Köln – Stadtdirektor Stephan Keller und die geschäftsführende Baudezernentin Andrea Blome haben am Dienstag im Rathaus bei einer wichtigen Pressekonferenz zur Zukunft der städtischen Gebäudewirtschaft die Unwahrheit erzählt – eine Stadtsprecherin spricht von einem Irrtum.
Keller und Blome begründeten das Fehlen der technischen Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft Petra Rinnenburger bei dem Termin am Dienstag unter anderem damit, dass sie sich im Osterurlaub befinde. Man solle in ihre Abwesenheit „nichts hineingeheimnissen“, sagte Keller. Rinnenburger weilte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ jedoch keineswegs im Urlaub.
Sie absolvierte stattdessen einen ganz normalen Arbeitstag und nahm vormittags wie nachmittags mehrere offizielle Termine wahr – unter anderem in ihrem Büro im Deutzer LVR-Turm. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz traf sie sich dem Vernehmen nach in der Zentrale der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) mit Vertretern des Stadtwerke-Konzerns.
Wie zu erfahren war, wurde Rinnenburger weder darüber informiert, dass am Dienstag eine Pressekonferenz zur Neustrukturierung der Gebäudewirtschaft stattfinden würde, noch wurde sie zu dem wichtigen Termin eingeladen. Die geschäftsführende Baudezernentin Andrea Blome fungiert zwar als erste Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft, das operative Geschäft liegt aber in den Händen Rinnenburgers.
Dass sie nicht an einer öffentlichen Präsentation teilnehmen durfte, bei der es um die Zukunft des Betriebs geht, für den sie Verantwortung trägt, sorgt bei Beobachtern für Empörung. Hinter vorgehaltener Hand sind Begriffe wie „Mobbing“ und „schlechter Stil“ zu hören.
Haben der Stadtdirektor und die Baudezernentin bei der Erklärung für Rinnenburgers Fehlen wissentlich gelogen? „Sowohl Herr Keller als auch Frau Blome sind irrtümlich davon ausgegangen, dass sich Frau Rinnenburger im Urlaub befindet“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Bei der Vorbereitung der Pressekonferenz wenige Tage vorher sei die Betriebsleiterin urlaubsbedingt abwesend gewesen. Es handele sich also um ein „schlichtes Missverständnis“, so die Sprecherin.
Petra Rinnenburger arbeitet seit April 2014 als Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft. In den kommenden Monaten wird ihr mit Wolfgang Behrisch ein kaufmännischer Betriebsleiter an die Seite gestellt. Beide sollen sich auf das Tagesgeschäft konzentrieren, während sich der externe Interimsmanager Sven Raderschatt um die Neustrukturierung kümmern soll.
Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergaben im Herbst 2017, dass die städtische Gebäudewirtschaft wiederholt Mietverträge mit einem Volumen von mehreren Millionen Euro abgeschlossen hatte, ohne das zuständige Gremium des Stadtrats zu beteiligen. Rinnenburger stand damals als Betriebsleiterin im Blickpunkt. Ihr Anwalt Rolf Bietmann argumentierte in einem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dass Anmietungen der Stadt bereits seit 20 Jahren – also schon lange vor Rinnenburgers Amtsantritt – nicht vom Rat entschieden, sondern als Geschäft der laufenden Verwaltung gelten würden.