Flüchtlinge in KölnStadt peilt Ende der Sammelunterkünfte an

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Flüchtlingsunterkunft Herkulesstraße

Die Notunterkunft Herkulesstraße

Köln – Flüchtlinge sollen aller Voraussicht nach bis 2024 nicht mehr in Sammelunterkünften untergebracht werden. Wie aus einer Mitteilung der Stadt an den Sozialausschuss hervorgeht, hänge dies aber auch davon ab, wie sich die Zahl der Geflüchteten entwickelt, die die Bezirksregierung Arnsberg Köln zuweise. Nachdem es im Herbst 2021 so ausgesehen habe, als würden die Zahlen drastisch steigen, zeichne sich nun aber eine Entspannung ab. Im Dezember habe die Stadt noch zusätzlich 132 Flüchtlinge aufgenommen, im Januar dagegen nur 32. Insgesamt liege die Zahl der Flüchtlinge, die die Kommune unterbringt, bei 5764. Im Jahr 2016 war ein Spitzenwert von gut 13.200 erreicht worden.

Es gibt seit Monaten eine Diskussion darüber, ob und wie schnell Flüchtlinge in separaten Unterkünften mit eigenen Sanitärräumen und Kochmöglichkeiten untergebracht werden können. Nach einem Corona-Ausbruch in der Notunterkunft an der Herkulesstraße im Januar 2021 hatte der Sozialausschuss im Februar vergangenen Jahres das schrittweise Ende der Sammelunterkünfte beschlossen. Im Herbst hatte die Verwaltung angekündigt, das Ziel wegen wahrscheinlich steigender Flüchtlingszahlen aber nicht erreichen zu können. Daraufhin hatte der Sozialausschuss im Januar dieses Jahres seinen Beschluss bekräftigt. Die Verwaltung musste also reagieren.

Wohnungsnot macht Kommune zu schaffen

Derzeit werden 84 Prozent der Flüchtlinge in Einzelunterkünften untergebracht. Um mehr solcher Apartments anzubieten, akquiriere die Stadt fortlaufend neue Immobilien, teilt die Verwaltung mit. Das Angebot auf dem engen Kölner Wohnungsmarkt sei aber begrenzt. „Aktuell werden im Bereich der Akquise Anmietgespräche mit Investoren geführt, um in den nächsten Jahren zusätzliche Ressourcen an Unterbringungen mit abgeschlossenen Wohneinheiten schaffen zu können.“ Um das Ziel zu erreichen, sollen ältere Einfamilienhäuser saniert, Sammelunterkünfte in separate Wohnungen umgewandelt und neue Apartments gebaut werden.

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In diesem Jahr sollen 33 Plätze in sieben Einfamilienhäusern geschaffen werden und die Immobilien an der Sinnersdorfer Straße und am Erbacher Weg, die derzeit als Corona-Quarantäne-Standorte dienen, als Regel-Unterkünfte genutzt werden. Dadurch stünden weitere 327 Plätze in abgeschlossenen Wohneinheiten zur Verfügung. Zudem will die Stadt weitere 155 Plätze anmieten. 2023 sollen mindestens 78 neue Plätze, 2024 90 neue Plätze angeboten werden. Im Gegenzug werden mehrere Sammelunterkünfte in den kommenden Jahren aufgegeben. 2022 sollen 89 Prozent der Flüchtlinge in Einzelunterkünften leben. 2023 soll sich der Wert auf 92, 2024 auf 100 Prozent erhöhen.

Stadt will Reserveplätze wieder aufstocken

Auch bei der Unterbringungsreserve will die Stadt wieder auf Kurs gehen. 1500 Plätze will die Kommune vorhalten, um gewappnet zu sein, falls plötzlich die Flüchtlingszahlen steigen. Nachdem der Wert 2020 mit 1592 erreicht war, sank er ein Jahr später auf 1000 ab. Grund dafür war, dass eine Immobilie in Weiden wegen baulicher Mängel, andere wegen auslaufender Mietverträge aufgegeben werden mussten. Eine Immobilie in Holweide sei afghanischen Ortskräften zur Verfügung gestellt worden. 2022 soll das Ziel wieder erreicht werden, das Gros seien aber Sammelunterkünfte.

Im Sozialausschuss am Donnerstagnachmittag forderte Dilan Yazicioglu (Grüne) einen konkreten Termin, wann die Notunterkunft an der Herkulesstraße geschlossen werden. Jörg Detjen (Linke) mahnte an, dass sich die Verwaltung Gedanken machen müsse, falls die Stadt erneut mehr Geflüchtete aufnehmen müsse. „Wir brauchen einen Plan B.”

Der Leiter des Wohnungsamts, Josef Ludwig, unterstrich, dass die Kommune bis 2024 alle Sammelunterkünfte schließen wolle. „Man kann seine Schlüsse daraus ziehen, wann die Herkulesstraße geschlossen wird.” Ludwig betonte, die Stadt habe auch einen Ersatzplan für steigende Flüchtlingszahlen. „Wir müssen unsere Bemühungen verdoppeln, verdreifachen und vervierfachen.” Nötigenfalls müsse die Politik entscheiden, ob auch teure Wohneinheiten angemietet werden können.

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