BürgerhaushaltDas wünschen sich die Kölner für ihre Veedel

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Vorschlag aus Ehrenfeld: Immer wieder sonntags eine Venloer Straße ohne Autos

Vorschlag aus Ehrenfeld: Immer wieder sonntags eine Venloer Straße ohne Autos

Köln – Viele Kölner Bürger haben sich beim Bürgerhaushalt beteiligt und Ideen eingereicht, wie man die Stadt lebenswerter und die Infrastruktur verbessern könnte. Die Vorschläge wurden von der Verwaltung bewertet.

Nun müssen die Bezirksvertretungen darüber diskutieren und die Ideen priorisieren. Wir stellen in einem Überblick vor, was sich die Kölner für den Norden, Süden, Osten, Westen und für die Innenstadt gewünscht haben.

Das wünscht sich der Norden

Vielleicht liegt es auch an der offensiv angelegten Werbekampagne, die den Kölner Bürgerhaushalt 2016 begleitete: Die vielen „Deine Stadt, Dein Bezirk – mach’ was draus!“-Plakate waren im Stadtbild kaum zu übersehen.

Auf jeden Fall ist die Resonanz gegenüber der vorigen Auflage Anfang 2015 deutlich gestiegen – stadtweit nahmen bis Ende November 6194 Personen an der online-basierten Aktion teil und brachten 854 Vorschläge ein – „60 Prozent mehr Teilnehmer als im Vorjahr“, wie die Organisatoren der sechsten Bürgerhaushalts-Runde seit 2008 stolz bemerken. Auch im Bezirk Nippes herrscht Aufwind – so befassen sich 79 Ideen mit Themen im Stadtbezirk, nach 64 ein Jahr zuvor.

Auch wurden sie viel fleißiger von Mitbürgern bewertet; fünf Vorschläge verzeichneten sogar eine dreistellige Zahl von Ja- oder Nein-Voten.

Richtig spannend wird es aber erst jetzt – denn die Ideen kommen in den Praxis-Check: Die Verwaltung hat zu den 25 bestplatzierten Vorschlägen je Bezirk eine Grobeinschätzung gegeben, ob sie umsetzbar und sinnvoll sind. Auch die Bezirksvertretung Nippes war gefragt: Die Politiker sollten aus den Top 25 der Bürger eine eigene Liste erstellen. Die Chancen auf Umsetzung sind diesmal wohl besser denn je. Um Ideen zu realisieren, ist erstmals Geld reserviert, und zwar 200.000 Euro pro Bezirk – je 100.000 Euro aus 2016 und 2017.

In Nippes fallen die vielen Ideen auf, die Radler betreffen: Von den Top 25 haben elf – darunter die ersten vier – mit Radthemen zu tun. Gefordert sind Einbahnstraßen-Öffnungen für Radler, bessere Wege, Rad-Stellplätze und ein Parkhaus für Zweiräder.

Doch wie stehen die Chancen für die Top-Vorschläge in Nippes im Einzelnen?

Öffnung der Einbahnstraßen im Nippeser Zentrum

Mit 202 : 20 Stimmen schaffte es der Vorschlag auf Rang eins. Doch der Verwaltung unterlief eine Panne: Sie verwechselte in der Stellungnahme die Neusser mit der Venloer Straße. „Wir haben den Punkt mit der Bitte um Prüfung zur Verwaltung gegeben, das wird überarbeitet“, so Birgit Jablonski vom Bürgerhaushalts-Team.

Durchgängiger Radweg zwischen Weidenpensch und Nippes

Die mit 132 : 0 zweitplatzierte Idee hat gute Karten. „Für die Neusser Straße ist eine Führung mit Fahrradschutzstreifen vorgesehen. Derzeit wird die Entwurfsplanung erarbeitet“, heißt es. Zum Hintergrund: Die Neusser Straße wird demnächst (zusammen mit der Kempener Straße) ohnehin ampelfrei umgeplant, mit breiteren Gehwegen und mehr Grün.

