Karneval in KölnStadtdirektorin Blome kritisiert Ausweichfläche auf der Uniwiese

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Feiern trotz Krieg

Junge Leute  feiern ausgelassen Rosenmontag im Kwartier Lateng.

Köln – Ein Zitat von Stadtdirektorin Andrea Blome zu den Karnevalsfeiern im Zülpicher Viertel hat in der vergangenen Woche für Verwirrung gesorgt. Blome sagte, das Konzept auf der Uniwiese – gemeint ist eine geplante Entlastungsfläche der Zülpicher Straße mit Bühnenprogramm neben der Unimensa – habe „uns von Anfang an nicht gefallen“.

Mit „Anfang“ sei der Beginn von Blomes Amtszeit vor genau einem Jahr gemeint, ließ die Stadtdirektorin zur Präzisierung noch mitteilen. Wer mit „uns“ gemeint ist, blieb offen, könnte sich aber noch zu einer wichtigen Frage entwickeln, da Blome mit ihrer Kritik am Uniwiesen-Konzept die Idee ihrer eigenen Stadtverwaltung von vor vier Jahren adressiert.

Feiern auf Zülpicher Straße in Köln eskalierten schon vor Corona

Am 11.11.2017, einem Samstag lange vor Corona, waren die Feiern zum Sessionsauftakt in der Stadt, vor allem aber auf der Zülpicher Straße eskaliert. Bis zum Sonntagmorgen gab es rund 50 Festnahmen und eine Reihe von Strafanzeigen, unter anderem wegen sexueller Übergriffe, Körperverletzungen und Taschendiebstählen. Das Ordnungsamt verhängte annähernd 90 Verwarngelder gegen Wildpinkler.

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Vor einem Supermarkt an der Pipinstraße lieferten sich 50 bis 60 junge Leute eine Art Straßenschlacht, indem sie sich grölend mit Bier und Energy-Drinks bespritzten. Viele Anwohner beklagten sich aber vor allem über die Müllmengen, die sich an den Feierhotspots am Straßenrand türmten. Ein erfahrener Mitarbeiter der Stadtverwaltung sprach vom "schlimmsten Elften im Elften, den ich je erlebt habe".

Andrea Blome schlägt versiegelte Fläche vor

Als Reaktion auf die Ausuferungen setzte Oberbürgermeisterin Henriette Reker den „Runden Tisch Karneval“ ein, der erstmals elf Tage später, also am 22.11.2017 im Rathaus tagte. 35 Personen vertraten dort zum Beispiel das Festkomitee, die Karnevalsgesellschaften, die Polizei, Bürgergemeinschaften aus Altstadt und Kwartier Latäng.

Als eine Maßnahme zur Entzerrung und Befriedung des Zülpicher Viertels beschloss der Runde Tisch für den Straßenkarneval 2018 eine Entlastungsfläche mit Bühnenprogramm auf der Uniwiese, wo kontrolliert und gesittet gefeiert werden sollte. „Überall dort, wo organisierte Veranstaltungen stattgefunden haben, lief alles perfekt, sauber und sicher ab“, sagte Festkomitee-Chef Christoph Kuckelkorn damals zur Begründung.

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Eine Einschätzung, die heute zumindest in Teilen der Verwaltungsspitze offenkundig nicht mehr geteilt wird. Das Konzept sei zwar erforderlich gewesen und habe funktioniert, sage Blome nun. „Die Entwicklung an Karneval rund um die Zülpicher Straße machen jedoch ein neues Konzept erforderlich.“

Gemeint sein dürften nun abermalige Feier-Auswüchse auf der Zülpicher Straße, die zuletzt an Karneval, besonders an Rosenmontag dort zutage getreten sind. Blome, seinerzeit noch Verkehrsdezernentin, befürwortet nun eine „versiegelte Fläche“ als Standort für ein Bühnenprogramm. Welche dafür in Betracht kommen könnten, könne „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden“, sagte Blome.  

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