Glasfaser in KölnTausende kriegen schnelleres Internet – Karte mit „weißen Flecken“

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breitbandausbau kabel

In Köln werden hunderte Kilometer Breitbandkabel verlegt. 

Köln – Der Förderbescheid ist üppig, und mit seiner Hilfe könnte sich Köln an die Spitze des Breitbandausbaus aller deutschen Großstädte setzen. Rund 30 Millionen Euro hat der NRW-Wirtschaftsminister bei seinem Besuch in Köln im Gepäck. Mit dem Geld sollen bis Mitte 2025 Tausende Kölner Haushalte, 204 Betriebe, sechs nicht städtische Schulen und ein Krankenhaus ans Glasfasernetz angeschlossen werden und mit Höchstgeschwindigkeit durch Internet surfen. Insgesamt sollen 1545 neue Kilometer Leitungen in Kölner Boden verlegt werden. Wenn die dicken Kabelstränge vor der Haustür liegen, heißt das aber noch nicht, dass in den Wohnungen die Zeit der quälend langsam aufbauenden Websites vorbei ist. Dafür müssen auch die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden.

An der Hafenstaße in Mülheim wurde mit der Arbeit am Glasfasernetz bereits begonnen. Ein passender Ort also, um den millionenschweren Subventionsbescheid zu überbringen. Von den insgesamt 33 Millionen Euro des Ausbau-Projekts trägt der Bund mit 16,5 Millionen Euro die Hälfte, das Land steuert 13,2 Millionen Euro bei, Stadt Köln 3,3 Millionen Euro.

Zusätzlich 17.000 Wohnungen in Köln versorgen 

„17.000 Wohnungen“ könnten neben den Schulen, Betrieben und dem Krankenhaus“ mit dem Programm ans Glasfasernetz angeschlossen werden, sagt Reker bei einem Pressetermin im Dock 2 in Mülheim. Bis 2025, verspricht die Oberbürgermeisterin, sei Köln flächendeckend mit schnellen Gigabit-Verbindungen ausgestattet – sowohl im Boden als über 5G in der Luft. Die Glasfaserleitungen seien „digitale Lebensadern“ für Haushalte, die Wirtschaft und Bildungsstätten, betont Reker. Mit dem Förderprogramm und weiteren Breitbandleitungen, die privatwirtschaftlich verlegt würden, „würden wir Hamburg als bestversorgte Stadt in Deutschland ablösen“, jubelt sie.

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Koeln-Breitband-Flecken

Breitbandausbau in Köln

„Köln hat sich schon früh auf den Weg zur digitalen Stadt gemacht“, lobt Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Deshalb sei der Breitbandausbau in Köln bereits weit fortgeschritten und werden nun weiter vorangebracht. „Für uns ist es ein Festtag“, sagt Timo von Lepel, Geschäftsführer von Netcologne. Das Telekommunikationsunternehmen hatte sich in einem Ausschreibungsverfahren durchgesetzt und wird die neuen Trassen bauen. Zum ersten Mal geschehe das mit Fördergeld, sonst hätte die Netcologne es in Eigenregie durchführen müssen, sagt von Lepel. Um die 1545 Kilometer Kabel zu verlegen, müssen rund 230 Kilometer Straßen und Bürgersteige aufgerissen werden. In den Schächten liegen mehrere Kabel gleichzeitig. Nach seinen Worten seien bereits alle städtischen Kölner Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen.