Alternativen zum Autoverkehr stärken

Etwas allgemein forderte der drittplatzierte Vorschlag (142 : 19), den Autoverkehr in Nippes zurückzudrängen – durch Sperrungen für Privat-Pkw, mehr Buslinien, Car-Sharing und bessere Radwege. Ebenso global antwortete die Stadt: „Durch zahlreiche Maßnahmen im Stadtbezirk Nippes beabsichtigt die Verwaltung die Radnutzung weiter zu fördern, um Kfz-Verkehr zu reduzieren.“

Weitere aussichtsreiche Bürger-Vorschläge

Gut kam der Antrag auf einen Jugendplatz im Nippeser Tälchen inklusive legalen Graffiti-Wänden an (Platz 5). Am S-Bahnhof Nippes wird die Kreuzung von Liebig-und Escher Straße im Sommer fahrradfreundlicher gestaltet; dort sollen auch weitere „Radnadeln“ installiert werden (Plätze 10 und 12). Für den Spielplatz an der Etzelstraße in Mauenheim, derzeit „eigentlich nur Hundewiese und gemütliche Kiff-Örtlichkeit“, so ein Bürger, sei dieses Jahr eine Neugestaltung geplant; ein Bolzplatz sei aus Lärmschutzgründen dort aber unmöglich (Platz 16). Auch soll die Riehler Straße eine Radspur bekommen (Platz 20); die Verwaltung unterstützt ferner die Forderung, die Spielplätze im Lohsepark attraktiver zu gestalten (Platz 22) sowie einen „Tag der Jugendkultur“ als Sommerfest der Jugendzentren im Bezirk auszurufen (Rang 23).

Zahlreiche Bürger fordern, Einbahnstraßen in beide Richtungen für Radfahrer zu öffnen.

Zahlreiche Bürger fordern, Einbahnstraßen in beide Richtungen für Radfahrer zu öffnen.

Abgelehnt

Nicht möglich sei eine Nachtsperrung der Escher Straße auf Höhe des Sechzigviertels für Autos, der Lärm dort übersteige die Grenzwerte nicht (Platz 7). Auch neue Laternen für den Nordpark gibt es nicht; der Hauptweg sei bereits beleuchtet (Platz 13). Ebenso riet die Verwaltung von einer Sperre zwischen Mauenheimer und Schillstraße ab, um den Schillplatz aufzuwerten: Dort sei wenig Verkehr, die Mauenheimer Straße bereits verkehrsberuhigt (Platz 15). Auch ein Zebrastreifen auf der Neusser Straße in Höhe Viersener Straße scheide aus: Hierfür herrsche zu viel Verkehr; für eine Mittelinsel fehle der Platz (Rang 25). (Bernd Schöneck)

Antwort der Bezirksvertretung

Die Bezirksvertretung hat auf ihrer jüngsten Sitzung die Liste beraten und begrüßt die Vorschläge zum Jugendplatz in Nippes (Platz 5), für mehr Verkehrssicherheit für Kinder und Fußgänger an der Franz-Denhoven-Straße (Platz 6), für die Umgestaltung der S-Bahnstation Geldernstraße (Platz 8), zur besseren Markierung von Rad- und Fußweg an der Niehler Straße (Platz 14), für gesicherte Fahrradparkhäuser (Platz 21), für die Modernisierung der Spielplätze im Lohsepark (Platz 22) und für den Tag der Jugendkultur (Platz 23). Alle anderen Vorschläge hat die Bezirksvertretung abgelehnt.

Mehr Infos und die Listen mit den Vorschlägen gibt es unter www.buergerhaushalt.stadt-koeln.de

Das wünscht sich der Westen

Wie bei dem Picknick, das Sülzer Initiativen einen Tag lang auf der Zülpicher Straße veranstalteten, möchten die Menschen den gesperrten Straßenabschnitt künftig besser nutzen können.

Wie bei dem Picknick, das Sülzer Initiativen einen Tag lang auf der Zülpicher Straße veranstalteten, möchten die Menschen den gesperrten Straßenabschnitt künftig besser nutzen können.

Unter dem Titel „Deine Stadt, dein Bezirk – mach was draus“ konnten Kölner im vergangenen Jahr Vorschläge einreichen, um die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Am 20. März haben die Bezirksvertretungen von Lindenthal und Ehrenfeld über die Vorschlaglisten und die jeweiligen Stellungnahmen der Stadtverwaltung diskutiert.

