Klimaneutral und digitalSo soll das Verkehrssystem der Zukunft in Köln aussehen

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Ein Smart-City Pilotprojekt in Mühlheim

Ein Septembertag im Jahr 2035. Annas Mutter, die mit dem Vater in Junkersdorf wohnt, will zur Arbeit in der Innenstadt. Soll sie ein selbstfahrendes Taxi nehmen? Es sich mit jemandem teilen? Und welche Route ist die beste? Der Computer empfiehlt, die Innenstadt zu umfahren, weil dort gerade starker Verkehr herrscht.

Der Vater bekommt derweil die Nachricht aufgespielt, wenn er heute von Zuhause aus arbeite, erhalte er einen Bonus; also verzichtet er darauf, durch die Stadt, die damit entlastet wird, zur Firma zu fahren. Studentin Anna, die an der Uni gerade eine Klausur fertig geschrieben hat, überlegt, wie sie nach Köln-Mülheim zurückkommt. Auch sie verlässt sich auf IT-Informationen; danach ist es am günstigsten, zuerst ein Taxi und für den Rest der Strecke ein E-Bike zu nehmen.

„Klimaneutral und digital“

Soweit ein Ausschnitt aus der Zukunftsgeschichte, die Wolfgang Ketter, Professor für Information Systems for Sustainable Society an der Universität Köln, am Samstag im Atrium der Rhein-Energie-Hauptverwaltung erzählte. Dort fand unter dem Motto „Klimaneutral und digital“ die Smart-City Cologne-Konferenz statt. In seinem Vortrag beschäftigte Ketter sich mit Verkehrssystemen der Zukunft.

Die Geschichte von der Kölner Familie und auch seine sonstigen Ausführungen machten deutlich: Ohne umfassende digitale Unterstützung, ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz lässt sich die Verkehrswende nicht bewerkstelligen. Er sprach von einem „Lernsystem“, das dem Nutzer bei der Entscheidung helfe, welches Transportmittel er zu welcher Zeit benutzen solle, angepasst an die aktuelle Verkehrssituation. Ohne die Hilfe eines solchen Systems drohe den Menschen „kognitive Überlastung“.

Hohe Kosten der Mobilität

In die Fahrvorschläge müssten die direkten und indirekten Kosten der Mobilität einfließen, von der Infrastruktur über den wirtschaftlichen Schaden durch Staus bis hin zur Belastung der Umwelt, sagte Ketter.

Vier Trends weisen den Weg: Vernetzung (Connectivity), autonomes Fahren, gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen (Sharing) und Elektrifizierung; aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen ergibt sich „Case“, daher ist häufig von „Case-Mobility“ die Rede. Als deren Vorteile zählte Ketter unter anderem den geringeren Energieverbrauch, die Vermeidung von Verkehrschaos und die effiziente Planung von Fahrten nach in Echtzeit aktualisierten Daten.

Was er ausführte, fügt sich in die Bemühung vieler Städte ein, sich mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnolgie in sogenannte Smart-Cities umzuwandeln. In Köln ist dafür 2011 die Initiative „Smart-City Cologne“ gegründet worden; koordiniert wird sie von der Stadt und der Rhein-Energie in Partnerschaft mit weiteren Unternehmen. Das Hauptziel benannte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Begrüßung: Köln wolle bis 2035 klimaneutral werden. Dabei gingen Klimaschutz und Digitalisierung Hand in Hand.

Fünf verschiedene Themenblöcke

Es gelte, „jetzt entschieden zu handeln, um die Zukunft überhaupt noch gestalten zu können“. Auf dem Weg der „urbanen Transformation“ seien alle Kölner und Kölnerinnen aufgerufen, sich für den Klimaschutz einzusetzen. „Aus der Interaktion entsteht Innovation“, sagte Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Rhein-Energie.

Dazu passte eine der fünf „Themen-Sessions“, auf die sich die zahlreichen Besucher zwischendurch aufteilen konnten: Vorgestellt wurde das Projekt „un:box Cologne“, das dazu dient, die Bürger an der Gestaltung der „Smart City“ zu beteiligen. In anderen „Sessions“ ging es etwa um die Weiterverwendung von E-Auto-Akkus, den Nutzen des digitalen 3D-Stadtmodells von Köln sowie die Planungen für neue Quartiere.

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Zum Schluss wählte das Publikum unter vier neu gegründeten Kölner Unternehmen aus, welches den Preis „Klima Star 2022“ erhalten sollte. Sieger wurde Start-up „Planted“. Es sorgt dafür, dass CO2-Emissionen von Privatpersonen und Firmen durch Baumpflanzungen ausgeglichen werden.

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