3D-KunstwerkNeue Minigolf-Anlage in Köln macht Besuch im Weltall möglich

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Minigolfbahnen im Weltall

Köln – Der Weg ins All ist neuerdings nicht mehr weit, wenn man seinen „Flug“ von der Startrampe Belgisches Viertel beginnt. Nicht Cape Canaveral ist die Basis, sondern die Aachener Straße 68, gepflegtes Hipster-Outfit ersetzt den Raumanzug, statt der Kälte des Weltalls erwartet einen Zimmertemperatur.

Der optische Eindruck ist phantastisch

Der optische Eindruck ist dennoch phantastisch: ausgestattet mit einer Spezialbrille erlebt man dreidimensional ferne Galaxien, scheint durch Meteoritenhagel zu schweben, passiert rotierende Planeten und eine sprayende Astronautin, sieht in der Ferne andere Raumschiffe – und stolpert über eine Minigolfbahn, wenn man nicht aufpasst, weil man gerade jedes Gefühl für Raum und Zeit verliert.

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Geschäftsführer Sven Petersen entwickelte das UV-Lichtkonzept.

Sven Petersen grinst, er kennt die Wirkung der „Glowing Rooms“, seiner 3D-Schwarzlicht-Minigolfanlage, weiß um die perfekte Illusion, die seine Besucher erwartet, wenn sie eintauchen in die faszinierende „Lost World“, eine Dschungellandschaft mit Wasserfällen, wilden Tieren und über den Boden schwebenden Quallen und plötzlich aus dem Wasser springenden Fischen. Oder wenn sie die „Cyber City“ durchstreifen, eine multinationale Stadt der Zukunft, deren detailreiche, perspektivische Darstellung einer schier unendlichen Raum schaffen, an dessen Horizont zwischen Wolkenkratzern auf einmal ein Feuerwerk aufleuchtet.

Alles zum Thema Aachener Straße (Köln)

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Auch Minigolfball und Schläger scheinen zu leuchten.

Angesichts des visuellen Überreizes gerät das Minigolf zur Nebensache, auch wenn die Bahnen deutlich erkennbar sind. Schläger und Bälle erstrahlen leuchtend im UV-Licht, die Hindernisse sind allerdings nicht immer sofort erkennbar: eine verlorene Musikkassette ist nur aufgemalt, kleine Gesteinsbrocken in der Schwärze des Alls dagegen fast unsichtbar. „Das Spielen haben wir bewusst erschwert, um das Erlebnis noch zu steigern“, sagt Petersen, der mit seinem Mitgeschäftsführer Frank Spalke mittlerweile vier dieser Anlagen betreibt: in Ehrenfeld, Dortmund, Düsseldorf und ganz neu hier im Belgischen Viertel.

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Lichter der Großstadt

„Hier sind wir der Perfektion sehr nahe“, sagt der gelernte Kameramann voller Stolz. Der Weg dahin war lang und steinig. Allein rund hundert Tonnen Schutt mussten beim Entkernen der Räume, die früher einen Discounter, später einen Asiamarkt beherbergten, entfernt werden. Die Räume wurden in einer Produktionshalle nachgebaut, wo dann die Holzplatten bei Schwarzlicht bemalt wurden, bevor man sie an der Aachener Straße einbaute. Rund viertausend Arbeitsstunden benötigten „die besten UV-Licht-Maler der Welt dafür“, so Petersen. Die Künstler Eugen Schramm und Thomas Klukas hätten ein Meisterwerk abgeliefert. Die Ästethik ist eine bunte Mischung aus Street Art Elementen, asiatischem Kitsch, den legendären „Yes“-Covern aus den 70er Jahren oder den dauerverregneten nächtlichen Großstadt-Bildikonen aus Ridley Scotts Film „Blade Runner“. Einschließlich zahlloser kleiner Details und Anspielungen, die man erst nach und nach entdeckt.

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Dschungel, Wasserfälle und wilde Tiere

Die 3D-Wirkung beruht auf Prismen. Damit können Farben unterschiedlich stark gebrochen werden. Die 3D Brillen in den Glowing Rooms enthalten mehrere, spezielle Sichtfolien, die aus mikroskopisch kleinen Prismen bestehen. Diese lenken Licht in verschiedenen Stärken auf unterschiedliche Stellen des Auges ab. Unser Gehirn geht jedoch von geraden Lichtstrahlen aus und so rücken einzelne Bildelemente in unserer Wahrnehmung in unterschiedliche Entfernungen.

Nachhaltiges Lichtkonzept

Auch am Lichtkonzept habe man jahrelang getüftelt. Statt der UV-Röhren, die sehr anfällig waren und viel Strom verbrauchten, wurden LED-Strahler entwickelt. „Wir setzten auf Nachhaltigkeit“, sagt Sven Petersen, den Stromverbrauch habe man so auf zehn Prozent reduziert, der Effekt für die Besucher sei viel besser, weil sie nicht mehr geblendet würden. Gut versteckte Laserprojektoren bringen dann noch Bewegung in die ansonsten statischen Bilder, etwa wenn das Wasser im Fall eben fällt.  

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Nasse Füße bekommt man beim Minigolf dennoch nicht, auch wenn die Optik diese Erwartung schürt. Für die 18 Bahnen benötigt man etwa 60 bis 90 Minuten. Es gibt Getränke und einen Barbereich am Eingang, der sich mehr an der hippen Gastronomie der Nachbarschaft orientiert als am Weltall. Die neue Anlage ist ab sofort geöffnet, Reservierungen erforderlich.

Glowing Rooms Köln-City, Aachener Straße 68, Tickets Mo-Do 10 Euro, Fr-So 12 Euro, Kinder bis 12 Jahre 8 Euro. Öffnungszeiten variabel, derzeit Mo-Do 15-21 Uhr, Fr-So 14-23 Uhr sowie nach Absprache.

www.glowingrooms.com

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