Die Liste mit den 25 Bürgervorschlägen aus dem Bürgerhaushaltsverfahren wollen die Ehrenfelder Bezirkspolitiker nun auf einer Sondersitzung diskutieren. Dabei soll die Stadtverwaltung zu den jeweiligen Punkten Kostenschätzungen abgeben.

In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung sahen sich die Mandatsträger außer Stande, eine eigene Abstufung nach Priorität vorzunehmen. Zur Umsetzung der Vorschläge steht jedem Bezirk eine Summe von 100.000 Euro zur Verfügung. Das reicht jedoch für manche Vorschläge bei weitem nicht aus.

Unter anderem kritisierte Linken-Fraktionsvorsitzender Berndt Petri, dass angesichts der schlechten baulichen Zustände im Montessori-Gymnasium die Schüler sich nicht anders zu helfen wussten, als über den Bürgerhaushalt eine Sanierung von Turnhalle und Schulhof zu erreichen. „Das ist doch wie ein Stück aus dem Tollhaus, da muss es doch eine andere Lösung geben“, sagte Petri.

Wir stellen die populärsten Vorschläge und die Reaktionen der Verwaltung für die Bezirke Ehrenfeld und Lindenthal vor.

Die meisten Teilnehmer schlugen für Sülz die Umwandlung der schmalen Ost-West-Achsen Euskirchener, Münstereifeler, Nikolaus- und Palanterstraße in Fahrradstraßen vor. Sie wären dann zwar nicht für den Autoverkehr gesperrt, Radfahrer hätten aber besondere Vorrechte, dürften etwa nebeneinander fahren, und die Autos müssten entsprechend langsam fahren, wenn sie nicht vorbeikommen. Die Fahrradstraßen, die zu den Schulen am Weyertal und an der Nikolausstraße führten, würden für viele junge Radfahrer im Viertel den Schulweg wesentlich sicherer machen.

Vorschlag aus Ehrenfeld: Immer wieder sonntags eine Venloer Straße ohne Autos

Vorschlag aus Ehrenfeld: Immer wieder sonntags eine Venloer Straße ohne Autos

Der vielfach geäußerte Wunsch wird tatsächlich erfüllt, aber nicht, weil sich so viele Bürger die Fahrradwege sich wünschen, sondern weil die Bezirksvertretung Lindenthal sie bereits im Februar 2014 im Rahmen des Radwegkonzepts für die Stadtteile Sülz, Klettenberg und Lindenthal beschlossen hat. Die Palanterstraße soll noch dieses Jahr in eine Fahrradstraße umgewandelt werden, so Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik. Wann die anderen Straßen an der Reihe sind, könne er noch nicht sagen.

Fußgängerüberweg an der Bachemer Straße in Lindenthal

Freuen können sich auch viele Lindenthaler Eltern. Sie hatten sich einen sichereren Schulweg für ihre Kinder gewünscht. Ein Zebrastreifen sollte den Schülern dabei helfen, die laut Einschätzung der Bürger gefährliche, weil zugeparkte und schlecht einsehbare Kreuzung Geibelstraße/Bachemer Straße zu überqueren. Die Verwaltung hält die Idee für umsetzbar und wird sie nun genauer prüfen.

Beleuchtung eines Gehwegs in Widdersdorf

Weniger Erfolg hatten die Teilnehmer aus Widdersdorf mit ihrem Wunsch nach einem sichereren Schulweg für ihre Kinder. Sie schlugen vor, einen Weg zu beleuchten, der von der Mozartstraße aus durch einen Park zum Parkplatz Neue Sandkaul und von dort entlang des Bolzplatzes zur Sportanlage des SV Lövenich/Widdersdorf und zur Gemeinschaftsgrundschule Olympiaschule führt.

Viele Kinder nutzten den Weg zu ihrer Schule oder zum Sportplatz des Vereins, argumentierten die Einsender. Vor allem in der dunklen Jahreszeit sei der Weg dort ohne eine Beleuchtung nicht ausreichend sicher. Doch die Stadt lehnte den Vorschlag ab mit der Begründung, dass der Weg im Landschaftsschutzgebiet liege. Wegen des Artenschutzes könne die Stelle daher nicht beleuchtet werden.

