Kölner MelatenfriedhofAuf ein Wiedersehen im Fußballhimmel

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Die Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus auf dem Melatenfriedhof ist Schauplatz einer Wanderausstellung „Abpfiff – wenn der Fußball Trauer trägt“.

Die Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus auf dem Melatenfriedhof ist Schauplatz einer Wanderausstellung „Abpfiff – wenn der Fußball Trauer trägt“.

Köln – Ein Fanschal um den Grabstein, ein Sarg mit FC-Wäsche ausgekleidet und eine Urne in Fußballform – das sind drei Exponate in der Ausstellung „Abpfiff – wenn der Fußball Trauer trägt“. Sie ist von Donnerstag, 20. Juni, an in der St. Maria Magdalena und Lazarus-Kapelle auf dem Melatenfriedhof zu sehen.

Das berühmte Zitat des ehemaligen schottischen Fußballspielers und Trainers Bill Shankly drückt es vielleicht am treffendsten aus: „Einige Leute halten Fußball für eine Frage von Leben und Tod. Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht. Ich versichere Ihnen, dass es viel, viel wichtiger als das ist.“

Eine Urne

Eine Urne

Natürlich ist auch dieser Ausspruch neben vielen anderen Zitaten in der Ausstellung zu sehen. Die Kölnerin Christa Becker fasste damit die Themen Fußball und Tod zusammen. Vor einem Jahr wurde sie erstmals einem Fachpublikum aus der Bestatterbranche präsentiert. Dort wurde auch Lutz Pakendorf, Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner auf die multimediale Schau aufmerksam.

Alles zum Thema Wolfgang Niedecken

Mustergrabstelle auf Melaten

Mustergrabstelle auf Melaten

„Wir sind immer bestrebt, neue Wege zu gehen. Wir sehen uns als Unterstützer der Bürger, wenn es um individuelle Trauerarbeit geht“, sagt Pakendorf. Gräber, wie sie beispielhaft vor der Kapelle angelegt seien, sollen die Möglichkeiten zeigen. Sie umzusetzen sollte im Idealfall schon zu Lebzeiten entschieden werden.

Die Ausstellung rücke das Thema aus der Tabuzone. Wenn es um den Tod im Fußballumfeld geht, so Becker, entwickelt so manche Fanszene eigene Ausdrucksformen. Die Erinnerungskultur in der Stadionkurve wird besonders gewürdigt. Die Ausstellung zeigt unter anderem Bilder von Choreographien zu Ehren verstorbener Idole oder auch besonderer Fans. Oftmals ist es dabei so, dass gegnerische Anhänger darin einbezogen sind. „Im Angesicht des Todes überwindet Solidarität die Rivalität“, sagt Christa Becker.

Anders als bei der letzten Station der Ausstellung in der Fußballakademie Nürnberg wird Probeliegen wird in der Friedhofskapelle nicht möglich sein.. Im ausgestellten Sarg liegt am Kopfende ein Flachbildschirm, auf dem Interviews mit Fußballfans zu sehen sind, die unter anderem über ihrem Fußballhimmel sprechen. Darunter Prominente wie Wolfgang Niedecken. Becker berichtet, dass er sich den Himmel so vorstelle, dass er ganz nah bei seinen Idolen Hans Schäfer und Heinz Flohe sei.

Urne (oben) und Grabfeld

Urne (oben) und Grabfeld

Die Idee zur Ausstellung kam der Werbetexterin, als sie hörte, dass ein Teil des alten Stadions von Arsenal London zu einem Fanfriedhof umgewidmet worden war. Gespräche mit Bestattern ließen sie ahnen, wie stark Vereinsliebe eine Trauerzeremonie prägen kann. Vom Bestatter Christoph Kuckelkorn erfuhr sie, dass wohl Tausende von Plüsch-Geißböckchen in Kölner Friedhofserde ruhen mögen.

Die Ausstellung ist von 20. Juni bis zum 7. Juli, jeweils 14 bis 18 Uhr in der Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus am Eingang Aachener Straße des Melatenfriedhofs zu sehen.

www.abpfiff.net

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