Kommentar zum Kölner OpernchaosVerschleierung als Kölner Methode

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Oper Köln

Das Kölner Opernhaus.

Köln – Man hatte sich an die Zahlen gewöhnt: Die Opernsanierung wird viel teurer, und sie dauert viel länger. Das war lange klar. Doch nach der offiziellen Bekanntgabe erschrecken allein die nackten Zahlen dann doch noch einmal nachhaltig. Die Kosten haben sich von 2012 bis heute mehr als verdoppelt, der Bauzeitraum ist gleich dreimal so lang geworden. Kein Grund zum Feiern also, auch wenn die Pressemitteilung der Stadt so tut, als gäbe es einen. Da jubelt etwa Bühnendirektor Patrick Wasserbauer: „Wir haben das Beste aus der Dekade gemacht.“ Das Gegenteil ist richtig: Bis zu 570 Millionen Euro werden Oper und Schauspiel kosten – von der Elbphilharmonie in Hamburg ist Köln damit nicht mehr allzu weit entfernt. Und ob das Haus Ende 2022 wirklich schlüsselfertig ist, ist weiterhin alles andere als sicher.

Immerhin bleibt die Stadt ihrer Linie treu: Von Verantwortung ist weiterhin keine Rede. Wer das Debakel verschuldet hat, bleibt völlig unklar. Und wären es außerirdische Mächte, käme das der Verwaltung gerade recht. Diese Art der Verschleierung hat inzwischen Methode im zuständigen Kulturdezernat: Auch bei der gerade spontan um mehr als drei Jahre verlängerten Sanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) lieferte Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach keinerlei Begründung für das neuerliche Fiasko.

Dabei sollte man meinen, dass die Dezernentin aus dem kommunikativen Chaos um die erste Planänderung bei der Oper 2015 gelernt haben sollte. Nicht nur wegen unglücklicher Äußerungen („Ich habe hier nicht den Oberverantwortungshut auf“), sondern vor allem wegen mangelhafter Krisenkommunikation habe Laugwitz-Aulbach schon damals kurz vor der Ablösung gestanden, heißt es.

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Alles beim Alten

Die jüngsten Nachrichten aus dem Kulturdezernat zeigen indes, dass alles beim Alten geblieben ist. Der Unmut in der Kulturszene ist groß: Die Dezernentin, heißt es, handele völlig eigenmächtig – und in den entscheidenden Momenten tauche sie unerreichbar ab. Für ihren freihändigen Umgang mit der RGM-Sanierung wurde die Kulturverwaltung am Freitag sogar von OB Henriette Reker mit deutlichen Worten gerügt.

All diese Botschaften aus dem Rathaus sind schlechte Nachrichten mit Langzeitwirkung. Denn wer nur darum ringt, entstandene Schäden auszubessern, kann nicht mehr kreativ nach vorne denken und handeln. Genau das aber hat die Kulturstadt Köln bitter nötig.

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