Weitere Gestaltung des gesperrten Teils der Zülpicher Straße in Sülz

Keinen Erfolg bei der Verwaltung hatte auch der Vorschlag, den gesperrten Teil der Zülpicher Straße für Radfahrer und Fußgänger attraktiver zu gestalten. Bei der Sperrung handele es sich noch um einen Versuch, so die Stellungnahme der Verwaltung. Erst nach Auswertung des Ergebnisses und der Verkehrszählungen könnten politische Gremien bauliche Änderungen beschließen.

Investition in den Bau von weiterführenden Schulen in den Bezirken

Und auch der Mangel an Plätzen auf weiterführenden Schulen im Bezirk Lindenthal wird nicht mit Geld aus dem Bürgerhaushalt 2016 behoben werden, wie manche Eltern es sich gewünscht hatten. Zwei neue Schulen, eine Gesamtschule am Wasseramselweg in Vogelsang und ein Gymnasium an der Zusestraße in Lövenich, seien geplant, argumentiert die Verwaltung. Beide Schulen werden aber frühestens im Jahr 2018/19 mit einer Interimslösung beginnen. Bis eventuelle weitere Planungen verwirklicht wären, ist der Bürgerhaushalt 2016 längst Schnee von gestern.

Von der Ehrenfelder Bezirkssportanlage zum Spiel- und Sportplatz für alle

Platz eins in Ehrenfeld erreichte mit deutlichem Vorsprung der Vorschlag, die Bezirkssportanlage Prälat Wolker an der Inneren Kanalstraße zu einer großen öffentlichen Grün- und Freizeitanlage auszubauen. Sie soll zusätzlich zu den seit Jahrzehnten bestehenden Angeboten des Vereinssports angelegt werden. Den umfangreichen Vorschlag, für den 2337 Bürger votierten und für den sich auch eine Bürgerinitiative starkmacht, kommentiert die Stadtverwaltung kurz und knapp: Es gebe einen Beschluss des Sportausschusses, zwei Ascheplätze auf der Sportanlage in Kunstrasenplätze umzuwandeln. Das Geld sei budgetiert. Für mehr Ausbauten gebe es im Rahmen dieses Beschlusses kein Geld. Was heißen soll, dass ein oder mehrere neue Beschlüsse notwendig wären.

Modernisierung von Sporthalle und Schulhof am Montessori-Gymnasium in Bickendorf

Die widrigen Bedingungen in der Sporthalle und die lieblose Gestaltung des Schulhofes am Montessori-Zentrum in Bickendorf sind Thema des auf Platz zwei rangierenden Vorschlags, dem eine lange Mängelliste beigefügt ist. 1379 Bürger stimmten dafür.

Einen Anstrich des Gebäudes aus Sichtbeton lehnt die Stadt ab. Anträge der Schule auf neues Ausstattungsmaterial lägen nicht vor. Dem Wunsch nach einem Bolzplatz könne auch nicht entsprochen werden, da die vorgeschlagene Fläche für die Feuerwehr freigehalten werden müsse. Immerhin werden Vorschläge zur Umgestaltung des Außengeländes entgegengenommen, wenn die benachbarte Hauptschule ausgezogen ist.

Autofreie Sonntage auf der Venloer Straße in Ehrenfeld

Das wünschen sich 235 Teilnehmer, laut Verwaltung ist der Vorschlag aber nicht ohne weiteres umsetzbar. Weil die Venloer Straße überörtliche Bedeutung habe und die Erschließung der Seitenstraßen gewährleistet bleiben müsse, wären umfangreiche Verkehrsuntersuchungen erforderlich. Dafür aber gibt es keinen Beschluss.

Wiederherstellung des Spielplatzes Fliesteder Straße on Bocklemünd

130 Bürger sprachen sich dafür aus, dass Kinder auf dem Platz wieder spielen können. Das begrüßt die Verwaltung zwar, aber kurzfristig könne der Vorschlag nicht umgesetzt werden. Zudem werde es in Bocklemünd aktuell schon auf zwei Spielplätzen Verbesserungsmaßnahmen geben.

