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Büttenredner-CheckEin Kurzmusical für Donald Trump

4 min

Marc Metzger

Köln – „Macht mehr Blödsinn!“, ruft Marc Metzger in den Saal. In diesen Zeiten helfe es, die Welt mit Kinderaugen zu sehen. „Das können wir gut gebrauchen. Kinder kennen keinen Hass, keine Hautfarben...“ Es ist nicht einfach, in diesen Zeiten eine Büttenrede für den Fastelovend zu schreiben. Die Welt ist durcheinander, wie es scheint. Keiner der bekannten Redner im Fastelovend drückt sich vor den großen politischen Themen von Donald Trump bis Kim Jong-un und natürlich dem Silvestergeschehen in Köln.

Und mancher wird dabei richtig böse. Echt derb und persönlich poltert der „Kölsche Schutzmann“ Jupp Menth gegen Simone Peter, die Parteichefin der Grünen. „Halt besser das Maul. Oder do küss als Abschreckung nächstes Johr in den Kölner Bahnhof.“ Gegen die Rassismus-Kritik Einzelner nach dem Silvester-Einsatz der Polizei gibt’s auch von Marc Metzger und Guido Cantz klare Kante. Sie danken der Kölner Polizei und bekommen dafür stets viel Applaus.

Ein weiteres Top-Thema ist die Wahl in den USA. Ein „Horror-Clown“ sei Präsident geworden, so Cantz. Das habe er sich nicht vorstellen können. Den Eintritt von Roberto Blanco in die AfD habe er für wahrscheinlicher gehalten. „Wer hat das Trumpeltier nur gewählt?“, fragt Metzger. Bernd Stelter widmet dem kommenden US-Präsidenten („Auf dessen Kopf ist ein Eichhörnchen explodiert“) gar ein eigenes Kurz-Musical mit Udo Jürgens-Melodien: „Ich will nie wieder nach New York“. Und auch mit dem türkischen Präsidenten wird in der Bütt abgerechnet. Erdogan sei eine Beleidigung für die Demokratie, meint Stelter und prophezeit: „Der braucht im Sommer mit dem Handtuch keine Liege zu reservieren. Der liegt alleine in Antalya.“ Und auch Cantz weiß: „Von der Demokratie ist die Türkei so weit entfernt wie der Papst von einer Nacht mit Helene Fischer.“

Der politischste Redner unter den bekannten Figuren in der Bütt ist in diesem Jahr Jupp Menth. Op Kölsch lässt sich prima schimpfen. Allerdings ist er im Wahljahr recht einseitig unterwegs. Vor allem Politiker von SPD und Grünen hat er sich rausgepickt: Steinmeiers Reden seien so langweilig, dass sie die Firma Valium als Beipackzettel beilegen will. Auf die Forderung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die Bürger ins Boot zu holen, entgegnet er: „Der Bürger steht bis zum Hals in Scheiße. Da wollen Sie noch Wellen schlagen?“ Und: „Mit Kraft am Steuer wäre die Titanic im Planschbecken versunken.“ Noch tiefer unter die Gürtellinie schlägt er bei Sigmar Gabriel oder Claudia Roth.

Während viel über große Politik gesprochen wird, fällt den Rednern zur Kommunalpolitik eher wenig ein. Selbst das Dauerthema Stau scheint langweilig geworden. Den schönsten Witz zur Kölner Politik hat Metzger im Gepäck. Eine Frau habe im Rathaus angerufen: „Ich will mal wissen, was Henriette Reker so macht.“ Das dürfe man ihr nicht sagen, das Protokoll verbiete solche Auskünfte am Telefon, wurde der Anruferin geantwortet. Ein paar Minuten später habe die Frau wieder angerufen. Gleiche Frage, gleiche Antwort. Beim dritten Mal hat man im Rathaus zurückgefragt, wer denn da mit der immer gleichen Frage nerve. Antwort: „Ich bin Henriette Reker.“ Und Cantz weiß zu berichten, dass er Reker mal gefragt habe, wie viele Leute bei der Stadtverwaltung arbeiten? Antwort: „Ungefähr die Hälfte.“

Dazu klagt Metzger über die Jugend, die nicht mehr vor die Tür gehe. „Was riecht hier so?“, habe ihn sein Patenkind gefragt. „Das ist frische Luft.“ Und bei Stelter heißt es: „Die jungen Leute von heute kennen keine jungen Leute von heute. Es gibt 14-Jährige, die waren noch nie am Tageslicht. Die wachsen auf wie die Wiesenhof-Hähnchen.“ Und mit Blick in den Saal meint Martin Schopps: „Alkoholische Getränke auf den Tischen sind für mich Alltag. Ich bin Berufsschullehrer.“

Ein Lieblingsthema bleibt die Ernährung der Veganer. Cantz lässt seinem Publikum das Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn er beschreibt, wie sein Lieblings-Grieche Gyros vom Spieß schneidet. „Kennen Veganer dieses Gefühl?“ Vielleicht, wenn sie im Garten die Hecke schneiden? Menth weiß von einem Veganer, der sich nur noch von Pflanzendünger ernährt habe, und „Sitzungspräsident“ Volker Weininger regt sich über Soja-Flönz und Tofu-Mettbrötchen auf. „Warum müssen die unser Fleisch nachbauen?“

So ganz komplett sind die Reden in der ersten Woche noch nicht, stets kommen aktuelle Pointen hinzu. „Ich hab noch einiges im Köcher. Fertig ist meine Rede erst an Aschermittwoch“, sagt Stelter. „Ich habe an mich selbst aber auch einen hohen Qualitätsanspruch. Wenn ich mir überlege, welche Witze ich alle nicht bringen würde: Da käme einiges zusammen.“