„Anteil steigt erkennbar“60 Kölnerinnen und Kölner mit Delta-Variante infiziert

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Fußgängerzone

Ende Juni entfiel die Maskenpflicht an vielen Orten wie etwa Fußgängerzonen.

Köln – Die Inzidenz liegt weiterhin auf einem niedrigen Niveau, steigt aber seit einigen Tagen kontinuierlich leicht an. Von Mittwoch auf Donnerstag ist der Wert auf 11,5 geklettert. Laut Landeszentrum Gesundheit sind derzeit etwa 540 Kölnerinnen und Kölner akut und bestätigt mit dem Coronavirus infiziert. 34 Covid-Patientinnen und -Patienten müssen wegen eines schwereren Verlaufs in einer Klinik behandelt werden – davon 27 auf Intensivstationen.

Die Inzidenz hält sich seit längerer Zeit auf einem niedrigen Niveau. Sollten bald weitere Lockerungen in Kraft treten?

Nein, findet Thomas Preis, Vorsitzender der Kölner Apotheken. Dafür sei es jetzt und auch im Herbst noch viel zu früh. „Wir werden bald schon und ganz besonders nach den Ferien sehr wahrscheinlich stark steigende Fallzahlen haben. Deshalb ist es so wichtig, die einfachen, aber sehr effektiven Schutzmaßnahmen weiter beizubehalten, die wir seit über einem Jahr beherzigen“, so Preis. Dazu gehöre auch der Mindestabstand und das Tragen einer Maske in öffentlichen Bereichen. Sollten die Fallzahlen steigen, sei es zudem sinnvoll, für den Zugang öffentlicher Einrichtungen wieder vermehrt die Testpflicht für Personen, die nicht geimpft oder genesen sind, einzuführen. „Das schützt vor der Weiterverbreitung des Virus und erhöht die Bereitschaft zur Impfung – mehr als Strafzahlungen bei nicht Einhalten von Impfterminen“, so Preis.

Die Entscheidung über die Anpassung der Regelungen liegt grundsätzlich beim Land. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat angekündigt, dass in Städten mit einer stabilen Inzidenz unter zehn ab kommendem Freitag die Kontaktebeschränkungen entfallen. Zudem sollen dann die Abstandsregelungen im öffentlichen Raum nur noch Empfehlungen sein. Voraussetzung für die Lockerungen ist, dass die Inzidenz der jeweiligen Kommune an mindestens fünf aufeinander folgenden Tagen einen Wert von zehn oder darunter aufweisen muss. Dies ist in Köln aktuell nicht der Fall.

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Wie ist aktuell die Situation auf den Intensivstationen?

Weniger als zehn Prozent aller in Köln behandelten Intensivpatienten sind derzeit Covid-Infizierte. „Darunter sind auch Patienten von außerhalb der Stadt“, sagt Alex Lechleuthner, Leitender Notarzt der Feuerwehr: „Das entspricht in etwa dem vergangenen Sommer.“ Die Kölner Intensivstationen seien mit Blick auf Covid „an einem erfreulichen Tiefpunkt angekommen.“

Die Delta-Variante des Virus verbreitet sich auch in Köln. Wird dies zu erneut steigenden Infektionszahlen führen?

Bislang spielt die Delta-Variante keine allzu große Rolle in Köln, heißt es vonseiten der Stadt. Die Zahlen steigen aber. Inzwischen wurden dem Gesundheitsamt 60 Fälle gemeldet. Johannes Nießen, Leiter der Behörde, rechnet damit, „dass der Anteil der Delta-Fälle an den Gesamtindexfällen – auch durch Reiserückkehrer – weiter zunehmen wird“. Auch eine vierte Welle mit Beginn des Winters halte er für wahrscheinlich. „Ob es eine Welle oder ein »Wellchen« wird, kann man noch nicht absehen“, so Nießen. Sein Appell: Testen und impfen.

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„Wir versuchen derzeit, die Ausbreitung der Delta-Variante einzuhegen, indem das Gesundheitsamt schnellstmöglich die Kontakte ermittelt und Menschen in Quarantäne bringt“, sagt Lechleuthner. „Das gelingt bislang gut. Die meisten Infizierten bringen die Delta-Variante von einer Reise mit.“ Die Stadt habe bei der Alpha-Variante zu Beginn des Jahres beobachtet, „dass es Mitte Januar einen Punkt gab, ab dem Ansteckungen im Haushalt und im Freundeskreis stattgefunden haben – und die Infizierten oft nicht mehr sagen konnten, woher die Infektion kommt“, so Lechleuthner. Diesen Punkt habe Köln bei der Delta-Variante bislang nicht erreicht, „auch wenn ihr Anteil erkennbar steigt“. Die konsequente Verfolgung der Kontakte sei im Umgang mit Delta derzeit das Mittel der Wahl.

Worauf müssen sich die Kölnerinnen und Kölner in den kommenden Monaten einstellen?

Lechleuthner sagt mit Blick auf die Delta-Variante: „Wir wissen nicht genau, was uns im Herbst erwartet.“ Thomas Preis rechnet noch vor dem Ende der Urlaubszeit mit einem Anstieg der Fallzahlen. „Wir sollten uns schon jetzt darauf vorbereiten und aus den Erfahrungen des letzten Jahres lernen“. Wichtig sei vor allem die Beschleunigung der Impfkampagne: „Das Virus macht keinen Urlaub, deswegen dürfen wir jetzt nicht nachlassen.“ Denn in Großbritannien sei zu sehen, dass besonders die Ungeimpften und nur einmal Geimpften erkranken und das Virus weiter tragen. 

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