Venloer Straße in Ehrenfeld als Einbahnstraße

Zwischen dem Ehrenfeldgürtel und der Inneren Kanalstraße soll der Autoverkehr nur noch in eine Richtung rollen dürfen, wünschen sich 122 Bürger. Ein Vorschlag, der laut Aussage der Stadtverwaltung keine Chance zur Umsetzung hat. Erst kürzlich sei die Straße umgestaltet worden. (Susanne Esch, Heribert Rösgen)

www.buergerhaushalt.stadt-koeln.de

Das wünscht sich der Süden

Gegen Feinstaub sollen mit Moos bewachsene Wänd ehelfen. Das deutsche Start-Up Green City Solutions experimentiert mit „City Trees“, unter anderem in Krefeld. Doch die Kölner Verwaltung winkt ab.

Gegen Feinstaub sollen mit Moos bewachsene Wänd ehelfen. Das deutsche Start-Up Green City Solutions experimentiert mit „City Trees“, unter anderem in Krefeld. Doch die Kölner Verwaltung winkt ab.

Viele Köche verderben den Brei, sagt man. Ob das auch für den Bürgerhaushalt gilt? 6058 Menschen hatten sich im Vorjahr am Online-Verfahren beteiligt. Nun hat die Stadtverwaltung die 25 beliebtesten Vorschläge je Bezirk aus ihrer Sicht bewertet. Auch Politiker sollen nun mitreden. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung wurde das Thema allerdings vertagt. 

Für die Umsetzung steht erstmals vorab Geld bereit, insgesamt 100.000 Euro pro Bezirk. Wie stehen die Chancen für die Vorschläge im Kölner Süden im Einzelnen?

Radschnellweg am Eisenbahnring

Vorschläge, die mehrere Bezirke betreffen, wurden in einer eigenen Kategorie bewertet. Der Rodenkirchener Thomas Kahlix hatte die Idee eingebracht, einen kreuzungsfreien Radschnellweg entlang des Eisenbahngürtels um die Innenstadt anzulegen. Sie entstammt der Bürgerbeteiligung zur Parkstadt Süd und erhielt 241 Stimmen von Unterstützern. Offenbar arbeitet auch die Stadtverwaltung schon an dieser Idee. Noch in diesem Jahr soll dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, teilt sie mit.

Vorbild der „City Trees“

Gegen Feinstaub sollen mit Moos bepflanzte Stellwände helfen, so ein weiterer bezirksübergreifender Vorschlag. Vorbild sind die „City Trees“ in Oslo, die Schadstoffe filtern und Sauerstoff produzieren. Die Stadtverwaltung rät ab – zu teuer und anfällig für mutwillige Zerstörung.

Verwaltung gegen Disc Golf im Vorgebirgspark

Am meisten Stimmen aus dem Bezirk Rodenkirchen hatte der Vorschlag bekommen, im Vorgebirgspark Metallkörbe für die Trendsportart Discgolf aufzustellen. Das Grünflächenamt dagegen ist skeptisch. Der Parcours beanspruche ein großes Areal, Konflikte mit Hundebesitzern, Grill- und Picknickfreunden seien vorprogrammiert, laut neuer Stadtordnung sei eine Nutzung von Parks durch Sportgruppen ohnehin untersagt.

Mehr Sicherheit an der Industriestraße absehbar

Besser sieht es für die beiden Zebrastreifen auf der Industriestraße aus. 101 Bürger unterstützten die Forderung nach sichereren Übergängen zwischen Emil-Hoffmann-Straße und Wachsfabrik. In diesem unfallträchtigen Abschnitt liegt auch eine Kita. Ein Beschluss der Bezirksvertreter, die Kreuzung sicherer zu machen, werde derzeit geprüft, teilt die Verwaltung mit. Einen ähnlichen politischen Auftrag gibt es also schon.

