Buchvorstellung in KölnDas daoistische Geheimnis im Kölschen Grundgesetz

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Ein Mann hält ein Buch in der Hand und lächelt in die Kamera.

Michael Wittschier hat sein neues Buch „Dao de Colonia“ vorgestellt.

Von den Gemeinsamkeiten des „Kölschen Grundgesetz“ und dem Daoismus handelt das Buch „Dao de Colonia“ von Michael Wittschier.

So zeitlos die rheinische Lebensart und nahezu universell gültig ihre in den elf im „Kölschen Grundgesetz“ verewigten Regeln auch scheinen mögen: Die fernöstliche Lehre des Daoismus (auch Taoismus) hat einige Jahrhunderte Existenz mehr vorzuweisen.

Dass diese beiden Lehren trotz der großen Distanz zwischen China und dem Rhein – im Flugzeug beträgt die Reisezeit rund 20 Stunden –, durchaus zahlreiche Parallelen bieten, das arbeitet Michael Wittschier, ehemaliger Lehrer, Philosophie-Didakt und Autor im Kölner Greven-Verlag, gleichzeitig tiefsinnig und mit viel Humor in seinem neuen Buch heraus. „Dao de Colonia“ heißt das in Notizbuchformat erschienene Werk, es trägt den Untertitel „Das Kölsche Grundgesetz und sein daoistisches Geheimnis“.

Parallelen zwischen Kölschem Grundgesetz und Daoismus

„Zunächst haben wir uns sehr skeptisch mit der Idee auseinandergesetzt, aber bereits nach kurzer Zeit fiel auf, mit wie viel feinem Gespür und philosophischem Sachverstand der Verfasser vorgegangen ist“, sagt Verlagsleiter Damian van Melis am Freitag bei der Buchpräsentation im Greven-Haus an der Neue Weyerstraße gemeinsam mit dem Autor sowie Dagmar Hänel, Expertin für die rheinische Alltagskultur beim Landschaftsverbands Rheinland (LVR).

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch, im Hintergrund steht ein Bücherregal.

Autor Michael Wittschier und Dagmar Hänel, Expertin für die rheinische Alltagskultur, sprachen gemeinsam über das neue Buch.

„Das Kölsche Grundgesetz und die altchinesischen Weisheiten von Lao Zi (auch Laotse) und anderen fernöstlichen Denkern weisen bei genauer Betrachtung etliche Gemeinsamkeiten auf, die den Weg (Dao) zu neuen, interessanten Einsichten in die tiefere rheinische und fernöstliche Lebensphilosophie eröffnen“, hebt Hänel hervor, die das Buch als Erstleserin bei Greven bewertet. Ob es um Toleranz gegenüber Anderen („Jede Jeck is anders“), den Einklang mit dem Kosmos („Et es, wie et es“) oder innere Gelassenheit („Et hätt noch immer joot jejange“) gehe, die daoistische Weisheitslehre finde sich überall und das zeige, dass Akzeptanz und Anpassung in Köln über Frust und Resignation stünden.

Michael Wittschier erläutert in seinem Buch mit Anekdoten des Alltags, was das „Tun ohne Tun“ des Laotse mit maroden Rheinbrücken zu tun hat oder zeigt anhand szenischer Dialoge, wie zentrale Hilfestellungen chinesischer Philosophen wie Zhuang Zi oder Meng Zi gegen das Aufkommen von Hysterie hier ihre „typisch kölsch-daoistische“ Ausprägung finden. Etwa am Beispiel eines Verkehrsunfalls am Kölner Neumarkt zur Karnevalszeit, bei dem sich ein Auto überschlägt, wieder auf den Rädern landet und von einem Jeck kommentiert wird mit: „Normaal, mer han doch Fastelovend!“

Kölner Autor auf den Spuren des Daoismus

Es ist ein äußerlich schlichtes Buch – in Rot und Weiß gehalten und mit seinem Format „bestens geeignet, um es unterwegs dabei zu haben und sich immer wieder in rheinisch-fernöstlicher Philosophie aufzufrischen“, betont Rezensentin Hänel. Für Autor Wittschier stellt sein neues Werk einen „interkulturellen Dialog“ dar.

Zwölf Jahre lang sei er den Spuren des Daoismus über verschiedene Autoren gefolgt. „Fasziniert hat mich vor allem die Annahme eines sogenannten Herzgeistes, der unabhängig von der körperlichen Gestalt existiert und existenziell in jedem Menschen wirkt“, sagt der 70-Jährige, mit dessen Buch „Basiswissen Abitur – Philosophie“ sich seit 2006 viele Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen erfolgreich auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten konnten. „Das Herz im Zentrum aller Dinge zwischen Himmel und Erde“, so die Analyse Wittschiers, „diese Weltsicht teilen Daoisten doch mit den Menschen hier in Köln.“


Weitere Informationen zur Inhalt, Verfügbarkeit und Preis des Buches „Dao de Colonia“ auf den Internetseiten des Verlags.

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