Geständnis abgelegtSo kurios flog der Geldfälscher aus der Kölner Südstadt auf

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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Claus Eßer beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Köln – Jeder Strafprozess beginnt mit der Feststellung der Personalien des Angeklagten, so auch im Fall eines mutmaßlichen Geldfälschers. Im Juni 1988 geboren, Deutscher, so hielt es Richter Oliver Schmakowski am Montag im Kölner Landgericht fest. „Geschieden, richtig?“, fragte der Richter. „Ja und jetzt wieder verlobt“, antwortete der 34-Jährige. „Nichts gelernt“, scherzte dessen Verteidiger Claus Eßer. Eine Floskel, die wohl eher auf das strafrechtliche Leben des Mannes zu passen scheint.

Köln: Razzia in Fälscherwerkstatt in der Südstadt

Fünf Jahre Haft wegen Drogendelikten hatte der Angeklagte erhalten, erst im September 2020 war er wieder ein freier Mann. Zuvor war der Angeklagte bereits im offenen Vollzug untergebracht, der es ihm erlaubte, tagsüber zu arbeiten, als Coach in einem Fitnessstudio. Bereits ab Mitte Januar des Jahres 2020 soll er hier den Firmendrucker genutzt haben, um erste Falschgeld-Blüten herzustellen. Anderthalb Jahre später fiel das Treiben auf, die Polizei schlug mit einer groß angelegten Razzia zu.

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Diese Gegenstände stellten die Ermittler bei der Razzia im Juli 2021 sicher.

Laut Ermittlern soll der Mann später eine gut ausgestattete Fälscherwerkstatt in der Kölner Südstadt betrieben haben. Bei der Durchsuchung in der Wormser Straße im Juli vergangenen Jahres wurde die Polizei fündig. Sichergestellt wurden Laptop und ein handelsüblicher Farblaserdrucker, dazu hochwertiges Kopierpapier, Schneidwerkzeug, Lineal und Gelstifte – alles leicht zu bekommen in Geschäften für Bürobedarf. Hollogramme für die Blüten soll der Mann aus China bezogen haben.

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Falschgeld ging zufällig an unschuldigen Kölner

Die Ermittler fanden in der Werkstatt des Mannes zudem 20.000 Euro an unechten Banknoten und dazu Papierreste, „die für weitere 240.000 Euro gereicht hätten“, hatte der Kölner Kripo-Chef Stephan Becker kurz nach der Razzia mitgeteilt. An den Durchsuchungsmaßnahmen waren mehr als 90 Beamte beteiligt, denn zeitgleich wurde auch in Baden-Württemberg und Berlin gegen mutmaßliche Komplizen ermittelt. Drei Männer wurden zunächst festgenommen.

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Auf die Spur des Angeklagten kamen die Ermittler, nachdem dieser das Falschgeld über das Darknet angeboten und verschickt haben soll. Als Absender soll er in einem Fall die Adresse eines Kölners vermerkt haben. Dem fielen die Blüten in die Hände, nachdem die Sendung von der Post nicht zugestellt werden konnte, und er ging zur Polizei. Aufgrund einer unauffälligen Seriennummer im Ausdruck konnte dann der zunächst genutzte Drucker im Fitnessstudio ermittelt werden.

Kölner Verteidiger: Der Angeklagte ist geständig

Der vorbestrafte 34-Jährige befand sich zweieinhalb Monate in Untersuchungshaft, nach einer Einlassung bei der Polizei kam er wieder auf freien Fuß. „Mein Mandant ist geständig und er wird auch weiter Aufklärungshilfe in Bezug auf die Mittäter leisten“, sagt Verteidiger Eßer auf Anfrage. Der Angeklagte hoffe nun auf eine milde Strafe, die dieser abermals im offenen Vollzug ableisten wolle. Dann könnte er seine mittlerweile begonnene Ausbildung zum Fliesenleger fortsetzen.

Mehr als 100.000 Euro an falschem Scheingeld soll der Angeklagte in Umlauf gebracht haben. Geholfen haben soll ihm auch ein Familienvater (41) aus der Nähe von Freiburg. Zur Verhandlung in Köln konnte dieser aufgrund eines Selbstmordversuchs nicht erscheinen. Der Mann, der überlebte, habe laut Richter zwei Abschiedsbriefe an Frau und Sohn geschrieben, seine Taten gestanden und Angst vor hoher Strafe und hohen Kosten geäußert. Der Prozess wurde vertagt.

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