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Zu Besuch beim MaskenballKölner Dreigestirn in Venedig: „Ein bisschen was von Honeymoon“

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Das Kölner Dreigestirn sitzt in einer Gondel in Venedig.

Das Kölner Dreigestirn fährt Gondel in Venedig und sorgt für Aufsehen.

Das Kölner Dreigestirn reist kurz vor dem Höhepunkt des Kölner Karnevals nach Venedig – und wird dort von den einheimischen Jecken begrüßt.

Premiere für ein Kölner Dreigestirn: Erstmals besuchen an diesem Wochenende mit Prinz Boris I. (Boris Müller), Bauer Marco (Marco Schneefeld) und Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck) die amtierenden Tollitäten den Karneval in Venedig.

Bei einem Stadtrundgang im Ornat inklusive Gondelfahrt treffen die Kölner Tollitäten, die von einer kleinen Delegation des Festkomitees um Präsident Christoph Kuckelkorn begleitet werden, am Samstagnachmittag auf die ersten einheimischen Jecken. „Zu dritt mit der Gondel durch Venedig zu schippern ist ein Traum“, freut sich Prinz Boris I., als er mit seinen Freunden in einem Boot sitzt. „Das hat ein bisschen was von Honeymoon“, gesteht er grinsend.

Der morbide Charme der Stadt mit den zahllosen Kanälen, den engen Gassen und den wunderschönen Brücken hat es dem Dreigestirn angetan. „Die Menschen sind sehr freundlich, aber viel zurückhaltender als in Köln“, sagt der Prinz. Wenn man allerdings stehen bliebe, würden die Menschen auf einen zukommen und gerne gemeinsame Fotos machen wollen.

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Auch Bauer Marco, der aus Gleichgewichtsgründen in der Gondel auf seinen Hut verzichtet, ist beeindruckt. „In Köln wird man direkt in den Arm genommen, hier ist das sehr angenehm.“ Er sei schon einmal als Tourist hier gewesen. „Jetzt selbst die Attraktion zu sein, ist allerdings ein ganz anderes Erlebnis.“

Jungfrau Agrippina ist besonders beliebt bei den Fotografen. André Fahnenbruck freut sich über die durchweg positiven Reaktionen. Überall sei der Karneval präsent, viele Menschen trügen Masken und überall gäbe es Kinder, die Konfetti werfen und gute Stimmung verbreiten würden. „Es ist allerdings auch deutlich kommerzieller als ich gedacht hätte, überall kann man Masken kaufen, und auch alle Touristen laufen damit rum.“ Jenseits der Masken hätten die allerdings keine Kostüme an.

Nach dem Besuch in der Werkstatt eines Maskenbauers geht es am Abend auf einen Maskenball. In der Halle des Ridotto, dem laut Eigenwerbung „schlagenden Herz des herrlichen venezianischen Karnevals des achtzehnten Jahrhunderts, der von Adligen, Spielern und Abenteurern der Ära wie Giacomo Casanova besucht wurde, findet die eleganteste Party des Karnevals statt.“

Kölner Dreigestirn in Venedig: Jungfrau Agrippina besonders beliebt

Nach dem Begrüßungscocktail gibt es ein Vier-Gang-Abendessen, während und nachdem der Grand Ball unter Leitung des Maître de Danse zur Melodie eines Orchesters Spaß, Eleganz und Ergriffenheit in ein einzigartiges Erlebnis verbinden soll. Der Palast des Adeligen Dandolo beherbergte als Erster den „Ridotto“, den Ort für öffentliche Glücksspiele von 1638 bis 1774. Er war nur sechs Monate im Jahr geöffnet, und zwar während der Karnevalszeit.

Casanova war ein häufiger Gast des Ridotto, den er als Bühne und Kulisse für seine Eroberungen benutzte. Von dort gibt es für das Dreigestirn gegen 21 Uhr eine Live-Schalte in den Kölner Gürzenich, wo die Roten Funken zeitgleich einen venezianischen Maskenball veranstalten. Bei klassischer Musik und Tanz sehen und gesehen werden – in Venedig wie in Köln.

Sonntagmorgen auf dem proppenvollen Markusplatz. Ein Höhepunkt des Programms steht an. Beim sogenannten „Engelsflug“ („Volo dell’Angelo“) schwebt eine Artistin im Engelskostüm an einem Stahlseil vom Markusturm zum Dogenpalast und bringt so den Karneval in die Stadt.

Das muss in diesem Jahr aufgrund einer Baustelle allerdings ausfallen. Da fühlt sich der Kölner direkt an zu Hause erinnert. Eröffnet wird der Straßenkarneval dennoch. Und als Teil der Zeremonie dürfen Prinz, Bauer und Jungfrau eine offizielle Grußbotschaft des kölschen Fastelovends überbringen.

FK-Präsident Christoph Kuckelkorn ist geflasht ob der besonderen Stimmung: „Hier ist die Verbindung zwischen dem Karneval in Köln und Venedig zu spüren. Das bringt uns an unsere Wurzeln zurück.“ Die Ornate des Dreigestirns etwa seien an venezianische Vorbilder angelehnt. „Das ist ein geschichtsträchtiger Moment, denn erstmals seit 200 Jahren kehren sie hierher zurück.“

Der Karneval in der italienischen Stadt ist seiner Meinung nach zweigeteilt. Da wären einerseits die Touristen, die kostümiert durch die Stadt lustwandeln und sich gegenseitig begutachten würden. In den Palästen dann die großen Familienfeste und Bälle, an denen auch der Doge teilnehmen würde.

„Und jetzt hier auf dem Markusplatz ist richtig Straßenkarneval. Der ist viel leiser und feingliedriger als bei uns, aber auch sehr schön“, sagt Kuckelkorn. Zehn Stunden laute Livemusik wie bei der Sessionseröffung auf dem Heumarkt sind hier unvorstellbar. Auch Prinz Boris I. ist beeindruckt. Von den pompösen Kostümen, die doch deutlich anders ausfallen als in Köln.

„Bei uns verkleidet sich ja praktisch jeder, und ein buntes Volk zieht feiernd durch die Stadt. Hier reduziert sich das oft auf die Masken, aber wenn sie Kostüme tragen, dann sind die sehr prunkvoll.“ Am liebsten mitnehmen würde er das Wetter. Venedig präsentierte sich am Wochenende bei neun, zehn Grad mit strahlend blauem Himmel. „Würde ich nehmen für Rosenmontag“, sagt Boris Müller.

Bauer Marco schwärmt immer noch von der Gondelfahrt und natürlich vom Bühnenauftritt auf dem Markusplatz. Was er vermisst? „Kneipenkarneval – den gibt es hier gar nicht.“ Jungfrau Agrippina hat der Maskenball besonders beeindruckt. „Das ist ganz anders als bei uns, aber sehr stilvoll. Historische Räume, Musik von Vivaldi und feines Essen.“ Auf der Bühne des Markusplatzes habe man dann das Dogenpaar getroffen, „das sind quasi Prinz und Prinzessin von Venedig.“

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