Förderung des Radverkehrs

Viele Vorschläge hatten Verbesserungen für Radfahrer gefordert, etwa am Militärring. Die Verwaltung teilt mit, der marode Radweg dort, zwischen Verteilerkreis und Brühler Straße, werde in der zweiten Jahreshälfte saniert. Der Wunsch, die Marktstraße auf Höhe des Großmarktes für Radfahrer sicherer zu machen, werde sich erfüllen, wenn die nahe Kreuzung mit der Bonner Straße für die Nord-Süd-Bahn umgestaltet wird. Bei anderen Vorschlägen, die kaputte Radwege betreffen, wird auf ein Sanierungsprogramm verwiesen, für das im Jahr 1,75 Millionen Euro bereit stehen. Der Vorschlag, entlang des Kiesgrubenwegs (L150) einen neuen Radweg anzulegen, sei an den zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW weitergeleitet worden. Welche Priorität ihm dort zuteil wird, ist offen.

Sperrung der Barbarastraße wird geprüft

Wenn der geplante Kreisverkehr an der Kreuzung mit der Hauptstraße in Rodenkirchen fertig ist, könnte die Barbarastraße auf Höhe der Hochwasserschutzmauer für Autofahrer gesperrt werden. Um das Gedränge im unteren Teil zu verringern, hatte ein Bürger Poller vorgeschlagen. Das wird laut Verwaltung geprüft, aber erst dann, wenn der Kreisverkehr in Betrieb ist. (Philipp Haaser)

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Das wünscht sich der Osten

Mehr Straßenbahnfahrten nach Ostheim sind durchaus machbar.

Mehr Straßenbahnfahrten nach Ostheim sind durchaus machbar.

Die Stadtverwaltung hatte Dringlichkeit angemahnt: Bei ihrer Sitzung am 23. März sollte die Kalker Bezirksvertretung über die vorliegende Prioritätenlisten zum Bürgerhaushalt beraten. Doch so schnell wollten die Kalker kein Votum abgeben und haben die Entscheidung zunächst auf die April-Sitzung vertagt.

„Uns stehen nach dem Bürgerhaushalt 100.000 Euro zur Verfügung, die wir auf verschiedene Maßnahmen verteilen können. Das will gut überlegt sein“, sagte Bezirksbürgermeister Marco Pagano. „Wir haben derzeit alle noch Beratungsbedarf. Schließlich wollen wir uns mit allen Fraktionen abstimmen und auf eine gemeinsame Linie verständigen.“

Dabei könnte die von der Verwaltung erstellte Prioritätenliste mit 25 Favoriten der Bürger nochmals erheblich durcheinander gewirbelt werden. Pagano: „Für einige Vorschläge sind wir gar nicht zuständig, manche lassen sich nicht umsetzen und wieder andere sind gut und schnell machbar.“

Ausgehend von den Ideen, die die Bürger zum Motto „Deine Stadt, dein Bezirk. Mach was draus!“ in der Zeit von Oktober bis November 2016 im Rahmen des Bürgerhaushaltsverfahren eingereicht hatten, wollen die Bezirksvertreter nun eigene Prioritäten setzen. Diese sollen anschließend dem Finanzausschuss und dem Stadtrat zu einer endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden.

Als durchaus umsetzbar können folgende Projekt gelten.

Bahnlinie 9

Als machbar gilt die Forderung nach einer Taktverdichtung der Straßenbahnlinie 9 nach Ostheim, die vor allem in den Hauptverkehrszeiten stark überlastet ist. Allerdings setzen Stadt und KVB hier nicht auf mehr Bahnen, sondern auf längeren Züge.

Spielplätze

Neue und die Verschönerung von bestehenden Spielplätzen wurde vielfach gewünscht. Eine Aufwertung des Geländes an der Änne-Schulten-Straße in Merheim wird auch von der Stadt befürwortet, zumal in der Umgebung in den letzten Monaten vielen jungen Familien neu hinzugezogen sind. Im Brücker Neubaugebiet rund um den Otto-Unger-Weg und die Peter-Hagen-Straße ist zwar ein Spielplatz geplant, doch das wird sich aber nicht kurzfristig realisieren lassen, heißt es. Zunächst soll in Brück das Spielgelände an der Astrid-Lindgren-Allee angelegt werden.

