Kölner EbertplatzPolitiker diskutieren über den Abriss der unterirdischen Passage

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Der Kölner Ebertplatz

Köln – Die Neugestaltung am Ebertplatz soll nach Jahren immer neuer Verzögerungen nun endlich Gestalt annehmen. Die Politiker im Stadtentwicklungssauschuss des Stadtrats beschäftigen sich am Donnerstag damit, wie es weitergehen soll. Bislang war stets die Rede davon, zwei Varianten weiter zu planen. Die eine sieht vor, die unterirdische Passage auf der Westseite – in der sich derzeit vor allem Kunsträume befinden – zu sanieren und in den neu gestalteten Platz zu integrieren. Die andere basiert darauf, die Passage abzureißen, das vorhandene Loch zuzuschütten und den Platz auf die Ebene der umliegenden Straßen anzuheben.

Die Idee eines ebenerdigen Ebertplatz hatte bereits der ehemalige Baudezernent Franz-Josef Höing verfolgt – wie aus dem Rathaus zu hören ist, soll das Baudezernat diesen Ansatz bis heute favorisieren. Auch in den Reihen von SPD, CDU und FDP finden sich viele Befürworter dieser Lösung. Wie zu erfahren war, hat jetzt auch bei den Grünen eine Diskussion darüber eingesetzt, die Variante mit Erhalt der Passage nicht weiterzuverfolgen. Ein Argument laute, dass eine Prüfung der Betonsubstanz viel zu lange dauern und somit die Neugestaltung weiter verzögern würde, heißt es. Mit der Passage würden die unübersichtlichen Angsträume verschwinden, die den Ebertplatz bundesweit negative Schlagzeilen brachten. Denn der zentrale Platz unweit des Hauptbahnhofs hat sich seit Jahren zu einem bekannten Umschlagplatz für Drogen entwickelt. Zwei junge Männer starben dort nach gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Bürgerverein fordert unabhängiges Gutachten

Beim Bürgerverein Eigelstein, der sich für die Wiederbelebung des Ebertplatzes eingesetzt hat, sorgt die Aussicht auf eine politische Entscheidung für einen ebenerdigen Platz für Unverständnis. „Nach 20 Jahren kommt es jetzt auf ein Jahr mehr oder weniger auch nicht mehr an“, sagt der Vorsitzende Burkhard Wennemar. Er halte es weiterhin für wichtig, wie bislang geplant beide Varianten weiter zu verfolgen. „Wir benötigen ein unabhängiges Gutachten, das bewertet, ob sich der Beton der Passage zu einem vernünftigen Preis sanieren lässt oder nicht“, so Wennemar. Ein Abriss ohne diese Einschätzung wäre aus seiner Sicht ein fatales Signal in Richtung der Bürgerbeteiligung. Der Bürgerverein hatte zuletzt vorgeschlagen, den Durchgang zu verglasen und als kulturelle Veranstaltungsstätte zu nutzen.

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Das Schicksal der Passage war bereits besiegelt, doch nachdem im Oktober 2017 ein 22-Jähriger aus Guinea bei einer Messerstecherei sein Leben verlor, entwickelte sich vor Ort eine außergewöhnliche Bürgerbeteiligung, um den Platz wieder mit Leben zu füllen. Eine bedeutende Rolle spielten dabei die Künstlerinnen und Künstler, die in den Ladenlokalen in der Passage Ausstellungen organisieren und den Angstraum positiv besetzen. Das führte bei der Politik insoweit zum Umdenken, als dass ein Erhalt des unterirdischen Durchgangs wieder ein ernsthaftes Thema wurde.

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„Das ist eine vorbildliche Bürgerbeteiligung, die jetzt nicht einfach zugeschüttet werden darf“, sagt Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Innenstadt. Er halte es für klug, zunächst den Dialog mit den Menschen vor Ort zu suchen, die sich seit Jahren für den Ebertplatz engagieren.

„Wir prüfen alle Varianten“, sagt Sabine Pakulat (Grüne), Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses. Sie halte es für sinnvoll, sich alle Fakten genau anzuschauen und dann eine Entscheidung zu treffen.

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