37.000 Anmeldungen zum 27. Köln-Marathon sorgen bei Renndirektor Markus Frisch für viel Euphorie. Für Verkehr und KVB gelten am Sonntag Einschränkungen.
Eine Kleinstadt rennt durch KölnTeilnehmer-Rekord, Streckenverlauf, Verkehr – Alle Infos zum Marathon

37.000 Läuferinnen und Läufer haben sich vorgenommen, am Sonntag das Ziel auf der Komödienstraße im Schatten des Doms zu erreichen.
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„So ganz genau weiß ich auch nicht, warum auf einmal so viele Menschen zum Laufen gefunden haben“, sagt Markus Frisch, Geschäftsführer der Kölner Ausdauersport GmbH und Renndirektor des 27. Köln-Marathon. 37.000 Anmeldungen – so viele waren es bei der größten Breitensportveranstaltung in Nordrhein-Westfalen noch nie. „Eine Kleinstadt läuft am Sonntag durch eine Großstadt“, sagt Frisch. Oder hat zumindest gebucht und die Startgebühr bezahlt.
37.000, die beim Marathon, beim Halbmarathon starten oder sich die Strecke in Staffeln teilen. Das entspricht etwa allen Einwohnern von Beckum in Westfalen. Angesichts dieser Zahlen gerät der sonst eher zurückhaltende Renndirektor ins Schwärmen. „Wir waren allein beim Marathon schon mal bei 18.000. Diese Zahl in den nächsten Jahren zu überbieten, ist schon mein Ziel.“
Wie verteilen sich die 37.000 auf die verschiedenen Wettbewerbe?
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Der Halbmarathon ist mit 23.383 Anmeldungen die unangefochtene Nummer eins und seit Ende Mai ausgebucht. Er wurde 2006 ins Programm genommen, weil die Meldezahlen für den Marathon so stark gesunken waren, dass die Veranstaltung ohne die Halbdistanz nicht mehr zu finanzieren war.
„In diesem Jahr hätten wir auch mit 28.000 starten können, so groß war die Nachfrage“, sagt Frisch. „Dafür sind Kölns Straßen leider zu eng.“ Immerhin haben rund 2600 Interessenten noch nachträglich Tickets über eine erstmals eingerichtete Umtauschbörse bekommen.
Und der Marathon?
Der ist das eigentliche Phänomen. Knapp 11.000 Anmeldungen bedeuten eine Steigerung von 42,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dass der Altersdurchschnitt bei Männern (36,4 Jahre) und Frauen (34,7 Jahre) unter dem des Halbmarathon (Männer 41,1/Frauen 38,8) liegt, ist selbst für Laufexperten überraschend. Der Schulmarathon verzeichnet mit 174 Teams ein Plus von 61 Prozent, der Staffelmarathon legt mit 969 Mannschaften um knapp 20 Prozent zu, der Kinderlauf am Dom mit mehr als 18 Prozent ebenfalls. „Wir sind mehr, wir sind jünger und weiblicher geworden.“
Warum ist Laufen gerade bei jungen Leuten so beliebt?
Für Jonathan Dahlke (30) von Bayer Leverkusen, der mit einer Marathon-Zeit von 2:15:42 Stunden beim London-Marathon mit Platz 15 in die erweiterte Elite laufen konnte und am Sonntag zum erweiterten Favoritenkreis zählt, hat das viel mit Corona zu tun. „In der Pandemie konnten gerade die jüngeren Leute wenig gemeinsam unternehmen. Da haben viele für sich das Laufen und das Radfahren entdeckt.“

Renndirektor Markus Frisch und Marathonläufer Jonathan Dahlke (r.), der mit einer Zielzeit unter 2:15 Stunden zumindest als schnellster Kölner ins Ziel kommen dürfte.
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Dahlke ist Mitgründer der Running-Crew Milers Colonia 2020, einer Laufgemeinschaft, die sich ausschließlich über soziale Medien organisiert. „Wir sind ein recht loser Zusammenschluss, haben dennoch ambitionierte Ziele“, sagt er, auch wenn man wie bei einem klassischen Sportverein weder über eigene Trainer noch eigene Trainingsstätten verfüge. Seit einem Jahr habe man mittwochs eine feste Bahn-Zeit auf der Ostkampfbahn des Rhein-Energie-Stadions. Die Milers spornen sich gegenseitig an. Ihr Motto: Lasst den Tartan brennen.
Rund 90 Milers werden am Sonntag in Köln dabei sein. Im vergangenen Jahr unterbot ein Dutzend beim Marathon die Drei-Stunden-Marke. „Drei oder vier könnten diesmal um die zweieinhalb Stunden laufen“, sagt Dahlke. „Ich schätze, wir sind die schnellste Running-Crew Deutschlands.“
Wo wir gerade beim Thema sind. Wer sind die Favoriten?
Der Köln-Marathon trägt seit 2025 das internationale World Athletics Road Race Label. Das ist zwar nicht die erste Liga, aber immerhin ein Qualitätssiegel und hat für Profiläufer durchaus eine Bedeutung, weil es ihnen Punkte für ihre Zeiten und Platzierungen bringt, die in die Jahreswertung einfließen. „Wir haben nicht die absolute Spitze, aber ein ambitioniertes Feld beim Halbmarathon und beim Marathon“, sagt Renndirektor Frisch.
Welche Zielzeiten sind zu erwarten?
Beim Halbmarathon könnten die Streckenrekorde fallen. Bei den Männern gelten Mamiyo Nuguse Hirsuato (36), ein Flüchtling aus Äthiopien, und Jona Bodirsky (24), der Mitte September in Kopenhagen in 1:02:59 Stunde eine persönliche Bestzeit lief, als Favoriten. Esther Pfeiffer aus Düsseldorf (Bestzeit 1:09:15) dürfte das Frauenrennen dominieren, zumal sie als Tempomacher auf ihren Mann Hendrik Pfeiffer zählen kann, der beim Berlin-Marathon am 21. September als bester Deutscher in 2:09:14 Stunden ins Ziel kam.

