Ossendorfer über sein Veedel„Der Bürgerpark ist ein Paradies für alle“
4 min
Der Bürgerpark Nord ist in den Grüngürtel eingebettet.
Copyright: Christoph Hennes
ANZEIGE
ANZEIGE
Robert Döring wohnt in Ossendorf gleich neben dem Gefängnis und fühlt sich dort sehr wohl
Herr Döring, Sie leben seit mehr als 30 Jahren in Köln. Was hat Sie nach Ossendorf verschlagen?
Verschlagen ist nicht das richtige Wort. Tatsächlich bin ich hier eher zufällig gelandet, weil ein Haus zu mieten war, das einfach gut zur Familie passte. Sehr schnell hat sich diese Entscheidung jedoch als ganz wunderbar herausgestellt. Und die meist witzig gemeinten Bemerkungen vieler Mitmenschen, jetzt lebe der Bänker zwischen Knast, Abfall-Wirtschaftsbetrieben und Ikea treffen nicht die Wirklichkeit. Das Gewerbegebiet liegt zwar um die Ecke, ebenso der Klingelpütz, aber wir in Ossendorf bekommen davon überhaupt nichts mit.
Wir genießen stattdessen das superüppige Grün, das das ganze Viertel durchzieht. Der Bürgerpark Nord, direkt hier vor der Haustür, ist eingebettet in den Kölner Grüngürtel. Wir könnten von hier aus sowohl nach Norden als auch nach Süden quasi nur durch Wald und Wiesen bis an den Rhein joggen – naja, besser mit dem Fahrrad fahren, denn das ist ja schon eine Strecke.
Der Bürgerpark Nord erinnert mich immer an eine skandinavische Naturlandschaft, nicht gestriegelt wie ein Stadtgarten oder ein Park und dennoch gepflegt, ein kleines Paradies für alle: Spaziergänger, Sportler, Kinder, Hunde.
Gibt es in Ossendorf so etwas wie ein Veedelsgefühl?
Als Ossendorf am 1. April 1888 nach Köln eingemeindet wurde, war es noch ein kleines Dorf mit nicht einmal 1000 Einwohnern. Heute leben mehr als zehnmal so viele Menschen hier, vorzugsweise junge Familien mit Kindern. Da ist von der alten Dorfidylle nicht mehr viel übriggeblieben. Die englischen und belgischen Nachkriegskasernen wurden zu schönen Wohnungen umgestaltet, auf dem Gelände des früheren Butzweilerhofes werden große neue Wohnanlagen gebaut. Die Menschen, die hier leben, kommen von überall her und sind froh, hier zu sein. Wenn man das als Veedelsgefühl bezeichnen will – ich würde eher sagen, es ist ein Wohnwohlgefühl. Natürlich gibt es, wie fast überall, auch Vereine wie den Sportverein Germania Ossendorf von 1894 e.V., oder die Löstige Fastelovendsfründe, eine Karnevalsgesellschaft, die 1978 gegründet wurde. Insofern schon: Veedelsgefühl.
Wie empfinden Sie denn die Einbindung der Gewerbeansiedlungen?
Nun, abgesehen vom AWB-Wertstoffhof, der nicht unbedingt hier angesiedelt sein müsste – aber immerhin handelt es sich um recycelbare Wertstoffe, nicht um Müll – stört das Gewerbe überhaupt nicht. Bis vor ein paar Jahrzehnten war das hier Peripherie, am Rande der Stadt. Ossendorf spiegelt das wider, was unsere Zeit hergibt. Tradition und Moderne, zum Beispiel das Coloneum, eines der größten und modernsten Medienzentren Europas, und in unmittelbarer Nachbarschaft die Reste alter Gehöfte – wie dem Gut Frohnhof und dem Pisdorhof.
Wie beurteilen Sie die Stadtentwicklung im Veedel?
Herausragend und einmalig dabei ist der Flughafen Butzweilerhof, der erste zivile Flughafen Kölns, der 1911 in Ossendorf angelegt wurde. Er war von den späten 1920er Jahren bis zum zweiten Weltkrieg das „Luftkreuz des Westens“, was sich im Bauhausstil des denkmalgeschützten Empfangsgebäudes zeigt.
Heute beheimaten die Räumlichkeiten ein Luftfahrtmuseum. Die großen Hangars werden zu einem Hotel und einer Eventlocation mit Ausstellung rund um die Mobilität umgestaltet – auch eine gute Idee! Wie konsequent Stadtentwicklung in Ossendorf betrieben wird, zeigt sich bis in die Benennung der Straßen wie Hugo-Eckener-Straße oder Käthe-Paulus-Straße, die Entwicklern und Pionieren der Luftfahrt gewidmet sind und in der neuen Wohnbebauung, die dem Bauhausstil ähnelt.
STECKBRIEF
Das mag ich an Ossendorf: Die Lage. Einerseits das Wohnen im Grünen und andererseits die perfekte Anbindung an die Stadt. Mit der Bahn sind wir in 20 Minuten am Dom und mit dem Auto in drei Minuten auf der Autobahn. Das ist verbesserungswürdig: Wir haben hier im Stadtteil keine richtige Einkaufsstraße und wenig Gastronomie. Das finden wir nur im benachbarten Neuehrenfeld, zum Beispiel in der Landmannstraße. Lieblingsort in Ossendorf: Schon irgendwie die Reste des alten Flughafens Butzweilerhof. Die Vorstellung, dass hier Historisches stattgefunden hat, fasziniert mich.
Robert Döring vor einem der Eingänge zur ehemaligen Empfangshalle des Flughafens Butzweilerhof.
Copyright: Burger
Zur Person
Robert Döring wurde 1974 in Berlin geboren. Zum Studium der Betriebswirtschaftslehre kam er nach Köln.
Heute ist er Leiter der Abteilung Private Banking bei der Sparkasse Köln-Bonn. Er ist Vater von zwei Kindern, seine Hobbys sind Reisen und Golf.