Keine „Weißen Flecken“ mehr auf der Breitbandkarte Kölns

Mit dem Geld sollen so genannte Weiße Flecken von der Breitbandkarte Kölns weitgehend verschwinden, also Punkte, in denen zurzeit mit höchstens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Zeitlupentempo gesurft wird. Aber im Zuge dessen könnten auch mehr als ein Drittel der Kölner Grauen Flecken, die einen immer noch dürftigen Datenfluss von bis zu 100 Mbit/s erlauben, getilgt werden, wenn sie an den neuen Kabeltrassen zu den Weißen Flecken liegen. Wohnungen an 1350 Bereichen, die weiße Flecken sind und rund 6000 Haushalte in Grauen Flecken könnten in den kommenden Jahren mit Glasfaser ausgestattet werden, sagt Sebastian Christgen von der Stabsstelle Breitbandkoordination der Stadt. Dann würden sie zu Schwarzen Flecken: Bereiche mit der bestmöglichen Versorgung. Statt der nachgerade altertümlichen Kupferkabeln, lägen dann dort modernste Leitungen. Dabei ist Köln ist in Sachen Breiband jetzt schon gut aufgestellt. Rund 72 Prozent der Haushalte hätten bereits einen Glasfaseranschluss. Mit der Förderung kämen noch etwa 11,5 Prozent hinzu. 

breitband rekerPinkwart

Michael Witte vom Projektträger Atene (v.l.), NRW-Minister Andreas Pinkwart, OB Henriette Reker und Netcologne-Chef Timo von Lepel

Welche bislang schlecht versorgten Adressen ausgewählt werden, liegt auch ein Stück weit in den Händen der Provider wie Netcologne. Bei ihnen fragt die Stadt ab, welche Orte sie im Laufe der kommenden drei Jahre mit Glasfaserkabeln ausstatten wollen. Liegt erst einmal die Leitung vor einem Haus, gilt der Bereich als versorgt, erklärt Christgen. Doch damit liegt die Verbindung noch längst nicht in den Gebäuden selbst. Dafür müssen die Eigentümerinnen und Eigentümer aktiv werden und dem Hausanschluss zustimmen. „Denn“, auch das betonte NRW-Minister Pinkwart, nutzten bislang „nur ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger“ NRWs die vorhandene  Infrastruktur. Sobald feststeht, dass eine Trasse gebaut wird, schreiben die Provider die Hausbesitzerinnen und -besitzer an und bieten an, den Durchstich von der Straße ins Haus und bis in die Wohnungen kostenlos vorzunehmen. „Das ist ein fingerdickes Loch in der Hauswand“, erläutert Christgen.

Eigentümer müssen keinen Förderantrag stellen

Mitunter würden die Eigentümer auf die Schreiben jedoch nicht reagieren. Wenn sie das dann später nachholen wollen, müssen sie die Kosten für den Hausanschluss selbst tragen, weiß Christgen. Bürgerinnen und Bürger müssen also auf Post eines Providers oder auch der Stadtverwaltung warten, in Eigeninitiative einen Förderantrag einreichen müssen sie folglich nicht. Sie können allenfalls schon jetzt auf der Homepage von Netcologne vorab ihr Einverständnis erklären, dass sie versorgt werden wollen, sobald ein Unternehmen in der betreffenden Straße mit den Arbeiten beginnt.

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Der Breitbandausbau ist indes nicht nur für stationäre Internetverbindungen wichtig. „Das Glasfasernetz ist auch die Grundlage für 5G“, also eine leistungsstarke kabellose Internetverbindung im Freien, ergänzt Thomas Rossbach, Leiter der Breitband-Stabsstelle. Denn ein flächendeckendes 5G-Netz benötigt viele Antennen, die wiederum mit Glasfaserleitungen verbunden werden müssen. 5G ist zum Beispiel eine Voraussetzung für autonomes Fahren mit Autos. In der Industrie können Maschinen miteinander kommunizieren und Produktionsprozesse dokumentieren und effizienter machen.

„Die Grundlage der Digitalisierung ist nun einmal eine digitale Infrastruktur“, sagt Rossbach. Die werde nun mithilfe des Förderbescheids deutlich verbessert. „Für die Bürgerinnen und Bürger ist das ein großer Schritt“, betonte Reker.

Weitere Informationen zum Breitbandausbau und wie Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden, hat die Stadt Köln auf ihrer Homepage gebündelt.

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