Streetworker in Kalk

Der angemahnte Streetworker für den Bereich Kalker Bürgerpark ist schon in der Planung. Rund um die Kalker Post sollen künftig zwei Sozialarbeiter eingesetzt werden.

Geprüft werden bereits Möglichkeiten zu einer Vergrößerung des Platzes der Köln Arcaden sowie eine Verschmälerung der Fahrbahn auf der Vietorstraße, sowie eine öffentlichen Toilette an der S-Bahn-Station Trimbornstraße. Bereits im Aufbau ist eine neue Straßenbeleuchtung an der Vorsterstraße.

Ampelanlage

Die von den Anwohnern geforderte Optimierung der Ampelanlage für Fußgänger und Radfahrer im Kreuzungsbereich von Vingster Ring und Ostheimer Straße soll noch in diesem Jahr kommen. Die Anlage wird komplett erneuert und mit LED-Technik ausgestattet.

Als eher unrealistisch gelten folgende Projekte.

Bahnhof Heumar

Eine Reaktivierung des vor Jahren eingestellten Bahnhofes an der Wikinger Straße in Rath-Heumar wird sich wohl nicht umsetzen lassen. Die Bahnstrecke Richtung Gummersbach, deren Fahrzeit ja möglichst verkürzt werden soll, ist in dem Bereich nur eingleisig nutzbar.

Als wenig realistisch gilt eine Reaktivierung des Heumarer Bahnhofs.

Als wenig realistisch gilt eine Reaktivierung des Heumarer Bahnhofs.

Jugendzentrum Brück

Der Wunsch nach einer Wiedereröffnung des Jugendzentrum in Brück scheitert schon daran, weil das ehemalige Gebäude längst abgebrochen ist. Aus Sicht der Jugendverwaltung sei für das Veedel ein mobiles Angebot – ein oder zweimal pro Woche – ausreichend.

Trimm-Dich-Pfad

Am Wildgehege Brück möchte die Stadt keinen neuen Trimm-Dich-Pfad anlegen. Rund um den Wildpark solle „eher eine ruhige Erholung gefördert werden“, heißt es. Für den Wunsch nach Sport und Bewegung sollten die Bürger geeignetere Standort finden.

Als aufwendig und teuer gelten diese Bürgerwünsche.

Trimbornstraße

Die gewünschten Verkehrsberuhigung und Verbesserung der Trimbornstraße könne nur durch eine vollständige Umgestaltung der Straße erreicht werden. Die durchaus hohe Kosten dafür, müssten anteilig auf die Anlieger umgelegt werden.

Höhenbergbad 

Mehr Bahnen fürs Schwimmtraining der DLRG-Gruppen im Höhenberger Kombibad standen ganz oben auf der Wunschliste der Bürger. Da hatten wohl viele Vereinsmitglieder mitgestimmt. Doch das kann nicht die Bezirksvertretung Kalk entscheiden, sondern das muss mit der Köln-Bäder GmbH abgestimmt werden.

Radwege

Der sanierungsbedürftige Radweg zwischen Rath-Heumar und dem Flughafen zählt nicht zum Zuständigkeitsbereich der Stadt, sondern zum Landesbetrieb Straßen NRW.  

Das wünscht sich die Innenstadt

Dass die Ehrenstraße zur Fußgängerzone wird, war eine der Ideen für den Bürgerhaushalt.

Dass die Ehrenstraße zur Fußgängerzone wird, war eine der Ideen für den Bürgerhaushalt.

Geht es nach den Kölnern, die sich am Bürgerhaushalt 2016 beteiligt haben, hat die Stadt noch eine Menge im Bereich Radverkehr zu tun. Gleich zehn der 25 meist unterstützten Anträge aus der Innenstadt drehen sich um das Rad. Weitere fünf Petenten wollen den Autoverkehr in der Innenstadt begrenzen, um mehr Raum für Radler und Fußgänger zu schaffen.

An dem Online-Verfahren hatten sich mehr als 6000 Kölner im Oktober und November 2016 beteiligt. Inzwischen hat die Verwaltung die 25 beliebtesten Vorschläge aus jedem Bezirk aus ihrer Sicht bewertet – und wohl die wenigsten Vorschläge werden in nächster Zeit umgesetzt werden. Dabei stünde dafür erstmals Geld bereit – 100.000 Euro pro Bezirk. Die Bezirksvertretung wird sich den Vorschlägen widmen, hat das Thema allerdings auf ihrer jüngsten Sitzung erstmal zurückgestellt.

