Corona in KölnStadt verschärft Maskenpflicht und will mehr Schnelltests einsetzen

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Reker PK

OB Henriette Reker bei der Pressekonferenz im Rathaus.

Köln – Über Lockerungen der Corona-Regeln werde trotz sinkender Infektionszahlen noch nicht nachgedacht. Vielmehr darüber, wie die Inzidenzzahl deutlich unter einen Wert von 50 gedrückt werden könne. Das teilte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Rathaus mit. Die Lage in Köln sei tendenziell positiv, doch der Weg aus der Pandemie nach wie vor hart.

Vergangenen Freitag hatte Reker daher zu einer Experten-Konferenz eingeladen, an der 99  Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen teilnahmen. Ziel war es, die aktuell geltenden Maßnahmen sowie das Vorgehen der Stadt kritisch zu überprüfen. Zwar sei dabei herausgekommen, dass man in Köln mit dem aktuellen Vorgehen grundsätzlich auf dem richtigen Weg sei. Dennoch bedürfe es weiterer Maßnahmen, „um langfristig das Ziel einer Inzidenz deutlich unter 50 zu erreichen“, so Reker.

Ausweitung der Maskenpflicht und mehr Tests

Die Maskenpflicht im öffentlichen Raum soll abermals ausgeweitet werden, diesmal vor Schulen. Im Umkreis von 150 Metern um die Gebäude mussten bisher nur Schüler und Lehrer Maske tragen, für alle anderen Passanten galt das auf Straßen ohne Maskenpflicht bisher nicht. In der nächsten Allgemeinverfügung soll diese Regel aber auf alle Personen gleichermaßen verpflichtend ausgeweitet werden.

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Außerdem will die Stadt mit noch mehr Testungen Menschen identifizieren, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das gelte vor allem für Bereiche, wo viele für längere Zeit zusammenkommen, etwa religiöse oder auch berufliche Zusammenkünfte. Konkret sollen vor der nächsten Ratssitzung, die am Donnerstag coronabedingt nicht im Rathaus, sondern im Gürzenich stattfinden wird, alle Teilnehmer einem Schnelltest unterzogen werden. Das gelte für die Mitarbeitenden der Verwaltung, der Gruppen und Fraktionen, sagte Reker. „Ich hoffe, dass auch alle in einer verminderten Teilnehmerzahl tagen werden“, sagte Reker weiter.

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Komplett digital könne die Sitzung aber noch nicht ablaufen. Die Schnelltests geben zwar keine absolute Gewissheit, so Reker, doch „Superspreader können damit herausgefischt “ – und notwendige Kontakte „entschärft“ werden. Bisher setzte die Stadt überwiegend auf die als deutlich zuverlässiger geltenden PCR-Tests zum Nachweis von Infektionen. Damit sind stadtweit inzwischen mehr als 700.000 Abstriche gemacht worden.

Schnelltests gelten besonders bei Menschen ohne Symptome mit niedriger Viruslast als äußerst fehleranfällig. Zuletzt wurde bekannt, dass Schnelltests unter Mitarbeitern der JVA in Ossendorf dutzendfach falsch positiv ausgefallen waren.

Alkoholverbot an Karneval

Zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag. 11. bis 16. Februar, wird an verschiedenen Hotspots der Konsum und Verkauf von alkoholischen Getränken verboten sein. Das sei laut Reker sicher, auch wenn ein solcher Beschluss im Krisenstab bisher noch nicht gefasst wurde. Das Verbot soll in bestimmten Zeiträumen gelten – wann und wo wird dem Vernehmen nach am Freitag im Krisenstab entschieden.

Kostenlose Taxifahrten

Der Krisenstab der Stadt hat beschlossen, dass auch Personen, die älter als 70 Jahre alt sind, eine kostenlose Taxifahrt ins Impfzentrum und zurück bekommen. Voraussetzungen: Sie müssen Pflegegrad eins oder zwei haben, Grundsicherung beziehen oder Kölnpass-Inhaber sein. Über Einzelheiten führe die Stadt laut Reker aktuell Gespräche mit dem Taxi-Unternehmen.

Infektionsquelle

Nach wie vor infizieren sich die meisten Menschen durch soziale Kontakte mit dem Coronavirus. Überwiegend im eignen Haushalt oder durch Besuche bei der Familie. Als zweite Infektionsquelle gilt die Arbeit, da nicht alle Menschen die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten.

