Streit um Drängelgitter an KarnevalKölner Ordnungsamt ist nachsichtig mit den Wirten

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Jecke stehen am Mainzer Hof an. Am Gitter herrscht Ordnung, wo es endet, gibt es Gedränge bis auf die Straße.

Köln – Unkelbach-Wirt Alexander Manek will demonstrativ zeigen, wie es nicht funktioniert: Nach der Diskussion zwischen der Stadtverwaltung und den Kölner Wirten um das Verbot von Absperrgittern vor den Kneipen, hat Manek am Weiberfastnacht-Morgen links vom Eingang seines Sülzer Lokals zwar weiterhin Gitter eingesetzt; rechts von der Tür hat er allerdings Textilbänder platziert, die man etwa auch in Flughäfen findet. „Das ist ein Negativbeispiel. Neben dem Gitter ist der Gehweg frei und es passen Kinderwagen durch, neben den Bändern geht das aber nicht mehr“, sagt der 46-Jährige und deutet auf die Jecken hin, die gerade eigenhändig die Bänder durchtrennt haben und sich noch in die Schlange mogeln.

Nachdem der Streit um die Drängelgitter etwa eine Woche vor Beginn des Straßenkarnevals entflammt war, hat sich der Dialog zwischen den Wirten und der Stadt am Dienstag aber entspannt.

Ordnungskräfte in Köln entscheiden vor Ort über Gitter

Der Kompromiss: Die Ordnungskräfte schreiten dort ein, wo sie eine akute Gefährdung feststellten. „Das ist der Fall, wenn der Fluchtweg versperrt ist. Vor dem Eingang darf kein Gitter, kein Blumentopf und keine Tonne stehen“, sagt Heribert Büth, Sprecher des Ordnungsamts. Denn wenn Panik ausbreche, müssten die Menschen genug Platz haben, um fliehen zu können.

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In der Altstadt schieben sich derweil vier Mitarbeiter des Ordnungsamts durch die Menschenmenge. Am Peters Brauhaus hat Betriebsleiter Uwe Esser ein paar Stunden zuvor auf Bitten des Ordnungsamtes ein Gitter, das den Eingang blockierte, weggeschafft. Nun prüfen Büth und seine Kollegen, ob sich Esser an die Abmachung gehalten hat. „Man muss nur miteinander reden“, so Büth. Esser zeigt sich einsichtig: „Das ist in Ordnung, wir wollen alle friedlich feiern“. Dem Wirt droht nun ein Bußgeld, die Höhe hängt laut Büth von den konkreten Umständen und vom Verhalten des Wirtes ab. „Es ist ein Unterschied, ob jemand unter Protest das Gitter abbaut oder kooperiert“.

Die Ordnungskräfte ziehen weiter durch die Altstadt. Sie sprechen Jugendliche mit Alkohol an, die ihn abgeben müssen, falls sie noch minderjährig sind, erwischen einen Wildpinkler, achten darauf, dass das Glasverbot auf den Straßen eingehalten wird. Die Drängelgitter sind für sie nur eine Aufgabe von vielen.

Kölner Wirte sagen Demonstration ab

Auch auf der Zülpicher Straße steht das Thema beim Ordnungsamt nicht im Fokus. Sie ziehen an Kneipen wie dem „Museum“ und der „Roonburg“ vorbei und ignorieren die dort aufgestellten Absperrgitter.

„Die Diskussion hat mich aufgeregt, weil man mit uns nicht schon früher geredet hat. Erst eine Woche vor Karneval haben wir davon erfahren, dass die Gitter verboten werden sollen. So können wir nicht arbeiten“, sagt Daniel Rabe, Betreiber des Lokals „Aller Kolör“ in der Südstadt und der „Bagatelle“-Restaurants. Nun sei er aber glücklich, dass sich die Situation noch beruhigt habe und die Industrie- und Handelskammer Köln zwischen Wirten und Verwaltung vermittelt habe. Eine für Dienstag Nachmittag angekündigte Demonstration der Wirte vor dem Rathaus wurde abgesagt.

Vor Rabes Lokal „Aller Kolör“ reicht die Schlange bereits vor 11 Uhr bis fast zur nächsten Straßenecke. Der Wirt hat sich nicht darum gesorgt, den Eingang frei zu halten. Zwischen den Gittern, die nach rechts und links abgehen, steht direkt vor der Tür ein großes Holzfass. „Stimmt schon, das Fass steht ungünstig. Allerdings können es die drei Türsteher schnell wegtransportieren“. Die gegenüberliegende Ubierschänke hat derweil komplett auf Absperrungen verzichtet, davor hat sich eine Menschentraube gebildet.

Protest gegen die Stadt Köln mit Flatterband

Vor dem Mainzer Hof regelt Wirt Tom Volkenrath den Einlass links von der Tür ebenfalls mit Gittern. Rechts hat er jedoch Flatterbänder gespannt: hier steht niemand an. Falls das Ordnungsamt vorbeikomme, habe er damit eine Alternative parat. Eine Variante, die wie ein Protest anmutet, denn zwischen Kneipefassade und Bändern ist zu wenig Platz als dass hier jemand anstehen könnte. „Die Bänder sind genauso flatterhaft wie die Stadt, die sich nicht richtig dazu äußert, was nun erlaubt ist, um den Einlass zu kontrollieren. In 25 Jahren habe ich hier noch keine gefährliche Situation durch die Gitter erlebt“, so Volkenrath. 

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