Escape Room im Kölner RheinauhafenNeuer Raum zusammen mit Bestsellerautor entworfen

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Bestsellerautor Andreas Winkelmann

Köln – Im schummrigen Licht sieht der Raum, den wir betreten, aus, als wenn hier lange niemand mehr gewesen wäre. Die hohen Ziegelgewölbe wirken bedrohlich, Sofa und Tisch sind unter weißen Staubdecken verborgen, über die altmodische Stehlampe stolpert man fast, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Die Illusion ist so gut, dass man denkt, es rieche nach Schimmel und Mäusekot.

Der Countdown läuft unerbittlich

Im Moment, in dem die Tür hinter uns ins Schloss fällt, flammt ein Bildschirm auf, blutrote Zahlen auf schwarzem Hintergrund, 59:59, 59:58, 59:57. Die Zeit läuft. Wir sind zu fünft und haben genau eine Stunde um hier raus zu kommen.

Escape-Rooms, übersetzt: Fluchträume, sind seit einigen Jahren sehr beliebt. In einer Gruppe von zwei bis sechs Personen lässt man sich in einen Raum einschließen, den man nur durch das Lösen von Rätseln wieder verlassen kann. Der Zeitraum dafür ist vorher festgelegt. Ein Spielleiter schildert eine Ausgangsstory und begleitet die Eingesperrten dann per Video bei ihrer Suche. Er kann auch Tipps geben. Bei Team-Escape, seit etwa fünf Jahren im Rheinauhafen in einer alten Zollhalle unter der Severinsbrücke ansässig, gibt es sieben dieser Themenräume, ein achter ist in Planung.

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„Am seidenen Faden“ heißt der gerade fertig gestellte und ab sofort spielbare neue Raum, in den wir gerade eingeschlossen sind. Entwickelt wurde er in Kooperation mit Andreas Winkelmann, seines Zeichens Krimi-Autor von Bestsellern wie „Das Haus der Mädchen“ oder „Die Lieferung“. Gerade erschienen ist sein neuestes Werk „Die Karte“ (Rowohlt Taschenbuch, 12 Euro), der vierte Fall für das Ermittler-Duo Jens Kerner und Rebecca Oswald. An dem Hauptkommissar und seiner nach einem Unfall im Rollstuhl sitzenden Kollegin entspinnt sich auch die Story des Escape-Rooms: Rebecca ist entführt worden, und nur mit unserer Hilfe kann sie gerettet werden. Sollten wir versagen, sind auch wir, wie Rebecca, des Todes.

Wie man an diesen Zeilen sieht: Wir haben es geschafft. Dank gütiger Unterstützung des Spielleiters, einer cleveren jungen Kollegin mit Escape-Game-Erfahrung sowie einer sehr ordentlichen Teamarbeit öffnet sich 1:08 Minuten vor Ablauf der Zeit die Tür in die Freiheit, der Täter ist entlarvt und Rebecca gerettet. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Andreas Winkelmann nach seiner ersten Fluchterfahrung. Gemeinsam hatten wir Schlüssel gesucht, Zahlen addiert und versucht, Zusammenhänge zu erkennen. Der Großteil der Rätsel war auch für ihn neu, bei dem, was er wusste, handhabte er es wie wir in diesem Text: keine Spoiler.

Man habe ihn bei der Entwicklung der Geschichte durchaus zurückpfeifen müssen. „Mein Phantasie kann überbordend und durchaus sehr dunkel sein“, erzählt Winkelmann. Ideen, die technisch einfach nicht umsetzbar waren. Oder Effekte, die bei den Eingesperrten einen sofortigen Herzstillstand auslösen würden. „Das wäre vielleicht für einen Tag ein gutes Marketing, aber darüber hinaus…“, sagt er grinsend.

Gelernter Bäcker auf Spiegel-Bestsellerliste ganz vorn

Der gelernte Bäcker und Konditor studierte Sportwissenschaften, war Ausbilder bei der Bundeswehr, und beschloss 2011, es mit seiner großen Liebe zu versuchen, dem Schreiben. Mit Erfolg. „Die Lieferung“ erreichte im Juni 2019 erstmals Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste für Taschenbücher. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Frank Kodiak und Hendrik Winter. Er versucht, aktuelle Themen in seine Geschichten einzubauen. So spielen in seinem jüngsten Buch Fitnesstracker eine entscheidende Rolle, die gerade schwer in Mode sind. „Wer meine Bücher nicht gelesen hat, kann diesen Raum aber genauso gut spielen wie einer, der sie kennt“, sagt er.

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 „Ein Escape Room besteht aus drei Elementen: Story, Rätsel und Atmosphäre“, ergänzt Sebastian Thamm, Geschäftsführer von Team-Escape, die bundesweit 25  Locations betreiben. „Rätsel und Atmosphäre beruhen auf unseren Erfahrungen, aber im Bereich Story erreichen wir dank Andreas Winkelmann ein ganz neues Level.“

Das hat auch damit zu tun, dass der Autor zahlreiche persönliche Elemente eingebaut hat. „Nehmen wir das Mordinstrument“, sagt er, „das hängt bei mir zu Hause über dem Schreibtisch. Als Inspirationsquelle beim Schreiben.“ Er laufe nicht durch die Welt und ermorde Menschen, aber denke nach über das Wie. „Das bedingt der Beruf.“  Der Raum sei auch für ihn eine neue Dimension: „Normal bin ich eingesperrt in meinem Kopf mit einer Geschichte, und jetzt ist das alles ausgelagert in einen Escape-Room, in den ich mich einsperren lasse. Eine echte Vermischung von Realität und Fiktion. Das ist super, denn man taucht viel tiefer ein als wenn man eine Verfilmung der Geschichte auf dem Sofa gucken würde.“ Team-Escape Köln, Im Zollhafen 5 (Halle 11), 0221- 6430 6742. Gespielt wird in Gruppen von zwei bis sechs Personen. Spieldauer 60 Minuten. Es stehen sieben Rooms zur Auswahl. Tickets kosten je nach Gruppengröße zwischen 26 und 39 Euro pro Person.

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