Köln – Mit „Ignis Plus“ startet die Berufsfeuerwehr Köln in eine neue Ära. Die Leitstellen-Software hat ein Unternehmen für die Berliner Feuerwehr programmiert, ab sofort dürfen auch die Kölner Brandbekämpfer damit arbeiten.
Bis „Ignis“ (lateinisch für „Feuer“) aber tatsächlich in Betrieb geht, werden noch ein bis eineinhalb Jahre vergehen, schätzt Kölns Feuerwehrchef Johannes Feyrer – so lange wird es ungefähr dauern, bis alle Kölner Straßen, Gebäude und U-Bahnnetze in die Datenbank eingepflegt und alle knapp einhundert Leitstellen-Mitarbeiter im Umgang mit dem neuen Programm geschult sind.
1000 Notrufe am Tag
In der Leitstelle an der Scheibenstraße in Weidenpesch werden die 112-Notrufe entgegengenommen – ungefähr 1000 pro Tag. Das neue Einsatzleitsystem „Ignis Plus“ ist der Kern, aber bei weitem nicht der einzige Bestandteil der geplanten Kompletterneuerung der Leitstellentechnik. Bei der Feuerwehr läuft das Projekt unter der Bezeichnung „Leitstelle 2020“. Auf den neuesten Stand gebracht werden zum Beispiel auch die Kommunikations- und die Sicherheitstechnik, die ebenfalls in die Jahre gekommen sind.
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Täglich sind in Köln 50 Rettungswagen, zehn Notärzte und elf Löschzüge unterwegs. Deren Einsätze koordinieren die Disponenten der Notrufzentrale. „Ignis Plus“ kann die genauen Positionen der Fahrzeuge via GPS orten und errechnen, welches am schnellsten am Einsatzort sein kann. Das ist bislang so nicht möglich.
Auch muss der Disponent künftig das Telefonat mit einem Notruf-Melder nicht mehr unterbrechen, um seine Kollegen in der Wache per Lautsprecherdurchsage zum Einsatz zu schicken; das geschieht dann automatisch per Knopfdruck und Computerdurchsage. Jens Jünemann, der das Projekt „Leitstelle 2020“ managt, spricht von einem „Generationswechsel in der Alarmierungstechnik“.
Altes System wird nicht mehr vermarktet
Nötig wird die IT-Erneuerung vor allem, weil das alte Einsatzleitsystem „Siveillance Command“ von Siemens nicht weiter vermarktet wird. Es gibt etwa eine Handvoll Hersteller, die entsprechende Programme vertreiben, fündig wurde die Kölner Feuerwehr allerdings bei ihren Kollegen in Berlin.
Die sind den umgekehrten Weg gegangen und haben eine IT-Firma beauftragt, ein Einsatzleitsystem zu entwickeln, das auf die Anforderungen einer Feuerwehr in einer Millionenstadt zugeschnitten ist – dieselben Kriterien treffen auch auf Köln zu: ein dichtes U-Bahn-Netz, Straßenbahnen, ein Fluss, ein viel befahrener Autobahnring, viele Hoch- und Krankenhäuser.
Weil die Feuerwehr Köln sich künftig an der Weiterentwicklung der Software beteiligt, darf sie „Ignis Plus“ zum Nulltarif nutzen. Bezahlen muss die Stadt nur für Anpassung, Wartung und Pflege des Programms.