Der Kenianer Alfred Kering läuft beim Köln-Marathon im Jahr 2012 mit 2:07:37 Stunden den Streckenrekord, der bis heute Bestand hat.
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Und beim Marathon?
Bei den Frauen ist es sehr unwahrscheinlich, dass der uralte Streckenrekord von Helena Kirop (2:25:34 Stunden) aus dem Jahr 2012 fällt. „Wir sind zwar internationaler geworden, haben vier Läuferinnen aus Kenia und zwei aus Äthiopien am Start, aber das wird dennoch nicht ganz reichen“, sagt Frisch. „Der Plan ist, unter zweieinhalb Stunden zu laufen.“
Bei den Männern hat der Kenianer Jonathan Maiyo mit einer Bestzeit von 2:04:56 Stunden den Streckenrekord von Alfred Kering (2:07:37) aus dem Jahr 2012 schon mal deutlich unterboten, aber das ist 13 Jahre her. Als Favorit gilt Douglas Chebii aus Kenia, dessen bisherige Bestmarke (2:06:31) erst drei Jahre zurückliegt. „Unser Ziel ist, unter 2:10 Stunden zu bleiben“, sagt Frisch. Also auch hier gilt: Der Streckenrekord wird wohl nicht fallen.
Wann und wo gibt es die Startunterlagen?
Am Freitag, 3. Oktober, 12 bis 20 Uhr, und Samstag, 4. Oktober, 9 bis 18 Uhr auf der Running-Expo in der Motorworld, Butzweilerstraße 35-39. Die Messe erreicht man am besten mit der Linie 5 der KVB bis zur Haltestelle Ikea oder der Buslinie 127 bis zur Haltestelle Ossendorf. Für Autofahrer: Der Parkplatz von Ikea kann kostenfrei genutzt werden. Von dort sind es fünf Minuten zu Fuß. Am Sonntag können keine Startnummern mehr abgeholt werden.
Hat sich der Streckenverlauf gegenüber 2024 verändert?
Nein. Wichtig ist nur: Am Start auf dem Ottoplatz in Deutz werden keine Kleiderbeutel entgegengenommen. Die müssen vor dem Rennen im Zielbereich an der Burgmauer abgegeben werden. Das ist schon seit Jahren so, aber hat sich immer noch nicht bei allen Teilnehmenden herumgesprochen. Von der Burgmauer geht man entweder zu Fuß über die Hohenzollernbrücke zum Start oder fährt mit den Bahnlinien 3 oder 4 vom Appellhofplatz bis Deutz/Messe. Läuferinnen und Läufer haben ein kostenloses Ticket plus ein weiteres für eine Begleitperson.
Wie fährt die KVB am Marathon-Sonntag?
Die Linie 1 fährt von 8.30 bis 15.15 Uhr von Bensberg nur bis zum Neumarkt und wieder zurück. Die Bahnen von Weiden fahren bis zur Haltestelle Aachener Straße/Gürtel und retour.
Die Linie 7 fährt von Zündorf von 8 bis 12 Uhr bis zur Haltestelle Deutzer Freiheit und zurück. Ab 12 Uhr bis ca. 15.15 Uhr geht es aus Zündorf wieder bis zum Neumarkt.
Die Linie 7 fährt von 8 bis 15.15 Uhr von Frechen bis Aachener Straße/Gürtel.
Die Linie 9 fährt von 8 bis 15.15 Uhr vom Königsforst bis zum Neumarkt. Auf dem Abschnitt zwischen dem Hermeskeiler Platz und Neumarkt fällt sie aus.
Macht es Sinn, am Sonntag mit dem Auto durch Köln zu fahren?
Die großen Tangenten auf der linken Rheinseite sind größtenteils frei. Das betrifft den gesamten Gürtel, die Nord-Süd-Fahrt, die Innere Kanalstraße zwischen der Zoobrücke und der A 57, die Aachener Straße nur stadtauswärts, die Luxemburger Straße stadteinwärts, die Bonner Straße ab Chlodwigplatz und das Rheinufer ab Hauptbahnhof Richtung Norden bis zum Niehler Ei. Bis auf die Deutzer Brücke sind alle Brücken offen.
Kann man den Marathon auch vom Sofa aus verfolgen?
Ja. Der Live-Stream ist ab 8.25 Uhr auf der Website, über die App, bei Facebook und Youtube zu sehen.