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Glosse zu StellenausschreibungGesucht Erzchanger*in, männlich/weiblich/divers

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Erzbistum Köln

Ein Kreuz steht hinter dem Strebewerk am Dom. Das Erzbistum ist auf der Suche nach einem oder einer Change-ManagerIn.

Köln – Die katholische Kirche geht mit der Zeit. Ja, wirklich! Im Erzbistum Köln zum Beispiel heißt der Chef bald nicht mehr „Erzbischof“ oder – auf gut Latein – „Archiepiscopus“, sondern „Change Manager“. Einen solchen sucht das Erzbistum jetzt per Stellenanzeige.

Er soll genau das machen, was von einem kirchlichen Oberhirten im 21. Jahrhundert so alles erwartet werden darf: einen Kulturwandel („Culture-Change-Prozesse“) konzipieren und kommunizieren, für Begleitung und Krisenintervention in „komplexen Veränderungssituationen kirchlicher Zielgruppen“ sorgen. Oder auch, ein bisschen verschwurbelt formuliert: „zentrale Erkenntnisse des (agilen) Change-Managements in die Planung und Durchführung von Veränderungsprozessen implementieren“. Heißt so viel wie: endlich Schwung in den Laden bringen.

Das täte nun wirklich not, und man kann dem neuen Erzchanger nur viel Erfolg wünschen. Wie wohl die Bewerberlage ist? Genauer gesagt: die Bewerber*innen-Lage, denn die Vollzeitstelle ist ausdrücklich für Männer, Frauen und Diverse gedacht. Bis Pfingstsonntag können sie ihre Unterlagen noch unter bewerbung@erzbistum-koeln.de einreichen.

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So innovativ wie hoffnungsvoll ist die Befristung der Stelle: 14 Monate. Dann ist die Sache mit dem Kulturwandel durch. Wenn man bedenkt, dass Kardinal Woelki geschlagene viereinhalb Monate in Auszeit war und sich in dieser Zeit tatsächlich so einiges verändert hatte im Miteinander der „kirchlichen Zielgruppen“, dann könnte das ja vielleicht sogar hinhauen mit dem Change in einem guten Jahr. Aber was wird dann aus Woelki, der ja nun auch schon wieder 100 Tage im Amt ist?

Anspruchsvolles Profil

Das Anforderungsprofil ist so anspruchsvoll, wie man das beim Chef eines der bedeutendsten Bistümer weltweit erwarten darf: ausgeprägte Auffassungsgabe, analytische und organisatorische Fähigkeiten, hohe Reflexionsfähigkeit, ausgeprägte soziale und kommunikative Kompetenz, Teamfähigkeit und Service-Orientierung, Moderationskompetenz in Konflikten.

Wie großartig wäre das, wenn endlich einmal jemand mit diesen Eigenschaften das Amt des Kölner Erzbischofs bekleiden würde. Und wäre diese High-Potential-Persönlichkeit dann nicht sogar irgendwann Anwärter für noch höhere Aufgaben in Rom? Dort soll es gelegentlich auch an den erwähnten Skills mangeln.

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Leider zeigt eine genauere Lektüre der Ausschreibung: Es geht wohl doch nicht um den Posten des Kölner Erzbischofs. Denn dass der nicht mehr Theologie studiert haben müsste, sondern Psychologie, Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften – das wäre dann vielleicht doch ein bisschen zu viel Change im Erzbistum.

Obwohl: Ein paar Grundfertigkeiten in den genannten Disziplinen würden auch dem Amtsinhaber nun wirklich nicht schaden. Mit den Basics in Sachen Ökonomie zum Beispiel könnte er sich umso eifriger ans Geldausgeben machen und noch eleganter mit den Millionen seines bischöflichen Sondervermögens namens „BB-Fonds“ für „besondere Bedürfnisse des Bistums“ jonglieren.

Als attraktiver Arbeitgeber wirbt das Erzbistum unter anderem mit Fahrradleasing, Jobticket und der „verkehrsgünstigen Lage in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs“. Bevor Interessentinnen und Interessenten jetzt auf falsche Gedanken kommen: Dienstsitz ist nicht der Dom, sondern das weitaus schlichter gehaltene Generalvikariat in der Marzellenstraße. Immerhin eröffnet die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz einen schnellen Fluchtweg. Nur für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass der kulturelle Change im Erzbistum Köln sich doch als allzu große Challenge oder gar als Mission impossible erweisen sollte.

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