AboAbonnieren

„Geisterräder sind Mahnmale“Kölner Ride of Silence gedenkt Opfer von Fahrradunfällen

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Rund 75 Menschen nahmen an der Gedenkfahrt Ride of Silence in Köln teil.

Köln – Der Ortsverband Köln des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat am Samstagabend zum sechsten Mal eine Gedenkfahrt für die Menschen durchgeführt, die auf dem Fahrrad im Straßenverkehr der Stadt ums Leben gekommen sind. „In Köln stellen wir im Rahmen des Ride of Silence außerdem Geisterräder an den Unfallstellen auf“, sagt Christoph Schmidt, Vorsitzender des ADFC Köln und Mitglied im Bundesvorstand des Vereins. „Die weiß lackierten Geisterräder sind Mahnmale und Erinnerungsort zugleich, an denen Blumen und Kerzen abgelegt werden können.“

Ride of Silence in Köln: Zwei weitere Geisterräder aufgestellt

In diesem Jahr sind während der „Fahrt der Stille“ zwei weitere dieser „Geisterräder“ in Köln aufgestellt worden, eins davon in Nippes an der Kreuzung von Kempener Straße und Etzelstraße. Am 30. Juni 2020 war dort eine 78 Jahre alte Radfahrerin mit einer anderen Radfahrerin kollidiert und ist am15.Juli ihren Verletzungen erlegen. „Es sind immer wieder die Bereiche Unachtsamkeit und Nichteinhaltung von Regeln, die zu den traurigen Vorfällen führen“, fasst Schmidt die Ursachen für die Todesfälle im Verkehr zusammen, kurz bevor die Aktion am frühen Samstagabend gestartet worden war.

Zwar habe sein Verein in Kooperation mit der Stadt in Köln bereits durchaus beachtliche Erfolge bei der Eindämmung von Unfallursachen vorzuweisen. Vor allem die sogenannten freilaufenden Rechtsabbieger würden dem Radaktivisten zufolge zügig und deutlich zurückgebaut. „Aber in einer Stadt, in der die Verkehrsinfrastruktur 40 Jahre lang auf Autofahrer zugeschnitten worden ist, lässt sich nicht alles in wenigen Monaten verändern“, führt Schmidt aus.

Aktuell und seit langem benennt sein Verein die Luxemburger Straße als zentrale „und für Pendler mit allen Verkehrsmitteln bedeutende Strecke“, an dem ein Wandel in Köln dringend geboten sei. „Am 23. Juli vergangenen Jahres wurde auf der Luxemburger Straße auf Höhe des Klettenberggürtels eine 81-jährige Radfahrerin von einer unachtsam geöffneten Tür eines parkenden Autos getroffen.“, schildert Christoph Schmidt am Samstag den zweiten Todesfall, für den die Radler des ADFC am Samstag in Klettenberg ein weiteres Geisterrad aufgestellt haben. Denn kurz darauf war die Frau im Krankenhaus verstorben.

Zum Ride of Silence in Köln kamen 75 Menschen

Auf dem Platz vor der Agneskirche aus waren Schmidt und die Fahrrad-Aktivisten, die dem Aufruf des ADFC zum „Ride of Silence gefolgt waren, um 19 Uhr zu ihrer stillen Gedenkfahrt in Begleitung der Kölner Polizei aufgebrochen. Gegen 21 Uhr wurde die Aktion im Volksgarten beendet. Rund 75 Menschen hatten sich mit ihren Fahrrädern der Aktion angeschlossen, viele von ihnen weiß gekleidet. Insgesamt seien in Köln laut Schmidt, bereits mehr als 20 der weißen Mahnmale auf Rädern aufgestellt worden.

2021 in Köln: 1175 Radfahrer an rund 2800 Unfällen beteiligt

Der Verkehrsunfallstatistik der Polizei zufolge, sind im Jahr 2021 auf Kölner Stadtgebiet 2.874 Menschen bei einem Verkehrsunfall verletzt worden, 1175 Radfahrer waren beteiligt. Von diesen hatten 168 Menschen schwere Verletzungen erlitten. Ein Jahr davor sind im Kölner Straßenverkehr der statistischen Aufzeichnungen zufolge insgesamt 2.160 Radfahrende verunglückt, fünf kamen ums Leben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die stille Gedenkfahrt hat ihren Ursprung in den USA. Nachdem im Jahr 2003 ein Radfahrer in Dallas, Texas, im Straßenverkehr tödlich verunglückte, organisierten Freunde zur Erinnerung und Mahnung den ersten „Ride of Silence“. Inzwischen findet die Aktion in vielen Städten und Gemeinden weltweit im Mai statt, bei denen der am jeweiligen Ort im vergangenen Jahr im Verkehr getöteten Radfahrenden gedacht wird. Seit 2015 nehmen auch deutsche Städte teil.