Die Rhein-Energie macht aus einem Hochhaus in Neubrück ein Reallabor für die Energiewende, ein Mieter hat entscheidend dazu beigetragen.
Kölner KlimaveedelRhein-Energie stattet Hochhaus in Neubrück mit Balkonkraftwerken aus

Rainer Schmidt war der erste, der an seinem Balkon im 13. Stock eine PV-Anlage installierte. Sie ist Teil des Projekts Klimaveedel.
Copyright: Rika Kulschewski
Die Front des Wohnhauses in der Robert-Schumann-Straße in Köln-Neubrück sieht beeindruckend aus, nicht nur weil das Hochhaus 16 Stockwerke hat, sondern weil es 45 Balkonkraftwerke zieren. Die kompakten Photovoltaikanlagen bestehen aus jeweils zwei Modulen und sind direkt an den Geländern befestigt. Sie erzeugen Strom für den Eigenverbrauch.
Eines dieser 25 Balkonkraftwerke hat Rainer Schmidt an seinem Balkon installiert. Schon lange habe er den Wunsch gehabt, eine kleine PV-Anlage an seinem Balkon zu installieren. Getrieben habe ihn dabei sein natürliches Interesse für neue Techniken. „Dazu kommt, dass ich damit Strompreise reduzieren, der Umwelt etwas Gutes tun kann und mir eine kleine Unabhängigkeit von Erdgas und Öl schaffe“, erklärt Schmidt, „und ich finde, die Energiewende muss nicht nur von ‚oben‘ sondern auch von ‚unten‘ kommen, wir können alle etwas beitragen“.
Die einzige Hürde für ihn sei die Anbringung einer PV-Anlage an seinem Balkon gewesen. „Ich hatte schon mit einem Freund hin und her überlegt, wie wir das selbst machen können, aber das war mir vor allem auch bei der Höhe zu heikel“, sagt Schmidt, der im 13. Stockwerk wohnt.
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Rhein-Energie macht Neubrück zum Klimaveedel
Im Januar 2024 habe er deshalb dankend das Angebot der Rhein-Energie angenommen. Damals habe er kostenlos die zwei Module gestellt bekommen. Denn die Rhein-Energie habe Neubrück und darin sein Hochhaus ausgewählt für ihr Projekt Klimaveedel. Ein weiteres Klimaveedel gibt es bereits in Bilderstöckchen. „Die Idee dahinter ist, dass Häuser zu Reallaboren werden, an denen wir verschiedene Möglichkeiten und Projekte mit den Menschen vor Ort erproben, die zur Energiewende beitragen“, erklärt Esther Gassen, die zuständige Projektmanagerin bei der Rhein-Energie.

Oliver Knoch, Sprecher der Rhein-Energie, Hausbewohner Rainer Schmidt und Esther Gassen, ebenfalls von der Rhein-Energie (v.l.), freuen sich über die gelebte Klimawende.
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Dabei würde der Energie-Versorger gezielt auf die Bedürfnisse, Interessen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger eingehen, um möglichst alle bei der Klimawende mitzunehmen. „Wir haben uns mit der Stadt Köln verpflichtet bis 2035 klimaneutral zu werden“, sagt Gassen, „mit den Klimaveedeln wollen wir unseren Teil dazu beitragen und wir haben gesagt, dafür müssen wir testen, was funktioniert und was die Bürgerinnen und Bürger auch annehmen“.
Unterstützt wird das Vorhaben vom Bürgerverein Köln-Neubrück, der das Thema Energiewende im Quartier aktiv begleitet. In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln wurden in den Räumlichkeiten des Bürgervereins Workshops zum Thema Balkonkraftwerke durchgeführt.
Balkonkraftwerke in Köln-Neubrück sollen Kosten senken und das Stromnetz entlasten
An dem Hochhaus in Neubrück, in dem die meisten Wohnungen Eigentumswohnungen sind, werden jetzt gezielt die kleinen Balkonkraftwerke getestet. Für die Befestigung an den Betonbrüstungen musste die Rhein-Energie eine neue Halterung entwickeln. Ein Ingenieurbüro habe diese final entwickelt und auch ein Prüfzertifikat dafür erhalten. „Mit der robusten Halterung, halten die Module jetzt richtig fest“, sagt Gassen.

Viele Bewohner des 13-stöckigen Hochhauses haben inzwischen PV-Anlagen an ihren Balkonen installieren lassen, insgesamt sind es 45.
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Zu Beginn der Aktion gab es die Module kostenlos. Mittlerweile zahlen die Eigentümer das Balkonkraftwerk selbst und erhalten dafür eine Förderung über 150 Euro von der Stadt Köln. Und das Angebot finde viel Zuspruch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. „Unser Vorgang war, zunächst motivierte Menschen zu finden und dann das meiste über Mund zu Mundpropaganda laufen zu lassen“, sagt Gassen. Vor allem zeige sich, dass viele interessiert sind, wenn sie Module an den Balkonen der Nachbarinnen und Nachbarn sehen. So hat die Rhein-Energie gemeinsam mit der Firma Schoenergie im Mai allein 30 neue Balkonkraftwerke angebracht.
Rhein-Energie hat in Köln-Neubrück zahlreiche Balkonkraftwerke installiert
Rainer Schmidt habe die Gelegenheit genutzt, um ebenfalls ein neues anbringen zu lassen. „Ich wollte gerne einen Speicher haben, was bei dem ersten Balkonkraftwerk nicht ging, weil der Wechselrichter direkt an den Modulen angebracht war“, erklärt Schmidt. Nun hat er neue Module und einen Speicher, in dem auch der Wechselrichter ist.
Die Technik sorge nicht nur dafür, dass Schmidt jetzt circa 100 bis 150 Euro im Jahr spare, sondern mache ihm auch einfach Spaß: „Ich habe eine App, mit der ich sehen kann, wann ich wie viel Energie erzeuge und auch wie viel im Speicher ist“, erzählt er, „und dann nutze ich entsprechend auch meinen Strom. Heute ist ein bewölkter Tag, dann weiß ich, die Wäsche wird erst morgen gemacht“.
Neben den Balkonkraftwerken teste die Rhein-Energie auch weitere Projekte, teilt Oliver Knoch, Unternehmenskommunikation der Rhein-Energie mit. So soll demnächst auch ein neues Projekt für Menschen ohne Balkon und Mieterinnen und Mieter starten, für die gerade Kandidaten gesucht werden.
„Bei dem Projekt bekommen die Leute einen Speicher für Strom, der ans Netz angeschlossen wird“, erklärt Knoch, „dafür bekommen die Testerinnen und Tester eine jährliche Gutschrift von 100 Euro, also so viel, wie man durch ein Balkonkraftwerk sparen würde“. Durch viele unterschiedliche, kleine Speicher soll dann das gesamte Rhein-Energie-Netz entlastet werden.