Grüne beantragen AkteneinsichtKeine Einigung im Streit um neuen Direktor des Kölnischen Stadtmuseums in Sicht

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Philipp Hoffmann soll laut OB Reker das Stadtmuseum leiten.

Philipp Hoffmann soll laut OB Reker das Stadtmuseum leiten.

Wird er Leiter des Stadtmuseums oder nicht? Um Philipp Hoffmann wird es nicht ruhiger. Die Grünen haben eine überraschende Entscheidung getroffen. 

Die Grünen-Fraktion lädt Philipp Hoffmann ein, sich der personell stärksten Fraktion im Kölner Stadtrat vorzustellen. Das teilte Fraktionschefin Christiane Martin am Donnerstagmorgen mit. In der Fraktion soll Hoffmann sein Konzept präsentieren, wie er das Kölnische Stadtmuseum (KSM) in den nächsten Jahren führen will.

Hoffmann ist der Wunschkandidat von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), doch aufgrund von Zweifeln am Auswahlverfahren und an Hoffmann selbst hatte der Hauptausschuss die Wahl am 14. August vertagt. Zuvor hatte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow, das Ergebnis des Verfahrens und damit Hoffmann als „alles andere als optimal“ bezeichnet.

Martin will Schritt für Schritt vorgehen

Christiane Martin sagte am Donnerstag: „Die Fraktion hat mehrheitlich entschieden, dass Herr Hoffmann sich bei uns vorstellen soll.“ Die Vorstellung ist laut Martin ergebnisoffen, danach gehe es laut ihrer Aussage „Schritt für Schritt“. Ein möglicher Termin ist die Fraktionssitzung nächsten Mittwoch.

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Martin kündigte an, Akteneinsicht bei der Verwaltung zum Verfahren zu beantragen, um Klarheit zu gewinnen. Auch der Förderverein hat ein neues Verfahren erbeten, er fürchtet, dass „eine aktuelle Besetzung der Direktion auf Basis des bisherigen Verfahrens juristisch nicht haltbar sein wird“.

Erste Kandidatin sagte Stadt ab

Tatsächlich dauert die Suche nach einem Nachfolger von Mario Kramp schon mehr als ein Jahr, der ersten Wunschkandidatin sagte die Stadt kurz vor Schluss noch ab, nachdem ihr Medienberichte über den problematischen Umgang mit öffentlichen Geldern aufgefallen waren. Aus den verbliebenen zwei Kandidaten wählte sie Hoffmann aus, doch nachdem sie ihn vier Tage vor der Ausschusssitzung der Öffentlichkeit vorstellte, kritisierte Thomas Müller, Vorstandsmitglied des Fördervereins, Hoffmann als „typisches kölnisches Partei- und Karnevalsgewächs“.

Hoffmann ist CDU-Mitglied und Geschäftsführer des Vereins Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, der unter anderem die Schull- und Veedelszöch an Karneval organisiert. Seit März 2022 arbeitet er als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen in Bonn, zuvor leitete Hoffmann zehn Monate das dortige Stadtmuseum und war davor auch im KSM tätig. Ein Thema ist auch, ob er die geforderte dreijährige Leitungsfunktion mitbringt.

Brisante Personalie

Die Personalie ist besonders brisant, weil Hoffmann CDU-Mitglied ist und die Grünen mit CDU und Volt im Mehrheitsbündnis im Rat sind. Um sich Zeit zu verschaffen, vertagte das Gremium am 14. August die Wahl, nur die drei CDU-Politiker der 14 stimmberechtigten Mitglieder stimmten dagegen. Die Grünen verfügen mit vier der 14 Mitgliedern über den größten Block, deshalb ist ihre Position besonders wichtig. Hoffmann hielt danach seine Kandidatur aufrecht.

Bei der FDP stellt Hoffmann sich am Samstag vor, bei der CDU war er am vorigen Montag. SPD, Linke und Volt wollen Hoffmann aus unterschiedlichen Gründen nicht einladen. Die nächste reguläre Sitzung des Hauptausschusses findet am 13. November statt. Sollte sich eine absehbare Mehrheit für Hoffman finden, ist auch eine Sondersitzung möglich. 

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