vor. Von der Stadtverwaltung, die nach mehrfachem Aufschub des bereits für 2016 geplanten Umbaus froh über den Beginn des auf zwei Jahre Bauzeit angelegten Projekts war, kam jedoch Gegenwind. Für die Baumbeete sahen die städtischen Experten wenig Chancen, dass sie gedeihen könnten. Daher sei eine Bepflasterung mit wasserdurchlässigen Steinen geplant, die bereits auf der Baustelle lagerten. Begrünte Verkehrsinseln und Straßenlaternen seien völlig ausgeschlossen. Zur Bürgereingabe empfahl die Verwaltung, diese abzulehnen. Jedoch soll nach Abschluss der Bauarbeiten bei einem Ortstermin beraten werden, was sich im Sinne des Antrags noch verbessern ließe.

„Die Veränderung der Straße ändert auch das Bewusstsein der Menschen“

„Es hört sich nach einem Konflikt an, aber darauf bin ich gar nicht aus“, betont Ingrid Schulte-Kellinghaus. Froh sei sie gewesen, dass mehrere Parteien aus der Bezirksvertretung das Gespräch mit ihr gesucht hätten. Und noch glücklicher war sie, als sie erste Baumbeete entdeckte, die von Anwohnern bepflanzt wurden. „Das zeigt doch, wie die sichtbare Veränderung der Straße auch das Bewusstsein der Menschen ändert, die an ihr leben.“ Zudem hätten ein Seniorenwohnheim und die Heliosschule Unterstützung zugesagt, sich um das neue Grün zu kümmern.

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Die Grünen in der Bezirksvertretung wollen alle Beteiligten schneller an einen Tisch bringen und nicht das Ende der Bauarbeiten abwarten. „Je schneller desto besser“, sagt Fraktionsvorsitzende Esther Kings. Ihre SPD-Kollegin Petra Bossinger hätte sich gewünscht, dass die Bezirksvertretung früher zu Rate gezogen worden wäre – anstatt einer Petition via Internet. „Dafür sind wir doch da und Gespräche direkt vor Ort bringen einfach mehr.“ Sie stellte den Kontakt zum Baumscheibenprojekt des Vereins Eva e.V. her, der Baumpatinnen und - paten seit Jahren unterstützt und berät.

Umsetzung dauert viel zu lange 

Christoph Besser von den Linken sieht in den langen Laufzeiten von Straßensanierungsprojekten ein generelles Ärgernis. Nach einem Baubeschluss gelten sie als nicht mehr beeinflussbar, doch es dauere oft Jahre bis zur Umsetzung. Andererseits könnten Pläne nicht fortwährend auf Zuruf geändert werden. „Hier aber wollen sich Bürgerinnen und Bürger einbringen. Mehr Grün in der Straße wäre ein zusätzliches Element für noch mehr Teilhabe“, sagt Christoph Besser. Möglichkeiten, über die Planung hinaus Ideen für die Straße umzusetzen biete seiner Überzeugung nach der Bezirksetat zur Verbesserung des Stadtklimas. Auch die übrigen Vertreterinnen und Vertreter im Bezirksparlament halten den Kontakt mit der engagierten Anwohnerschaft für sehr wichtig.

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