„Ehrenfelder Mischung“Was auf dem Max-Becker-Areal in Köln gebaut werden soll

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Max-Becker-Gelände in Ehrenfeld: Der weiße Streifen umrandet das gesamte Areal, die gestrichelte Linie trennt den zur Rheinenergie gehörenden Teil ab.

  • An der Widdersdorfer Straße soll laut Investor „Pandion“ ein „urbanes Quartier“ entstehen.
  • Voraussichtlich Ende 2021 startet der Wettbewerb. Es gibt erste Empfehlungen.

Ehrenfeld – Von Aufbruchstimmung zu reden, ist noch untertrieben. Im Westen herrscht Goldgräberstimmung. Mit dem Verkauf des Max-Becker-Geländes an der Widdersdorfer Straße wurde angekündigt, dass aus dem heutigen Metallrecylinghof einmal nicht weniger als ein „Quartier der Zukunft“ werden soll. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll eine Siedlung entstehen, die modernsten Komfort bietet für alle, die dort einmal wohnen, arbeiten, sich weiterbilden, einkaufen oder die Freizeit verbringen wollen. Das sendet jetzt schon Impulse in die gesamte Umgebung.

Die besteht vorwiegend aus Industrie- und Gewerbeflächen, auf denen sich Wandel vollzieht oder bereits abgeschlossen ist. Dieser Prozess wird durch eine sogenannte Rahmenplanung seit 2004 begleitet. Jetzt sollen die Inhalte der Rahmenplanung neu formuliert werden.

Dazu hat das Amt für Stadtentwicklung einen Zielbildprozess in Gang gesetzt. Zu einen, weil sich bereits viel getan hat im Gebiet und zum anderen, weil Anpassungen erforderlich sind – etwa aufgrund veränderter Mobilität oder weil die Folgen des Klimawandels mitbedacht werden müssen. Im Zielbildprozess, mit dessen fachlicher Begleitung die Stadt das Stadtplanungsbüro „Must“ beauftragt hat, sollen die Potenziale, Problemfelder und Bedarfe an das 500 Hektar umfassende Gebiet zwischen Aachener Straße, Militärring, Venloer Straße und Gürtel ermittelt werden.

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Digitale Befragung von 3000 Menschen

Dazu gehörte eine digital durchgeführte Befragung, an der sich mehr als 3000 Menschen beteiligten.  Überwiegend wohnen sie in Köln, aber nicht vorwiegend im Gebiet selbst. Durch die Corona-Pandemie sei es schwierig gewesen, Menschen mit einem Arbeitsplatz im Untersuchungsgebiet zu befragen, schränkte Jan Benden, Mitgeschäftsführer des Büros Must, bei der Präsentation der Ergebnisse ein. Analog zu den drei Zielebenen – Wohnen/Arbeiten, Grün und Mobilität – waren die Fragen gestellt. Kaum überraschend war, dass bezahlbarer Wohnraum und ein ausreichendes Kulturangebot oben auf der Wunschliste stehen. Bei Kultur wurde insbesondere die Clubkultur benannt. Mehr Grün und bessere Fahrradinfrastruktur sind ebenfalls gewünscht.

Mehr preisgedämpfte Wohnungen

Das Max-Becker-Areal ist einer der Bereiche, die in dem Prozess im Fokus stehen. Das „urbane Quartier“ ist vom Investor, der Pandion AG, noch eher allgemein beschrieben. Was hier genau passieren soll, wird noch von Stadtplanern ausgearbeitet, die ihre Ideen innerhalb eines Wettbewerbs entwickeln sollen. Das Zielbild soll dafür Grundlagen liefern. Voraussichtlich Ende 2021 startet der Wettbewerb. Ebenfalls als Grundlage dienen soll die „Charta Max-Becker-Areal“, die jetzt vom Beirat zur Rahmenplanung (RPB) beschlossen wurde. Es ist eine Empfehlung für die politischen Gremien. Vorgaben für neun Themenbereiche hat ein Arbeitskreis des Beirats formuliert.

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Das Max Becker-Areal soll zu einem gemischt genutzten Quartier entwickelt werden.

Ein Hauptziel der Charta ist die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes, von dem es auch im Westen Kölns nicht genug gibt. Das kooperative Baulandmodell, das 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau vorschreibt, soll beispielsweise um weitere 20 Prozent Anteil preisgedämpfter Wohnungen aufgestockt werden.

Sorge um die „Ehrenfelder Mischung“

„Am Beispiel des Heliosgeländes sieht man, wie wichtig der dafür einmal erarbeitete Kodex ist“, sagt die dem Beirat mit beratender Stimme angehörende Architektin Almut Skriver und fügt hinzu: „Am Güterbahnhofsgelände Ehrenfeld sieht man dagegen, was geschieht, wenn am Ende doch alles weitgehend dem Markt überlassen wird.“ Die für das Güterbahnhofsgelände stets geforderte „Ehrenfelder Mischung“, also ein lebendiges Quartier mit unterschiedlicher Nutzung werde dort nicht umgesetzt.

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Für das Max-Becker-Areal wird sie wiederum als ideal angeführt. Manches, wie die grünen Wegeverbindungen und der Erhalt der vorhandenen Industriearchitektur, klingt dabei ähnlich wie die Beschreibungen des Investors. Gefordert wird vom Beirat außerdem, dass in den Erdgeschossen der künftigen Gebäude Gewerbe angesiedelt werden soll, um so das Viertel lebendiger zu bekommen.

„Stadt der kurzen Wege“ im Ehrenfelder Areal

Klaus Küppers von der Pandion AG dazu auf Anfrage: „Um eine gute Mischung des urbanen Quartiers zu erzielen, setzen wir bei der Entwicklung des Areals auch auf die genannten Nutzungsformen in sogenannten «Lauflagen».

Das Gelände soll eine Erweiterung des Stadtraums darstellen; als «Stadt der kurzen Wege» soll sich dort neben Wohn- und Büroflächen auch die Möglichkeit ergeben, unterschiedliche kleinteilige Handels- und Gewerbeflächen insbesondere des täglichen Bedarfs zu integrieren. 

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