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Kölner IG-Vorsitzender„Wir können uns die Severinstraße als Fußgängerzone vorstellen“

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Karl-Heinz Walter, der neue Vorsitzende der IG Severinstraße, ist Südstädter mit Leib und Seele. 

  • Karl-Heinz Walter hat alle politischen Ämter abgegeben - und engagiert sich jetzt voll und ganz für seine Südstadt.
  • Jetzt ist er Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Severinstraße und hat viele Ideen, wie das Veedel noch schöner und sicherer werden kann.
  • Von einer Fusion seiner Interessengemeinschaft und der konkurrierenden Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Straße/Chlodwigplatz hält er nichts.

Köln – Die Zeichen stehen auf Versöhnung. Wenn es nach Karl-Heinz Walter geht. Der ist seit kurzem Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Severinstraße und möchte aus dem – vornehm ausgedrückt – zerrütteten Verhältnis der IG zur Aktionsgemeinschaft rund um Bonner  Straße/ Chlodwigplatz (ABC) ein Miteinander machen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten. Es ist wohl kein Nachteil, dass Walter in beiden Gemeinschaften Mitglied ist. Eine Fusion von IG und ABC hält Walter jedoch den falschen Weg.

Zwei gegensätzliche Südstadt-Straßen

Die Severinstraße unterscheide sich grundsätzlich von der Bonner Straße. „Sie ist die Straße des täglichen Bedarfs. Hier finden Sie Metzger, ein Fischgeschäft, einige Bäcker. Die Bonner Straße dagegen hat mittlerweile sehr viele hochwertige gastronomische Adressen.“

Und es gebe auch deutlich sichtbare Unterschiede zwischen der Altstadt-Süd auf der einen und der Neustadt-Süd auf der anderen Seite der Wälle. „Die Architektur der Neustadt ist viel wuchtiger und größer als die in der Altstadt.“

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Und auch das Publikum sei ein anderes. „Die einen trinken Em Scheffge ihr Kölsch, die anderen im Mainzer Hof. Die können sie nicht vergleichen.“ Und deshalb hält Walter auch nichts davon, das Konzept des „Längsten Desch“ zu ändern, das immer mal wieder in der Kritik steht. Die IG ist Veranstalterin des Volksfestes.

Der Bus muss weg vom Chlodwigplatz

Wir starten unseren Spaziergang auf dem Chlodwigplatz. „Der Bus muss weg“, fordert Walter unmissverständlich: Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen für Fußgänger und Radfahrer. Außerdem fährt der Bus die Platten kaputt, die auf der Ostseite des Platzes verlegt sind.“ Der IG-Vorsitzende hält es für zumutbar, dass die Buslinien 106 und 132 vor dem Rewe an der Bonner Straße enden und die Leute mit der Stadtbahnlinie 17 weiterfahren. „Die Lücke zwischen Severinsbrücke und Heumarkt schließen wir mit einem Pendelbus.“

Die Ringbänke auf dem Chlodwigplatz seien ein Erfolg: „Es ist wichtig, dass Menschen sich hier aufhalten können, ohne konsumieren zu müssen. Nichtsesshafte gehören zum Severinsviertel seit langem dazu. Um die Ecke liegt das Johanneshaus. Dort schlafen die, die am Tag auf dem Chlodwigplatz sitzen.“ Mit dem Chlodwigplatz verbindet Walter auch eine ganz persönliche Geschichte: „Da, wo jetzt der Geldautomat ist, war früher der Eingang eines wunderbaren Kinos. Das hieß Roxy. Da habe ich damals alle Fantomas-Filme gesehen.“

Zwei Straßen für 50 000 Menschen

Die Bonner und die Severinstraße sind die Schlagadern von Alt- und Neustadt-Süd: „Die beiden Straßen versorgen 50 000 Menschen“, weiß Walter. Es müsste mehr Fahrradabstellplätze geben, fordert der IG-Vorsitzende. Walter kann sich vorstellen, jeden fünften Autoparkplatz für Fahrräder zur Verfügung zu stellen.

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Was hält die IG eigentlich von der Severinstraße als Fußgängerzone? „Wir können uns das vorstellen. In Abschnitten und zeitweise“, sagt Walter. Zum Beispiel zwischen Torburg und Severinskirchplatz. Oder woanders, und dann zum Beispiel von 9 bis 19 Uhr: „Da ist vieles im Fluss.“ Das trifft auch für den Branchenmix auf der Severinstraße zu: „Wir haben uns lange einen Fahrradladen gewünscht. Jetzt haben wir drei. Es gibt einige sehr schöne Cafés. Ich vermisse einen Haushaltswaren- und einen schönen Schreibwarenladen.“

Ein Management für die Severinstraße

Wäre es eine Überlegung wert, die Straße von einem Management verwalten zu lassen wie ein Einkaufszentrum? „Im Prinzip eine gute Idee.“ Da käme dann wohl die Immobilienstandortgemeinschaft (ISG) ins Spiel. Darin haben sich die Immobilieneigentümer entlang der Severinstraße zusammengeschlossen. Die zahlen Geld, das dafür verwendet wird, um die Straße attraktiver zu machen.

Für die vergangenen drei Jahre standen 300 000 Euro zur Verfügung. Mit dem Geld wurden zum Beispiel die Bäume in den Kübeln, die Bronzeplatten mit der Smartphone-App zur Geschichte des Veedels und die Weihnachtsbeleuchtung finanziert.

„Für eine Straße wie die unsere ist Flair extrem wichtig“, sagt der IG-Vorsitzende. Er hofft für 2021 auf eine Neuauflage der ISG für weitere drei Jahre. „Wenn die 30 Prozent ihres Budgets für ein Management der Straße ausgäbe, wäre das doch mal ein Wort“, sagt Walter, dessen IG eng mit der ISG zusammenarbeitet.

Einige Händler und Hauseigentümer haben in den vergangenen Jahren kräftig investiert. „Beispiele sind das Löwen-Kaffee und das ehemalige Haus von Zoo Bluhme.“ An der Severinstraße haben die Mieten angezogen. Im sanierten Altbau wohnt man auch mal für 18 Euro pro Quadratmeter. Es gibt allerdings auch Bauten, deren Substanz eher nach Abriss als Sanierung verlangen.

Stadt Köln soll mehr Druck ausüben

„Da gibt es Erben, die in den USA wohnen. Oder Erbengemeinschaften, die heillos zerstritten sind. Und es gibt Eigentümer, die schlicht kein Geld zum Investieren haben“, sagt Walter. Er wünscht sich, dass die Stadtverwaltung mehr Druck ausübt. Alles in allem sieht er die Straße auf einem guten Weg.„Dass die Straße so eng ist, ist Fluch und Segen. Hier können Sie problemlos die Seite wechseln. Versuchen Sie das mal auf der Venloer oder der Dürener. Das macht den Charme der Severinstraße aus.“ Und für die Zukunft prophezeit der IG-Vorsitzende goldene Zeiten: „Wenn in einigen Jahren die Nord-Süd-Bahn fertig ist, können Sie am Anfang, in der Mitte und am Ende der Vringsstroß ein- und aussteigen. Dann starten wir durch.“

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