„Wesentliche Einschränkungen“Rhein-Energie lehnt Pläne der Stadt Köln für Radverkehr ab

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Der Ehrenfeldgürtel (links im Bild) und die Nußbaumer Straße (rechts) auf einer 3D-Ansicht, die aus Google Earth generiert wurde.

Der Ehrenfeldgürtel (links im Bild) und die Nußbaumer Straße (rechts) auf einer 3D-Ansicht, die aus Google Earth generiert wurde.

Wie der Verkehr auf 500 Metern in Neuehrenfeld neu organisiert wird, sorgt für Diskussionen. Die Rhein-Energie hat sich jetzt positioniert.

Der Kölner Energieversorger Rhein-Energie lehnt eine Halbierung der vier Auto-Fahrspuren auf dem Parkgürtel in Neuehrenfeld ab. Das geht aus einem dreiseitigen Schreiben hervor, das die beiden Vorstandsmitglieder Susanne Fabry und Birgit Lichtenstein unter anderem an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Verkehrsdezernent Ascan Egerer gesendet haben. Es liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor.

Fabry und Lichtenstein sprechen in dem Brief von möglichen „wesentlichen Einschränkungen der Betriebsabläufe“ für die Rhein-Energie. Ihrer Meinung nach sollen auf dem 500 Meter langen Stück zwischen Subbelrather Straße und Nußbaumer Straße nur stadtauswärts die zwei Fahrspuren auf eine reduziert werden und für den Radverkehr genutzt werden. Stadteinwärts soll es wie bisher bei zwei Spuren für Autos bleiben. Es handelt sich um die sogenannte Variante C.

Für die Rhein-Energie ist die Entscheidung relevant, weil sie ihre Zentrale 600 Meter nördlich der Nußbaumer Straße hat. Deshalb setzt sich das Vorstandsduo für die Variante C ein.

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Die andere der beiden Optionen, Variante A, sieht eine Reduzierung der Auto-Fahrspuren in beide Richtungen vor. Statt vier Auto-Fahrspuren bliebe je Fahrtrichtung eine übrig, die anderen wäre für Radfahrerinnen und Radfahrer vorgesehen. Für diesen Fall hat der städtische Gutachter Staus von bis zu 560 Metern prognostiziert. Er spricht sich deshalb für Variante C aus. Die frühere Variante B wurde nicht weiter verfolgt.

Haltestellen der KVB sollen angehoben werden

Das Schreiben stammt vom 29. Januar, ursprünglich sollte der Stadtrat am 7. Februar entscheiden, welche Variante er bevorzugt. Die neue Verkehrsführung gehört zur geplanten Anhebung der Bahnsteige der beiden Haltestellen der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB).

Doch unter anderem Grüne und CDU waren sich uneinig, sie gehören dem Mehrheitsbündnis mit Volt an. Die Grünen wollen die Variante A, auch die Stadtverwaltung empfiehlt sie und begründet ihre Haltung mit dem erwarteten Rückgang des Autoverkehrs. CDU, SPD und FDP lehnen Variante A ab. Die Entscheidung wurde zunächst vertagt (wir berichteten).

Das Bild zeigt eine Frau, die in die Kamera schaut.

Susanne Fabry von der Rhein-Energie.

Fabry und Lichtenstein schreiben: „Für die Gefahrenabwehr, die wir mit dem mobilen Entstördienst sicherstellen (z.B. bei Gasaustritt, Verkehrsunfällen mit Kabelverteilerschäden, überflutete Stationen, Bäumen in Freileitungen, großen Wasserrohrbrüchen mit Lebensgefahr durch Überflutungen oder Überspülungen) ist eine schnelle Erreichbarkeit des gesamten Netzgebiets erforderlich.“ Blaulichtfahrten sind in dem Fall laut Rhein-Energie keine Patentlösungen, unter anderem, weil sie im Stau ebenfalls verlangsamt seien.

Vorstandsmitglieder sehen sogar Energiewende in Gefahr

Die Rhein-Energie ist ein größtenteils städtisches Unternehmen: 75,8 Prozent der Anteile hält die GEW Köln AG, die laut Rhein-Energie als Holdinggesellschaft direkt und indirekt zu hundert Prozent im Besitz der Stadt Köln ist. Die Westenergie AG hält die anderen 24,2 Prozent.

Die beiden Vorstandsmitglieder sehen in ihrem Schreiben sogar das Gelingen der Energiewende in Gefahr, weil der Standort als Logistikstützpunkt an Bedeutung gewinne, wenn das Strom- und Fernwärmenetz ausgebaut werden sollen. „Ein möglichst reibungsloser Verkehrsfluss ist für das Gelingen dieses Großprojekts unabdingbar.“

Am Montag hatten sich Interessenvertreter des Fahrrad- und Fußverkehrs für die Variante A ausgesprochen. Harald Schuster vom Verein Radkomm hatte gesagt: „Wenn wir eine Verkehrswende für Pendler wollen, dann müssen wir nach vorne gucken.“  Man müsse die Chance nutzen, den Ehrenfeldgürtel im Zuge der anstehenden Bauarbeiten „zeitgemäß“ umzugestalten, forderte er.

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