Nießen Infektionsquellen

Johannes Nießen, Leiter der Kölner Gesundheitsamts, erklärt die Verteilung der Infektionsquellen.

Allerdings ist die Infektionsquelle in vielen Fällen nach wie vor unbekannt. Dennoch betont Reker am Mittwoch, dass die Kontaktnachverfolgung seit Wochen gut laufe und sowohl Menschen, die positiv getestet werden, als auch die dazugehörigen Kontaktpersonen innerhalb von 24 Stunden informiert werden können.

Mutationen

In Köln sind bislang 166 Infektionen mit einer Virusmutation nachgewiesen worden – 114 mit der britischen Variante, 52 mit der südafrikanischen Variante. Als Hauptinfektionsquellen gelten auch hier Sozialkontakte, vorwiegend in der eignen Familie. So haben sich 57 Prozenten der Personen, die sich mit der britischen Variante infiziert haben, durch Sozialkontakte angesteckt – davon 37 Prozent im eignen Haushalt.

Bei der südafrikanischen Variante sehen die Zahlen etwas anders aus: Bei 58 Prozent der infizierten Personen ist die Infektionsquelle unbekannt. Das liege an dem Ausbruch in der Flüchtlingsunterkunft in der Herkulesstraße. „Dort hatten verschiedene Familien verschiedene Einträge, denn sie hatten nicht wirklich Kontakt zueinander. Deswegen suchen wir dort noch“, so Nießen. In der Sammelunterkunft wurde die südafrikanische Virusvariante bei elf Mitarbeitenden sowie 31 Bewohnern nachgewiesen. Daher steht die gesamte Unterkunft noch bis zum 10. Februar unter Quarantäne.

Impfstoff der Firma Astrazeneca

Ab kommender Woche Mittwoch steht auch in Nordrhein-Westfalen der Impfstoff von Astrazeneca zur Verfügung – zunächst 130 000 Impfdosen. Wie viele davon nach Köln kommen, sei unklar. Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts, geht davon aus, dass es sich um etwa 7000 bis 7500 Dosen handeln wird. Da die Ständige Impfkommission empfiehlt, den Impfstoff nur bei jüngeren Menschen – bis 64 Jahre – zu verimpfen, wird dieser zunächst bei priorisierten Berufsgruppen verwendet. Dazu gehören unter anderem Ambulante Pflegekräfte und der Rettungsdienst.

Im Kölner Impfzentrum soll es künftig neben der Impfstraße für den Impfstoff Biontech, die zunächst von Über-80-Jährigen benutzt wird, eine zweite Impfstraße geben. Die Termine für Letztere übernimmt nicht die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, sondern die Stadt selbst. Ob sich durch die Zulassung des Impfstoffs der Firma Astrazeneca künftig generell etwas an der bisher angedachten Impfreihenfolge ändern wird und Menschen unter 65 Jahre schon früher geimpft werden können, sei aktuell noch unklar. „Zunächst werden die Personen aus den priorisierten Berufsgruppen geimpft. Sollten wir künftig noch mehr von dem Astrazeneca-Impfstoff bekommen, denken wir weiter“, sagt Nießen.

Herdenimmunität bis Ende September

Bei der Experten-Konferenz vergangenen Freitag hat sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema „Impfstrategie“ auseinandergesetzt. Dabei kam heraus, dass die Herdenimmunität, für die etwa 70 Prozent der Kölnerinnen und Kölner geimpft werden müssen, am 21. September erreicht werden könnte. Allerdings unter den Voraussetzungen, dass erstens genügend Impfstoff zur Verfügung steht und zweitens täglich 8000 Personen geimpft werden.

Für Letzteres würde die aktuelle Kapazität des Impfzentrums nicht reichen, da hier lediglich 5000 Menschen pro Tag geimpft werden können. Allerdings könne die Fläche des Zentrums in der Messe bei Bedarf ausgeweitet werden, sagt Christian Miller, Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr. „Wir müssen die Kapazitäten an das anpassen, was möglich ist.“ Die Auswertung der Arbeitsgruppe hat ergeben, dass bei mehr als 5000 Impfungen am Tag, eine mögliche dritte Welle verhindert werden könnte. „Das zeigt, dass die Impfung eine sehr mächtige Waffe im Kampf gegen Corona ist“, so Miller.

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