Das sind die Wünsche der Bevölkerung:

Nord-Süd-Verbindung durch die City für Radfahrer

Oben auf der Wunschliste der Bürger steht eine Nord-Süd-Verbindung durch die City für Radfahrer. Denn obwohl es schätzungsweise eine Million Räder in Köln gibt, kommen sich Radler und andere Verkehrsteilnehmer wie auf der Rheinpromenade allzu oft ins Gehege. Auch das Radverkehrskonzept bietet nur langfristige Lösungen an. Die Verwaltung ist jedoch der Ansicht, dass durch Öffnung von Fußgängerzonen und Freigabe vieler Einbahnstraßen bereits ausreichende Verbesserungen erzielt wurden.

Geschützte Spur für Fahrradfahrer

Auch auf den Ringen sollen die Radler künftig besser vorankommen. Statt schmaler Schutzstreifen, die oft von Autofahrern mitgenutzt oder vom Anlieferverkehr versperrt werden, soll auf der Fahrbahn eine geschützte Spur entstehen, fordert unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Abgelehnt, antwortet die Verwaltung. Der Vorschlag könne wegen Platzproblemen nicht umgesetzt werden.

Fußgängerzonen in der Ehrenstraße und am Eigelstein

Fußgängerzonen in der Ehrenstraße und am Eigelstein wünschen sich ebenfalls zahlreiche Kölner. Für den Eigelstein gibt es da offenbar nur wenig Chancen, weil das Quartier erst vor einigen Jahren umgestaltet worden ist. Weitere Fußgängerzonen müssten im Detail untersucht werden. Dafür gebe es aber keinen politischen Auftrag, so die Verwaltung. Geprüft wird hingegen der Vorschlag zur Ehrenstraße. Eine Umgestaltung werde ohnehin anvisiert, der Vorschlag werde geprüft. Fraglich aber, ob der Bürgervorschlag auch in die Planung übernommen wird.

Autofreie Zonen

Autofreie Bereiche wünschen sich zahlreiche Kölner einerseits am Dom, andererseits am Neumarkt. Das wird wohl kaum umgesetzt werden können, teilt die Stadt mit. Denn am Neumarkt müsste jede Straßensperrung in einer Einzelfallprüfung samt umfangreicher Verkehrsuntersuchung beurteilt werden. Zudem gebe es keinen politischen Auftrag. Am Dom hingegen habe die Kommune ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Durch das Ende der Bauarbeiten in der östlichen Domumgebung habe sich die Aufenthaltsqualität für Fußgänger bereits verbessert.

Fahrradrampen an Brücken

Die Brücken wollen ebenfalls viele Antragsteller mit dem Rad erreichen. Etwa die Süd- oder die Hohenzollernbrücke, wo entsprechende Rampen aufgebaut werden sollen. Andere fordern Brücken für Rad- und Fußgänger über den Rhein in der Südstadt und in Höhe der Bastei. Im Fall der Hohenzollernbrücke ist in absehbarer Zeit wohl kaum etwas zu machen. Viel hängt von der Deutschen Bahn ab, die am Breslauer Platz eine Gleiserweiterung plant. Wann die aber kommt, steht in den Sternen. Eine Rampe zur Südbrücke will die Stadt im Rahmen der Entwicklung des Deutzer Hafens durchführen. Die Fahrradbrücke als Verlängerung des Rings im Bereich der Bastei könnte möglich werden. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Ebertplatz

Der Ebertplatz soll schöner werden. Das könnte gelingen, vor allem, wenn die Machbarkeitsstudie zum aufwändigen Bau einer Tiefgarage vorgelegt wird, was Ende des Monats geschehen soll – die Stadt hat die Planung inzwischen wohl verworfen. Damit rückt die Umgestaltung des Platzes in greifbare Nähe. Viele Anwohner wünschen sich eine ebenerdige Gestaltung.

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